Stadtteilzentrum bekommt Geld für Flüchtlingsprojekte
Neukölln. Das Stadtteilzentrum Neukölln will seine Hilfe für Flüchtlinge ausbauen. Um ihre Projekte vorzustellen, trafen sich Vertreter aus dem Norden und dem Süden des Bezirks am 4. März mit Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).
Das Nachbarschaftsheim Neukölln-Nord und das Selbsthilfezentrum Neukölln-Süd haben für dieses Jahr vom Land Berlin jeweils 20 000 Euro für die Unterstützung Geflüchteter bekommen. Das Geld soll dazu dienen, neue Angebote aufzubauen und die ehrenamtlichen Helfer zu unterstützen, zu koordinieren und zu informieren.
Das Motto lautet: „Zusammen neuköllnern für eine mitmenschliche Nachbarschaft“. „Wir haben einen Runden Tisch, an dem jede Menge Akteure sitzen“, sagt Carmen Schmidt vom Stadtteilzentrum Neukölln. Man wolle so dafür sorgen, dass sich Angebote nicht doppeln, darüber sprechen, was am dringendsten gebracht wird und Kerngruppen für die Notquartiere einteilen, eben einen Überblick bekommen, über die einzelnen Hilfeleistungen, die im Bezirk stattfinden.
Manchmal hilft wenig viel. So kommen – auf Vermittlung einer Mitarbeiterin des Projektes Lipschitz-Kids – zweimal in der Woche zwölf Flüchtlingsfrauen mit 17 Kindern aus der Turnhallen-Notunterkunft am Efeuweg ins Waschhaus-Café des Stadtteilzentrums. Hier kochen und essen sie so, wie sie es gewohnt sind. „Sie fühlen sich bei uns wohl; nun wollen wir sie mit unseren bestehenden Angeboten vertraut machen, und vor allem die Nachbarn mit ins Boot holen“, so Carmen Schmidt. Ihr Kollege Mohamed Nasser, Koordinator des Projekts „Ankommen in Südneukölln“ nennt ein anderes Beispiel. „Am Efeuweg gibt es fünf alleinerziehende Männer. Das ist für sie eine schwere und ungewohnte Situation, sie brauchen sehr viel Hilfe, und Angebote gibt es eigentlich nur für Frauen.“
Gemeinsame Sache
Das Nachbarschaftsheim im Norden des Bezirks kümmert sich unter anderem um die Bewohner der Notquartiere im alten C&A-Haus und in der Jahn-Sporhalle. Persönliche Kontakte zwischen Deutschen und Flüchtlingen werden groß geschrieben. Lailin Lumme leitet das Projekt „Startklar mit Freunden“. Dort gibt es zum Beispiel Tandem-Patenschaften: „Zwei Erwachsene treffen sich regelmäßig, suchen eine Wohnung, machen Behördengänge oder gehen einfach nur spazieren.“ Außerdem kommen Flüchtlinge und Ehrenamtliche einmal in der Woche zum „Sprachcafé“ zusammen: In entspannter Atmosphäre wird miteinander kommuniziert, gespielt oder auch Deutsch geübt. Bernhard Heeb, Geschäftsführer des Nachbarschaftsheims: „Wir versorgen die Paten und andere Ehrenamtliche mit Infos, bauen Hürden ab. Denn eins ist ganz klar: Der Kontakt mit Deutschen ist der beste Weg, um sich dazugehörig zu fühlen.“
Das Bezirksamt selbst hat die „Neuköllner Koordinierungsstelle für Flüchtlingsfragen“ aufgebaut. „Es ist in jede einzelne Abteilung beteiligt, denn unsere Aufgaben reichen ja vom Brandschutz in den Unterkünften, über die Einrichtung von Willkommensklassen in den Schulen bis zu Impfungen“, so Bürgermeisterin Franziska Giffey.
Unklare Zahlen
Wie viele Flüchtlinge zurzeit in Neukölln leben, wisse niemand. In den Notunterkünften seien es rund 1200, das ist die geringste Zahl in ganz Berlin. „Wir haben eben keinen Flughafen wie Tempelhof oder eine leer stehende Kaserne wie Spandau“, so Giffey. Aber sehr viele Menschen seien auch bei Verwandten oder Bekannten untergekommen und tauchen in keiner Statistik auf. Wenn sie sich anmeldeten, werde nicht nach ihrem Status gefragt. „Wir wissen aber beispielsweise über die Schulkinder aus unseren 56 Willkommensklassen, dass sehr viele in Privatwohnungen leben“, sagt sie. Tagsüber kämen auch Flüchtlinge aus anderen Bezirken und dem Umland nach Neukölln, hier gebe es schließlich die größte arabische Community, die ein wenig Geborgenheit verspreche. Das kann Mohamed Nasser bestätigen: „Die Sonnenallee kennen fast alle als ,arabische Straße'.“ sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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