Spitzenköche halten Foodtruck am Laufen
Suppenausgabe auf Rädern braucht in den nächsten Monaten dringend weitere Unterstützer
Ein Foodtruck ohne Food – vor dieser abstrusen Situation steht die gemeinnützige Gesellschaft Kubus. Es fehlt an Geld, um jede Woche rund 200 Portionen Suppe oder Eintopf für arme Menschen zu kochen. Dass der Truck trotzdem nicht auf dem Parkplatz steht, ist allein Berliner Spitzenköchen zu verdanken. Weitere Unterstützung wird jedoch dringend gebraucht.
Ende März auf dem Karl-Marx-Platz: An den Stehtischen löffeln einige Männer Eintopf mit Spitzkohl, Karotten und Pastinaken. Auf Wunsch gibt es eine Rinderragout-Einlage dazu. Die nahrhafte Speise zubereitet hat Florian Mennicken, Küchenchef im Kreuzberger Rutz Zollhaus. Gemeinsam mit Stellvertreter Gerrit Wensing hat er dafür gesorgt, dass im vergangenen Monat niemand an den beiden Standorten des Foodtrucks hungrig blieb – dienstags in Neukölln, mittwochs an der Cuvrystraße in Kreuzberg.
Von der Notlage hatte das Team von den Kollegen aus dem Friedenauer Restaurant Schmidt Z&KO. erfahren. Dort ist der Koch Ralf Zacherl Geschäftsführer. Er war im Februar in die Bresche gesprungen und hatte für die Bedürftigen gekocht. „Mal mit zwei Ansätzen, vegetarisch und fleischhaltig, mal mit nur einem. Dann gab’s zum Beispiel orientalische Linsencreme mit oder ohne Fleischtopping.“
Das Köche-wechsel-dich-Spiel hat Gernot Zessin in Gang gebracht, bei Kubus für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Anfang des Jahres wusste er nicht mehr, woher die notwendigen Lebensmittel kommen sollten. Das Budget der gemeinnützigen Gesellschaft war vom Senat arg zusammengestrichen worden. „Für den Januar hatten wir noch genug in der Tiefkühltruhe, aber danach wäre Schluss gewesen“, sagt er. Rund 60 000 Euro fehlten für dieses Jahr.
Ein Freund schlug vor, Ralf Zacherl zu fragen. Er kenne ihn, der sei gut drauf. Ein einziges entspanntes Telefonat und alles war klar. Zacherl hatte den Foodtruck sogar schon mehrmals im Einsatz gesehen. „Ein glücklicher Zufall. Ich wohne in der Cuvrystraße, ganz in der Nähe von der Wärmestube für Obdachlose. Da bringe ich ab und zu ausrangierte Sachen vorbei, Pfannen und so“, erzählt er. Und direkt davor macht der Foodtruck regelmäßig Station. „Toll, dass es diese Aktion gibt“, findet er.
Auf Dauer können aber weder er noch sein Team Suppe kochen. Er sei viel unterwegs, zudem ist das Personal in der Gastronomie knapp. So ist es auch im Kreuzberger Restaurant. Ralf Zacherl hat aber sein Netzwerk genutzt, und es ist vor wenigen Tagen gelungen, für April einen weiteren Kollegen zu aktivieren. Es ist der Sternekoch Thomas Kammeier. Zur Freude von Zessin, der aber trotzdem mit Sorge auf Mai und folgende Monate blickt. Aufgeben sei keine Option, denn der Bedarf an warmen Mahlzeiten wachse. Der Foodtruck, 2023 mit Geld aus dem Topf „Netzwerk Wärme“ angeschafft, könnte auch mehr Menschen versorgen. „Einen weiteren Ort pro Woche anfahren wäre locker möglich, vielleicht sogar zwei, wenn wir nur genug Mittel hätten“, sagt Zessin.
Daran ist momentan nicht zu denken. Erst einmal geht es darum, das bestehende Angebot aufrechtzuerhalten. Deshalb ist Zessin dankbar für Menschen, die eine Zeit lang einsteigen wollen, um zweimal pro Woche rund 30 Liter Suppe zuzubereiten – sei es für einen Monat oder länger. Um Abholung und Ausgabe müssen sie sich übrigens nicht kümmern. Dafür sorgen Langzeitarbeitslose, die bei Kubus an der Teupitzer Straße in Werkstätten beschäftigt sind.
Natürlich sind auch Spenden für das Projekt willkommen. Weitere Informationen gibt es telefonisch bei Gernot Zessin unter Tel. 0162 217 76 07 und auch im Internet unter https://kubus-berlin.de/foodtruck-kubus-suppentopf.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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