"Wirklich dramatische Lage": Ärztemangel: Stadträte wollen Mitsprachrecht und eigene Gesundheitszentren
Neukölln. Im Bezirk herrscht Ärztemangel, Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) spricht von einer „wirklich dramatischen Lage“. Gemeinsam mit seiner Lichtenberger Kollegin fordert er mehr Mitspracherecht der Bezirke. Außerdem plant er ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum.
„Seit meinem Amtsantritt 2009 ist die Situation immer schlechter geworden, die Bevölkerung wächst, die Ärztezahl nicht“, sagt Liecke. Besonders Nord-Neukölln sei stark unterversorgt, auch im Süden sehe es nicht gut aus. Dort leben viele ältere Menschen, die häufiger gesundheitliche Probleme haben. Sorgen macht Liecke vor allem der Mangel an Kinderärzten. Viele Eltern brächten ihre kranken Kinder in die ohnehin überlastete Rettungsstelle ins Klinikum Neukölln. „90 Prozent sind keine echten Notfälle“, so der Stadtrat. In Lichtenberg sieht ist es nicht viel besser aus. Das beweist eine neue Studie, die beide Bezirke in Auftrag gegeben haben.
Das Problem: Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) erlaubt nur eine bestimmte Zahl von niedergelassenen Ärzten in Berlin, Praxen ballen sich in gutsituierten Gegenden. Deshalb fordern Liecke und die Lichtenberger Gesundheitsstadträtin Katrin Framke (Linke) eine kleinräumigere Steuerung, die die Lage in den einzelnen Regionen berücksichtigt. Außerdem müsse der tatsächliche Bedarf an Ärzten neu berechnet werden.
„Und wenn die KV nichts tut, müssen wir eben etwas tun“, sagt Liecke. Die beiden Stadträte planen, in ihren Bezirken jeweils ein kommunales Versorgungszentrum mit angestellten Medizinern aufzubauen, ein Novum für Berlin. Ein Konzept ist in Arbeit. Favorisierter Standort in Neukölln wäre nahe des Klinikums an der Rudower Straße. Bis zur Realisierung rechnet Liecke mit rund drei Jahren. Mindestens zwei Ärzte würden für die Gründung gebraucht. Für sie müsste die neue Stelle so attraktiv sein, dass sie nach Neukölln kommen. Kinderarzt Steffen Lüder macht sich keine große Sorgen: „Viele Ärzte reizt eine Festanstellung, die ihnen vielleicht auch die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit gibt.“
Die Studie zur ärztlichen Versorgung ist auf https://goo.gl/LrFvvB zu finden. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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