Mehr Kontrollen, bessere Organisation
Bäder-Betriebe ziehen Zwischenbilanz
Ausweispflicht, Online-Tickets, Videoüberwachung: In Berlins Sommerbädern gelten seit 2023 neue Regeln. Kürzlich luden die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) ins Columbiabad ein, um eine Zwischenbilanz zu ziehen.
„Wir mussten uns besonderen Herausforderungen stellen, gerade hier in Neukölln“, sagt Bäderchef Johannes Kleinsorg. Im vergangenen Jahr hatte es hier nicht nur Schlägereien unter Badegästen gegeben, auch das Personal wurde angegriffen, bespuckt und beleidigt. Die Angestellten wollten die Zustände nicht mehr hinnehmen und gingen mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit.
Die BBB reagierten. Jetzt muss jeder ein Dokument mit Lichtbild vorzeigen, Taschen werden auf Glas oder Waffen kontrolliert, auch Brotmesser sind nicht erlaubt. Zäune wurden erhöht. In einigen Bädern laufen zudem Videoaufzeichnungen – in Neukölln, Kreuzberg, Pankow und am Insulaner. „Das Material wird nach 72 Stunden gelöscht, außer die Polizei fragt es an“, so Kleinsorg. In denselben Bädern (plus Humboldthain) ist es nur noch bis 10 Uhr möglich, Einzel- und Mehrfachkarten an der Kasse zu kaufen. Danach gibt es ausschließlich Online-Tickets, immerhin mit zehn Prozent Rabatt.
Der Vorteil: Der Einlass geht wesentlich schneller vonstatten. „Vorher hatten wir manchmal 300 Meter lange Schlangen vor der Tür, dann mussten die Leute zwei bis drei Stunden warten. Das machte so manchen aggressiv“, sagt Sven Ahrendt, seit 2010 stellvertretender Leiter des Sommerbads Neukölln. Die Stimmung habe sich eindeutig verbessert, auch wenn einige die Ausweispflicht nicht verstünden. „Aber wir erklären das und machen keine Ausnahme, auch nicht für Stammkunden.“ Außerdem gibt es ein komplett neues Sicherheitsteam, gesprochen wird neben Deutsch auch Englisch, Türkisch und Arabisch. Schließlich ist an heißen Tagen eine Mobile Wache der Polizei vor Ort, ansonsten kommt regelmäßig eine Streife vorbei.
Bisher ist es in diesem Jahr recht gut gelaufen. Berlinweit kam es laut Kleinsorg zu 38 Hausverboten und etwa 300 Verweisen für einen Tag, bei 570 000 Besuchern (Stand: 18. Juli). Das ist weniger als im Vergleichszeitraum 2023. Am Columbiadamm mag auch eine Rolle spielen, dass hier seit Beginn der Saison die Besucherobergrenze bei 1000 liegt. Der Grund: Das Sportbecken mit seinen 50-Meter-Bahnen musste wegen zu behebender Frostschäden geschlossen bleiben. Am 27. Juli öffnet es wieder, dann werden maximal 3800 Wasserfreunde eingelassen. Ob ein Bad ausgelastet ist, kann übrigens online abgefragt werden. Dort gibt es eine „Ampel“, wenn sie auf Rot springt, ist kein Reinkommen mehr.
Damit sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch außerhalb des Wassers austoben können, gibt es seit Mitte Juli in Neukölln zudem das Projekt „Sport im Freibad“. Betreut wird es von der Sportjugend Berlin. Ein „Soccer Cage“ lädt zum Kicken ein, Tischtennis, Trampolin springen und anderes ist ebenfalls möglich.
Die neuen Sicherheitsmaßnahmen lassen sich die BBB in diesem Jahr rund 1,6 Millionen Euro kosten. Auf die Frage, ob damit eine Erhöhung der Eintrittspreise einhergehen könnte, verneinte Kleinsorg: „Dafür gibt es keinerlei Gründe.“ Dass auch strengere Regeln nicht immer gegen Gewalt helfen, hat sich allerdings erst kürzlich wieder gezeigt. Am 20. Juli musste das Band an der Lipschitzallee in Gropiusstadt vorzeitig geschlossen werden. Grund war eine Schlägerei unter Jugendlichen.
Die aktuellen Regeln in den einzelnen Bädern und Neuigkeiten sind zu finden unter https://www.berlinerbaeder.de/.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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