Mehr Kontrollen, bessere Organisation
Bäder-Betriebe ziehen Zwischenbilanz

Sven Ahrendt ist stellvertretender Leiter des Columbiabads. Im Kiez kennt er sich bestens aus. "Zu uns kommen wirklich alle", sagt er. | Foto: Schilp
6Bilder
  • Sven Ahrendt ist stellvertretender Leiter des Columbiabads. Im Kiez kennt er sich bestens aus. "Zu uns kommen wirklich alle", sagt er.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Ausweispflicht, Online-Tickets, Videoüberwachung: In Berlins Sommerbädern gelten seit 2023 neue Regeln. Kürzlich luden die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) ins Columbiabad ein, um eine Zwischenbilanz zu ziehen.

„Wir mussten uns besonderen Herausforderungen stellen, gerade hier in Neukölln“, sagt Bäderchef Johannes Kleinsorg. Im vergangenen Jahr hatte es hier nicht nur Schlägereien unter Badegästen gegeben, auch das Personal wurde angegriffen, bespuckt und beleidigt. Die Angestellten wollten die Zustände nicht mehr hinnehmen und gingen mit einem Brandbrief an die Öffentlichkeit.

Die BBB reagierten. Jetzt muss jeder ein Dokument mit Lichtbild vorzeigen, Taschen werden auf Glas oder Waffen kontrolliert, auch Brotmesser sind nicht erlaubt. Zäune wurden erhöht. In einigen Bädern laufen zudem Videoaufzeichnungen – in Neukölln, Kreuzberg, Pankow und am Insulaner. „Das Material wird nach 72 Stunden gelöscht, außer die Polizei fragt es an“, so Kleinsorg. In denselben Bädern (plus Humboldthain) ist es nur noch bis 10 Uhr möglich, Einzel- und Mehrfachkarten an der Kasse zu kaufen. Danach gibt es ausschließlich Online-Tickets, immerhin mit zehn Prozent Rabatt.

Der Vorteil: Der Einlass geht wesentlich schneller vonstatten. „Vorher hatten wir manchmal 300 Meter lange Schlangen vor der Tür, dann mussten die Leute zwei bis drei Stunden warten. Das machte so manchen aggressiv“, sagt Sven Ahrendt, seit 2010 stellvertretender Leiter des Sommerbads Neukölln. Die Stimmung habe sich eindeutig verbessert, auch wenn einige die Ausweispflicht nicht verstünden. „Aber wir erklären das und machen keine Ausnahme, auch nicht für Stammkunden.“ Außerdem gibt es ein komplett neues Sicherheitsteam, gesprochen wird neben Deutsch auch Englisch, Türkisch und Arabisch. Schließlich ist an heißen Tagen eine Mobile Wache der Polizei vor Ort, ansonsten kommt regelmäßig eine Streife vorbei.

Bisher ist es in diesem Jahr recht gut gelaufen. Berlinweit kam es laut Kleinsorg zu 38 Hausverboten und etwa 300 Verweisen für einen Tag, bei 570 000 Besuchern (Stand: 18. Juli). Das ist weniger als im Vergleichszeitraum 2023. Am Columbiadamm mag auch eine Rolle spielen, dass hier seit Beginn der Saison die Besucherobergrenze bei 1000 liegt. Der Grund: Das Sportbecken mit seinen 50-Meter-Bahnen musste wegen zu behebender Frostschäden geschlossen bleiben. Am 27. Juli öffnet es wieder, dann werden maximal 3800 Wasserfreunde eingelassen. Ob ein Bad ausgelastet ist, kann übrigens online abgefragt werden. Dort gibt es eine „Ampel“, wenn sie auf Rot springt, ist kein Reinkommen mehr.

Damit sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene auch außerhalb des Wassers austoben können, gibt es seit Mitte Juli in Neukölln zudem das Projekt „Sport im Freibad“. Betreut wird es von der Sportjugend Berlin. Ein „Soccer Cage“ lädt zum Kicken ein, Tischtennis, Trampolin springen und anderes ist ebenfalls möglich.

Die neuen Sicherheitsmaßnahmen lassen sich die BBB in diesem Jahr rund 1,6 Millionen Euro kosten. Auf die Frage, ob damit eine Erhöhung der Eintrittspreise einhergehen könnte, verneinte Kleinsorg: „Dafür gibt es keinerlei Gründe.“ Dass auch strengere Regeln nicht immer gegen Gewalt helfen, hat sich allerdings erst kürzlich wieder gezeigt. Am 20. Juli musste das Band an der Lipschitzallee in Gropiusstadt vorzeitig geschlossen werden. Grund war eine Schlägerei unter Jugendlichen.

Die aktuellen Regeln in den einzelnen Bädern und Neuigkeiten sind zu finden unter https://www.berlinerbaeder.de/.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 571× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.