Tasmania überwintert im oberen Tabellen-Drittel
Wir erinnern uns: Am 16. Juni, dem letzten Spieltag der Vorsaison, hatten die Kicker aus dem Norden Neuköllns nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Türkiyemspor im Abstiegskampf die Nase vorn. Dabei war man nach einem 1:1 beim SC Gatow sogar auf Schützenhilfe des VfB Hermsdorf angewiesen, der mit einer Notelf - die meisten Spieler weilten zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrem Sommerurlaub - Türkiyemspor mit 4:2 niedergerungen hatte.
"Das war ein bisschen viel Aufregung", erinnert sich Tasmanias langjähriger Vorsitzender Detlef Wilde. So hatte man sich die erste Saison in Berlins höchster Spielklasse nach vierjähriger Abstinenz nicht vorgestellt. Vielmehr wollte man sich im gesicherten Mittelfeld positionieren. Etwas, dass die Truppe um das Trainergespann Abu Njie und Davor Krznaric nun - im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg - nachgeholt hat: Mit acht Siegen, drei Remis und fünf Niederlagen ist es sogar ein Platz im oberen Tabellendrittel geworden. Und damals wie heute verfügt die Mannschaft über eine herausragende Eigenschaft: eine richtig starke Offensive. Bereits in der Vorsaison hatte man mit 71 erzielten Treffern, obwohl nur auf Platz 15 gelandet, die viertstärkste Offensive der gesamten Liga. Maßgeblichen Anteil daran hatten die Angreifer Kevin Gempf, Jack Grubert und Vahit Engin, die allein 51 dieser Tore erzielt hatten.
Mit den 39 Toren in dieser Saison ist der SV Tasmania nach Hertha 03 sogar absolute Ligaspitze. Erneut hat das bereits erwähnte Stürmertrio daran seinen Anteil. Bezeichnend dafür war auch das letzte Spiel der Hinrunde, das man am 1. Dezember mit 5:2 gegen den Nordberliner SC gewonnen hatte. Zu diesem Sieg hatte Grubert zwei, Engin einen Treffer beigesteuert. Der Toptorjäger in diesem Jahr heißt aber Emre Demir. Der 21-Jährige konnte bereits elf Treffer erzielen.
"Wir wollen irgendwo zwischen den Plätzen fünf und neun landen", hatte Coach Abu Njie vor der Saison die mutige Marschroute ausgegeben. Es scheint, dass die Mannen aus dem Werner-Seelenbinder-Sportpark ihren Trainer erhört haben und endlich das Potential abrufen, das in ihnen steckt.
Auch deshalb darf man gespannt sein, was in der Rückrunde für den Traditionsklub noch möglich sein wird. Fakt ist: Die Berlin-Liga ist sehr ausgeglichen besetzt: Jeder kann jeden schlagen. Und einen Topfavoriten auf den Aufstieg scheint es nicht zu geben. Tasmania liegt zurzeit zehn Zähler hinter Tabellenführer Hertha 03 zurück. Und zu den Abstiegsrängen hat man sich ein Polster von elf Punkten zugelegt. Wichtig wird sein, auch zum Rückrundenbeginn Mitte Februar wieder gut aus den Startlöchern zu kommen. Ein älterer Zuschauer brachte es am Rande des Heimspiels gegen den Nordberliner SC auf den Punkt: "Die sollen einfach nur ordentlich Fußball spielen. Und ich möchte nie wieder so zittern müssen wie in diesem Sommer."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.