Berlins erster Miniwald angelegt
An der Oderstraße sollen 90 Gehölze auf engstem Raum wachsen
Das regnerische Wetter konnte die Mitglieder des Vereins TinyForestBerlin nicht abschrecken: Am 18. Februar rückten sie mit Spaten vor der Kinderwelt am Feld, Oderstraße 174, an. Dort pflanzten sie 90 Bäume und Sträucher auf dem Grünstreifen zwischen Rad- und Fußweg – ihren ersten Nanowald.
Drei kleine Flächen standen ihnen dort zur Verfügung. Rund 60 Zentimeter tief buddelten die Aktiven, um den Sandboden zu erreichen. Dabei galt es, viele große Schottersteine aus der Erde zu holen. Dann pflanzten sie Stieleichen, Schlehdorn, Feldahorn und Hundsrose, auch bekannt als Hagebutte. Alle sind etwa gleich hoch – unter einem Meter – und stehen eng beieinander. Das hat seinen Grund: „Sie streben gleichzeitig nach Sonnenlicht und wachsen deshalb sehr schnell“, so Tobias Sierig. Für einige der Gehölze wird es im Laufe der Zeit eng werden, sie sterben ab und liefern Dünger für die anderen. Dieser Vorgang wird „Selbstausdünnung“ genannt.
Die Miniwälder sollen den Kohlenstoffgehalt des Bodens erhöhen und dessen Qualität verbessern, sodass er gut Wasser speichern kann. So wird das Überschwemmungsrisiko bei starkem Regen vermindert. Die kleinen grünen Inseln in der Stadt dienen außerdem dazu, für kühlere Temperaturen im Sommer und für sauberere Luft zu sorgen.
Die Idee der Tiny Forests kommt aus Japan, in Frankreich und den Niederlanden gibt es bereits einige, seit 2020 auch in Deutschland. In Berlin ist das Projekt an der Oderstraße das erste offizielle in der Stadt. Eine vorherige Pflanzaktion in Friedrichshain war nicht ganz legal. „Wir hatten beim Bezirksamt angefragt und keine Antwort bekommen. Das hat mich so geärgert, dass ich den Verein gegründet habe“, so Sierig.
In Neukölln traf die Idee auf offene Ohren. „Unser Grünflächenamt hat nicht die Möglichkeit, diese Flächen aufwendig zu pflegen“, sagt Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Grüne), der ebenfalls zum Spaten griff. Er sei gespannt, wie das Ganze funktioniere, und finde es sehr gut, wenn Bezirk und Zivilgesellschaft für mehr Grün zusammenarbeiteten. „Es gibt in Berlin eine hohe Sensibilität für Stadtnatur und wir als Bezirk laden zum Selbermachen ein“, so Biedermann. Er hoffe, dass der Miniwald an der Oderstraße ein langfristiges Projekt sei und weitere hinzukommen, wenn geeignete Flächen gefunden werden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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