Käse im Glas, Obst und Gemüse im Netz
Einsatz für Mehrweg-Alternativen – die Kampagne „Schön wie wir“ auf dem Markt am Maybachufer
In Zukunft auf die „Hemdchentragetaschen“ verzichten und stattdessen Karotten und Orangen im Netz nach Hause tragen, das ist die Devise. Dafür machte jetzt ein Team der bezirklichen Kampagne „Schön wie wir“ auf dem Wochenmarkt am Maybachufer Werbung. Unterstützung gab es vom Betreiberunternehmen „diemarktplaner“ und Bürgermeister Martin Hikel (SPD).
Für die, die sich jetzt fragen, was Hemdchentaschen sind: Es handelt sich um die dünnen Plastiktüten mit zwei Henkeln, die auseinander gefaltet an die Form eines Hemdes erinnern und immer noch zahlreich zum Einsatz kommen, nicht nur auf Märkten. „Eine Million dieser Beutel könnten allein hier pro Jahr eingespart werden“, erläuterte Daniel Affelt vom BUND Landesverband Berlin, der die Aktion unterstützte. Bei den dickeren Plastiktüten, die bezahlt werden müssen, habe es inzwischen eine Reduzierung um die Hälfte gegeben, auf jeden Einwohner in Deutschland kämen „nur noch“ 40 Stück pro Jahr. Die Anzahl der dünneren Beutel hingegen sei konstant zu hoch.
„Die Beutel haben einen ökologischen Negativwert“, sagte Bürgermeister Hikel. Das Bezirksamt wolle natürlich dazu motivieren, Müll zu vermeiden. „Die Gemüsenetze kennen viele noch von der Oma, sie sind immer wieder verwendbar und sollten beim Einkauf mitgebracht werden.“ Das Müllproblem sei allgegenwärtig im Bezirk, an manchen Ecken stünden komplette Möbelgarnituren herum. „Deshalb ist es wichtig, mit kleinen Dingen anzufangen“, sagte Hikel weiter. Während der Präsentation wurden Netze und Taschen an die Besucher verteilt, finanziert aus Mitteln des Senatsprogramms „Saubere Stadt“.
Pfandprinzip für Behältnisse
Am Stand von „Schön wie wir“ waren Mehrwegdosen zu sehen. Sie sollen Gastronomen und Catering-Unternehmen ans Herz gelegt werden, wie Sarah Otto von der Kampagne erklärte. „Das Ganze funktioniert nach dem Pfandprinzip. Ein Gast, der etwas mitnehmen möchte, zahlt einen bestimmten Beitrag für das Behältnis, bringt es beim nächsten Mal mit und erhält sein Geld zurück.“
Einer, der schon seit Längerem auf Nachhaltigkeit und Mehrweg setzt, ist Achim Freitag. Er hat einen Käsestand am Ufer und verkauft Quark, Joghurt, Sahne und Co. im Pfandglas. „Ist etwas aufwendig wegen der Säuberung, die hygienisch einwandfrei sein muss, kommt aber gut an bei den Kunden.“ Abgepackte Camembert- oder Butterstücke sind in Zellophan eingewickelt. „Das ist wasserlöslich und kann in den Bio-Müll“, erklärt Freitag. Außerdem habe der Käse mehr Geschmack als in einer Plastikhülle mit Weichmacher.
Charlotte Köndgen, seit zwei Jahren mit „Café con Fusion“ vertreten, bietet ihre Muntermacher-Getränke ausschließlich in wiederverwendbaren Re-Cups an. „Es wird höchste Zeit, auf Plastik zu verzichten“, sagt sie.
Der Norden des Bezirks zieht nach
Nikolaus Fink , Chef von „diemarktpaner“, betreibt die sieben Märkte im Bezirk. Am Maybachufer wurden bereits ab 2016 Mehrwegtaschen eingeführt, „die Händler waren begeistert“. Im Süden Neuköllns sei die Bereitschaft, auf Einwegbeutel zu verzichten, bisher aber noch größer als im Norden – mit ein Grund für die Vor-Ort-Aktion.
Netze und Taschen werden künftig auf allen Märkten in Neukölln für wenig Geld erhältlich sein, in Rudow beispielsweise ab dem 10. Oktober. Die Taschen sind mit dem jeweiligen Marktnamen und den Öffnungszeiten bedruckt. Auf den Netzten prangt der Schriftzug „Schön wie wir“.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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