Zu viel Lärm im Schillerkiez
Gutachten untermauert Klagen von Anwohnern über Ruhestörungen in der Nacht
Ein Schallgutachten hat bestätigt, was die Bewohner des Schillerkiezes längst wissen: Rund um den Herrfurthplatz ist es nachts zu laut. Kürzlich lud das Bezirksamt Interessierte zu einer digitalen Veranstaltung ein, um zu informieren und zu diskutieren.
Im Sommer gemessen wurde der „verhaltensbedingte Lärm“ zwischen 22 und 23 Uhr, der lautesten Stunde. Dann nämlich schließt das Tempelhofer Feld und Scharen von Menschen ziehen durch den Kiez, lassen sich vor den Kneipen, auf dem Herrfurthplatz und entlang der Schillerpromenade nieder. Fazit der Gutachter: Die Richtwerte und auch die zulässigen Spitzenpegel zum Schutz gegen Lärm werden an vielen Stellen „signifikant überschritten“.
Eine Patentlösung für das Dilemma gebe es nicht, so Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Einerseits solle es attraktive öffentliche Räume geben, andererseits gelte es, die Bewohner zu schützen. Mit den Gastronomen könne man ins Gespräch kommen oder ihnen bei ernsten Verstößen die Nutzung der Schankvorgärten entziehen. Schwieriger sei die Situation, wenn sich Menschen auf Bänken oder Wiesen niederlassen. „Wir werden nicht alle Sitzmöglichkeiten wegnehmen können.“ Ob es wünschenswert, aber auch machbar sei, den Ausgang des Tempelhofer Feldes an der Herrfurthstraße abends zu schließen und die Besucher über den Columbiadamm abzuleiten, müsse nicht zuletzt mit der verantwortlichen Grün Berlin GmbH besprochen werden.
Grundlage für Planungen
Klar ist, dass das Gutachten als Grundlage für Planungen dienen soll. Doch es wird noch Zeit vergehen, bis sich etwas Konkretes tut. Geld für Projekte sei jedoch beantragt, so Klara Schmidt vom Stadtplanungsamt. Nächstes Jahr soll ein Verkehrskonzept in Arbeit gehen, ab 2024 Planungen für die Schillerpromenade und voraussichtlich auch für den Herrfurthplatz. Bis dahin wird den Anwohnern oft nur bleiben, bei Lärm das Ordnungsamt oder – nach 22 Uhr – die Polizei zu rufen. Hilfreich sei es, vor Ort darauf zu bestehen, dass eine Anzeige gefertigt werde, so Boris Karasch vom Ordnungsamt. Dann könnten die Mitarbeiter des Amts oder der Polizei gleich als Zeugen fungieren.
Das Lärmgutachten, das Protokoll der Veranstaltung und weitere Informationen werden dieser Tage auf www.schillerpromenade.berlin veröffentlicht.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.