Das große Experiment in der Hasenheide
In einem Teil des Parks werden Methoden für eine klimaresiliente Umgestaltung erprobt
Der Umbau der Hasenheide hat begonnen. Am 30. März wurde am Rand der großen Wiese zwischen Karlsgartenstraße und der Hasenschänke der erste Spatenstich getan. Ziel ist es, Neuköllns wichtigste und größte Grünanlage besser für den Klimawandel zu rüsten.
Die Hasenheide braucht einen Wandel, denn sie ist in einem sehr schlechten Zustand. In den vergangenen Jahren mussten fast zehn Prozent der Bäume vorzeitig gefällt werden. „In irgendeiner Weise geschädigt sind zwei Drittel“, sagt Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Auch die Rasenflächen haben mit der Trockenheit zu kämpfen, und der Boden ist extrem nährstoffarm. Dazu kommt ein enormer Nutzungsdruck: An warmen Tagen ist es immer voll, es wird gespielt, Sport getrieben, getobt, entspannt, gefeiert.
32 Bäume gepflanzt
Nun werden im ersten Schritt in einem abgezäunten Bereich 32 Bäume gepflanzt – in unterschiedlichen Baumgruben. Einige haben eine Betonitmatte, andere eine wasserspeichernde Tonschicht in der Sohle, andere kommen ohne Abdichtung aus. Sensoren sollen darüber Auskunft geben, welche Methode dem Gedeihen der jungen Pflanzen am zuträglichsten ist.
Zudem werden auf rund 8000 Quadratmetern Magerrasen, Kräuterrasen und Gründüngung ausgesät. Zum Einsatz kommt zum Beispiel Klee. „Es gibt Arten, die schnell bis in anderthalb Meter Tiefe wurzeln, sie lockern den Boden, durch die Wurzelröhren kann Wasser in den Boden eindringen“, erklärt Landschaftsarchitekt Johann Senner, dessen Büro mit dem Umbau des Parks beauftragt ist.
Mikrowald in Planung
Die jetzigen Maßnahmen sind eine Vorbereitung auf die umfangreichen Arbeiten, die im Herbst losgehen. Insgesamt werden in den kommenden Jahren rund 600 neue Bäume gepflanzt, hauptsächlich Zerreichen, Hainbuchen sowie widerstandsfähige Ulmen- und Lindenarten. Auch Sträucher wie Kornelkirsche, Maulbeer und Rosen sollen in die Erde gebracht werden. Schließlich ist auch ein sogenannter Mikrowald in der Nähe des Eingangs Lucy-Lamek-Straße in Planung: Auf 130 Quadratmetern sollen 130 junge Bäume ums Sonnenlicht konkurrieren und auf diese Weise sehr schnell wachsen.
„Das Ganze ist für alle ein großes Experiment, ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse“, sagt Stadtrat Biedermann. Ein Augenmerk müsse auch darauf gelegt werden, ob es die Parkbesucher akzeptieren, wenn immer mal wieder Teile des Parks abgesperrt sind. Eine weitere Herausforderung sei der Zeitplan. Das Projekt „Klimaresiliente Hasenheide“ wird mit fünf Millionen Euro vom Bund gefördert. Bedingung ist jedoch, dass das Geld bis Ende 2025 ausgegeben und abgerechnet ist.
Klar ist, dass sich die Planungen laufend an die realen Gegebenheiten und Entwicklungen anpassen. Eine noch nicht beantwortete Frage ist beispielsweise, wie die Bewässerung der Pflanzen in Zukunft am besten vonstattengehen soll. Bisher konnte nur das Nötigste getan werden, denn es gibt nicht überall Wasserleitungen und es kommt ausschließlich kostbares Trinkwasser zum Einsatz.
Einsatz von Grauwasser
Deshalb heißt es derzeit, Flächen zu entsiegeln und Regenwasser gezielt in die Vegetation zu leiten. Diskutiert wird noch darüber, ob es sinnvoll und nachhaltig ist, Brunnen zu bohren und Schichtenwasser zu fördern. Ein langfristiger Wunsch ist, sogenanntes Grauwasser, also aufbereitetes Abwasser aus der Umgebung, für die Hasenheide zu nutzen. Oder sogar Wasser aus dem Schwimmbad am Columbiadamm. Aber dem stehen – zumindest aktuell – noch einige rechtliche und bürokratische Hürden entgegen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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