Aus Fehler wird Modellprojekt
Neukölln lässt Benjeshecken entlang des Weigandufers anlegen
Im Dezember letzten Jahres gab es Proteste am Weigandufer. Die Anwohner bemängelten, dass die Sträucher zwischen Inn- und Roseggerstraße zu stark zurückgeschnitten worden seien. Nun hat das Bezirksamt mit dem Anlegen von sogenannten Benjeshecken reagiert.
Die Kritik an dem Ausmaß des Rückschnitts sei berechtigt, räumt Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen) ein. Die beauftragte Firma habe die Pflanzen radikaler gekappt, als vom Bezirk beabsichtigt. Tatsächlich zeigt eine Vorortbegehung, dass von manchen Gehölzen nur noch kümmerliche Reste übrig geblieben sind. In der vergangenen Woche wurden deshalb gut ein Dutzend Benjeshecken angelegt, benannt nach dem Landschaftsgärtner Hermann Benjes. Das Prinzip: Der Gehölzschnitt wird zu lockeren Haufen aufgeschichtet. Am Weigandufer sind sie rund anderthalb Meter breit, einen Meter hoch und zwischen drei und neun Meter lang. In Form werden sie von Holzpfosten gehalten. Ihre Hauptfunktion: Die Hecken bieten Vögeln und anderen Kleintieren Unterschlupf und Schutz.
Inzwischen kann der Spaziergänger schon aus manchen der Asthaufen Geflatter und lautes Zwitschern vernehmen. Vor allem Spatzen haben sich dort schnell angesiedelt. Zu verdanken ist das wohl auch Brotresten, Meisenringen und kleinen Futterhäuschen, die wohlmeinende Anwohner dort abgelegt beziehungsweise angebracht haben.
Die Anlage von Benjeshecken am Weigandufer sei ein Pilotprojekt, und es werde unter anderem von Neupflanzungen ergänzt, so Biedermann. Der Stadtrat stellt zudem in Aussicht, das Grün am Schifffahrtskanal künftig besser zu pflegen, um die ökologische Qualität zu erhöhen. Das notwendige Geld dafür sei beantragt.
Ärger am Weigandufer hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Im Jahre 2019 wurde am nördlichen Ende, zwischen Weichselplatz und Elsensteg, damit begonnen, die dichten, hohen Gehölze an der Innstraße zu entfernen und einen befestigten, barrierefreien Fußweg anzulegen. Viele begrüßten das, weil es dort oft matschig war, Müll abgeladen wurde und Ratten unterwegs waren. Anderen gingen die Rodungen zu weit, sie kritisierten den „Kahlschlag“ und den Verlust von Brutplätzen. Der südliche Abschnitt blieb zunächst weitgehend unangetastet, bis es im Dezember zu dem übermäßigen Rückschnitt gekommen ist.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.