Große Fläche, viele Besucher, wenig Flair
Neuköllner Bürgermeister sieht keine kurzfristige Lösung für zahlreiche Probleme auf dem Hermannplatz
Keine Bänke, kaum Pflanzen, viel Müll und das Tanzpaar dreht sich schon lange nicht mehr auf seiner Säule: Der Hermannplatz ist keine Augenweide. Warum sich die Lokalpolitik so wenig um den zentralen Ort im Norden Neuköllns kümmere, wollte eine Anwohnerin kürzlich bei einer Sitzung der Bezirksverordneten wissen.
Beim Thema Vermüllung wies Bürgermeister Martin Hikel (SPD) den Vorwurf, dass die öffentliche Hand zu wenig tue, zurück. Der Hermannplatz habe die höchste Reinigungsklasse, die BSR sei zweimal am Tag vor Ort. Zusätzlich finde abends an den Marktagen – also montags bis freitags – eine erneute Reinigung statt.
Dass der Platz trotzdem nicht in einem guten Zustand sei, liege an „Menschen, die meinen, um sich herum alles achtlos liegen oder fallen lassen zu können, wie es ihnen gerade gefällt“. Gerade in der Corona-Zeit sei das Müllaufkommen wegen der vielen Einwegbecher und Verpackungen explodiert. Deshalb habe die BSR zusätzliche Mülleimer aufgestellt und hänge noch ein Dutzend graue Müllsäcke an die Geländer, die sie abends mitnehme. So ganz scheint das nicht zu klappen. Zumindest erzählt ein Markthändler am Montagnachmittag mit Verweis auf einen völlig überfüllten Müllbehälter, neben dem sich der Abfall türmt, dass er mitunter tagelang niemand von der BSR sehe.
Plastik 1985 aufgestellt
Zum Tanzpaar sagte Hikel, es funktioniere schon seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Bronzeplastik von Joachim Schmettau wurde 1985 aufgestellt und erinnert an das einstige Vergnügungsviertel Rixdorf. Doch weil die Technik dauernd streikte, wurden die Figuren 2012 stillgelegt und gesichert. „Sie lassen sich momentan weder drehen noch kippen“, so Hikel. Geld zur Wiederherstellung nehme der Bezirk nicht in die Hand, weil seit Jahren überlegt werde, den Hermannplatz von Grund auf umzugestalten.
Warum aber gibt es keine Bänke und so wenig Grün? „Die Sitzgelegenheiten sind vor ungefähr zehn Jahren abgebaut worden. Anlass war, dass der Bereich vor dem U-Bahneingang an der Karl-Marx-Straße sich zu einem Treffpunkt von sozial entwurzelten Menschen entwickelt hatte“, erklärte der Bürgermeister. Das Landeskriminalamt habe das Entfernen der Bänke empfohlen, dabei sei es geblieben. In den Hochbeeten, auf deren Mauern heute die Menschen sitzen, haben ursprünglich Bäume gestanden, einige sind noch da. Doch der Standort ist wegen des darunterliegenden U-Bahnhofs schlecht, deshalb werden die Bäume nicht nachgepflanzt, sobald sie absterben. Blumen blühen ebenfalls nicht mehr auf dem Platz zwischen Karl-Marx-Straße und Sonnenallee. „Die Bepflanzungen haben bereits vor über 30 Jahren ein Ende gefunden, weil menschliche Unvollkommenheit zu permanentem Vandalismus bis hin zu Diebstahl geführt hatte“, so Hikel. Deshalb gebe es jetzt nur noch Rasen in den Beeten.
Karstadthaus als Chance
Es sei nicht so, dass der Bezirk keinen Handlungsbedarf sehe, aber jetzt müssten erst die Entwicklungen abgewartet werden. So ist seit Längerem eine Straßenbahnverlängerung von der Warschauer Straße bis zum Hermannplatz geplant. Eine noch größere Bedeutung misst Hikel der Frage zu, ob das Karstadthaus in seinen Ausmaßen von 1929 wiedererrichtet werden soll. In dieser Hinsicht ist der Bezirkschef hoffnungsfroh. Das Vorhaben berge die „Chance, die allgemein bekannten Defizite auf dem Hermannplatz endlich zu beheben“.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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