Park-Knigge in der Hasenheide verteilt
Regeln sollen Besucher für das Müllproblem sensibilisieren
Plastikflaschen im Gebüsch, Zigarettenkippen auf der Wiese, Pizzareste neben der Bank: Der Müll in den Grünanlagen der Stadt nimmt zu. Mit einem neuen Park-Knigge will die Initiative „wirBerlin“ Abhilfe schaffen. Die ersten Exemplare wurden kürzlich in der Hasenheide verteilt.
„2019 gab es 511 Tonnen Abfall auf unserem Grün, ohne Sondermüll, und dieses Jahr wird es noch extremer“, berichtete Bürgermeister Martin Hikel (SPD) beim Ortstermin. In der Hasenheide müssten die Müllbehältnisse statt zweimal inzwischen dreimal pro Woche geleert werden, obwohl es sich dabei um 45 mit Draht eingefasste Flächen handelt, die ein Mehrfaches an Volumen bieten als die üblichen Mülleimer. Trotzdem sind diese Abfallkäfige übervoll – was nicht reinpasst landet daneben oder überall auf den Wiesen und unter Sträuchern. Und das geschieht nicht nur in der Hasenheide und auf anderen Grünflächen, sondern auch am Straßenrand. Rund 62 000 Euro hat die Müllbeseitigung im Bezirk im vergangenen Jahr gekostet, 2020 wird es wohl doppelt so viel werden, schätzt Hikel.
„Kronkorken und Kippen sind gefährlich“
Die Vermüllung der ganzen Stadt werde immer schlimmer, sagte Beate Ernst von „wirBerlin“. Deshalb sei der Park-Knigge eine Herzensangelegenheit. Teilweise sei das Problem der Corona-Krise geschuldet, da nach den ersten Lockerungen mehr Menschen in die Parks geströmt seien. Gefördert von der Lotto-Stiftung Berlin, hat die Initiative den Flyer entwickelt und 5000 Stück drucken lassen.
Er enthält acht Benimm-Regeln in sechs Sprachen – Deutsch, Englisch, Polnisch, Spanisch, Arabisch und Türkisch. Die prägnanteste Regel: „Parks sind keine Müllhalden, sondern Erholungsort für uns alle“. Weiter ist zu lesen: „Kronkorken und Kippen sind gefährlich. Ab damit in den Müll oder in einen eigenen Aschenbecher“, „Grillen ist in Berliner Parks verboten. Zuviel Müll und Brandgefahr“. Und es gibt Tipps wie: „Mehrweg statt Einweg – Mehrwegboxen und –besteck sind top.“ Ergänzt werden die Regeln durch einfache, anschauliche Piktogramme. Zu Beginn der Verteil-Aktion wurden die Flyer-Seiten im Großformat als Schautafeln präsentiert.
Mehr Aufklärung erwünscht
Dem Knigge vorausgegangen war eine Online-Umfrage von „wirBerlin“. Dabei stellte sich heraus, dass 96 Prozent der Befragten extrem vom Müll in den Parks genervt sind. „Zwei Drittel sagten, es störe, dass keiner was dagegen unternimmt“, so Ernst. 72 Prozent hätten sich mehr Aufklärung und Infos gewünscht. In den nächsten Wochen werden weitere Knigge-Flyer in Berliner Parks verteilt.
Die Wirkung bleibt abzuwarten. „Eine gute Idee, vielleicht bekommen einige jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn sie Abfälle liegen lassen“, sagte Parkbesucherin Regina R. auf Anfrage. Ihr Begleiter Robert S. äußerte sich skeptisch: „Ich glaube, vielen ist das egal, vor allem, wenn sie feiern wollen.“
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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