"Straßenbaum ist ein echter Stressjob"
Senatskampagne ermöglicht über 100 Baumpflanzungen insbesondere im Norden Neuköllns
112 Bäume sind im Frühjahr im Rahmen der Stadtbaumkampagne der Senatsumweltverwaltung im Norden Neuköllns gepflanzt worden. Der letzte, eine Winterlinde, fand seinen Platz vor der Eduard-Mörike-Schule am Hertzbergplatz.
Die Stadtbaumkampagne gibt es seit zehn Jahren. „Mittlerweile haben wir rund 13 500 Bäume in Berlin gepflanzt und zwei Millionen Euro Spenden bekommen“, so Anke Wünnecke von der Senatsverwaltung. Das Prinzip: Sobald 500 Euro für einen Baum beisammen sind, schießt der Senat 2000 Euro zu. Diese Summe reicht dann für Pflanzung und Pflege in den ersten Jahren.
Dieser Anzuchtzeitraum sei früher kürzer gewesen, erklärt Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen). Trockenheit und Hitze machten es nötig, sich nicht mehr drei, sondern fünf Jahre intensiv um einen jungen Baum zu kümmern. „Nur so hat er eine Chance, groß und stark zu werden.“ Auch die Baumscheiben seien inzwischen größer, damit sich die Pflanze mit genug Wasser versorgen könne. „Straßenbaum in Berlin ist ein echter Stressjob“, so Biedermann.
Bereits Ende Januar haben seine Mitarbeiter begonnen, die Kampagne vorzubereiten. Jeder einzelne Standort wurde begutachtet und darauf überprüft, ob störende Leitungen in der Erde liegen, ob die Baumscheibe vergrößert werden kann und ob dort die Bedingungen überhaupt noch gut genug für einen Jungbaum sind. Die meisten Pflanzungen fanden übrigens an der Sonnenallee statt, dort waren es mehr als 20. Aber beispielsweise auch am Mittelweg wurde gepflanzt und an der Schierker und Donaustraße wurden gleich etliche Baumlücken geschlossen.
Negative Bilanz
Natürlich pflanzt das Bezirksamt auch in Eigenregie Bäume. Im vergangenen Jahr waren es 104 Exemplare. Demgegenüber stehen jedoch 258 Fällungen. An dieser negativen Bilanz konnte auch die Stadtbaumkampagne nichts ändern, denn nicht jeder Bezirk ist in jedem Jahr an der Reihe. Immerhin hat sie Neukölln innerhalb von zehn Jahren etwa 940 Jungbäume beschert. Insgesamt gibt es übrigens im Bezirk 20 597 Straßenbäume, dazu kommt noch eine deutlich größere Zahl in Grünanlagen und auf bezirkseigenen Grundstücken.
Die klimatische Entwicklung und die negativen Auswirkungen auf Linde, Ahorn & Co. machen Biedermann Sorge, auch weil sie die durchschnittliche Lebenszeit der Pflanzen verkürzen. Und Bäume werden mehr denn je in einer Stadt gebraucht. „Sie liefern Sauerstoff, bieten Schatten, reduzieren Schadstoffe“, so der Stadtrat. Es bestehe hoher Handlungsbedarf, sowohl beim Baumschutz als auch bei den Neupflanzungen. Was ihn dagegen freut, ist die wachsende Wertschätzung der Berliner, die Gießgemeinschaften bilden und sich um die Baumscheibe vor der Haustür kümmern. Um die Wässerung der jetzt neu gepflanzten Bäume muss sich in der Regel niemand sorgen, damit sind Firmen beauftragt. Die Faustregel: Solange der „Baumbock“ steht, also das hölzerne Gestell, ist die Anzucht noch nicht vorbei.
Weitere Informationen zur Stadtbaumkampagne unter https://www.berlin.de/sen/uvk/natur-und-gruen/stadtgruen/stadtbaeume/stadtbaumkampagne/.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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