Der „Patient Hasenheide“ braucht dringend Hilfe
Stadtrat und Planer stellen Maßnahmen für einen widerstandsfähigeren Park vor
Der Hasenheide geht es schlecht. Die heißen Sommer setzen dem größten Neuköllner Park zu, es fehlt an Wasser für Bäume und Wiesen, der Boden ist teilweise zu stark verdichtet und die zahlreichen Nutzer hinterlassen oft Berge an Müll. Mit dem Projekt „Klimaresiliente Hasenheide“ soll die 49 Hektar umfassende Grünanlage widerstandsfähiger gemacht werden.
Das Bezirksamt hatte kürzlich ins Freiluftkino in der Hasenheide zur Vorstellung des Projekts eingeladen. Rund 70 Bürger waren gekommen, um sich über die Maßnahmen zu informieren. Stadtrat Jochen Biedermann (Bündnis 90/Die Grünen), zuständig für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, bezeichnete den Park als „riesiges Biotop, in dem es nichts gibt, was nicht wertvoll ist, zum Beispiel allein sieben Fledermausarten“. Aber die Trockenheit und die Übernutzung haben ihren Tribut gefordert. In den vergangenen Jahren mussten rund 400 geschädigte Bäume vorzeitig gefällt werden, das entspricht zehn Prozent des Bestandes.
Das Landschaftsarchitekturbüro gruppe F Berlin hat einen Pflege- und Entwicklungsplan mit allgemeinen Handlungsanweisungen erarbeitet, die Planstatt Senner übernahm die Objektplanung mit konkreten Maßnahmen. Für die Umsetzung gibt es fünf Millionen Euro vom Bund aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“, zehn Prozent muss der Bezirk drauflegen. Das Geld muss bis Ende 2024 investiert werden, laut Biedermann ein sportliches Projekt. Losgehen soll es Anfang 2023, nach der Prüfung des Plans durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, die im Dezember abgeschlossen sein soll.
Landschaftsarchitekt Johann Senner, Inhaber der Planstatt Senner, erläuterte die einzelnen Maßnahmen für den „Patienten Hasenheide“. So sollen 650 gegen die Hitze widerstandsfähige Bäume in die Erde kommen. Die wiederum viel Wasser brauchen. Bereits jetzt sind in heißen Sommern bis zu 12 000 Kubikmeter Wasser erforderlich. Das Problem im Park: Er liegt auf einer eiszeitlichen Kuppel, die Böden sind sandig, deshalb laufe Flüssigkeit zu schnell ab. Das Grundwasser befindet sich in 15 Meter Tiefe, „da können tiefwurzelnde Eichen nicht reinwachsen“, so Senner. Er schätzt, dass mehrere 10 000 Kubikmeter Wasser fehlen. „Es muss länger im Boden gehalten werden.“ Abhilfe schaffen sollen rund 6000 Tonnen Mulch und Kompost, die aufgebracht werden. Eine weitere Möglichkeit sei die Auskleidung von relativ großen Pflanzflächen mit Mergel, um das Wasser zu speichern. Zudem soll ein neuer Brunnen gebohrt werden.
Zusätzliches Wasser
Senner stellte auch die Idee vor, das Regenwasser vom Columbiadamm und 26 000 Kubikmeter Wasser aus dem gegenüberliegenden Sommerbad, das jeweils vor Saisonbeginn ausgetauscht wird und in die Kanalisation läuft, in den Park zu leiten. Letzteres ist aber in den nächsten Jahren wohl nicht möglich, wie Andreas Luczynski vom Straßen- und Grünflächenamt erläuterte. Da das Wasser den Besitzer wechsele, ergebe sich ein verwaltungsrechtliches Problem, eine Gesetzesänderung sei notwendig und das dauere sicherlich länger als zwei Jahre.
Problem "Maientage"
Weitere Maßnahmen sind unter anderem, mehr Flächen für Sport und Fitness zu schaffen, um einer Übernutzung von Teilbereichen entgegenzuwirken, ein Heidegarten, Kräuter und niedriges Gehölz zu pflanzen und eine bessere Beschilderung zur Besucherlenkung einzurichten. Angesprochen auf die Senke, in der bis jetzt die Neuköllner Maientage stattfanden, sagte Senner: „Wir haben versucht, dort einen Pflock ein bis zwei Meter tief in die Erde zu treiben, es war nicht möglich, so verdichtet ist dort der Boden.“
Die Entscheidung gegen die Maientage sei folglich die richtige. Das sieht die FDP-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung etwas anders. „Das Projekt ‚Klimaresiliente Hasenheide‘ ist aus unserer Sicht mit den Maientagen vereinbar“, sagt Fraktionsvorsitzender Roland Leppek. Sie sollten solange weiter im Park stattfinden, bis ein Ersatzstandort gefunden sei.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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