Kampf den Dreckecken
Um illegalem Sperrmüll in Neukölln Herr zu werden, gibt es seit Februar „Kiezhausmeister“

Martin Hikel mit den fünf Kiezhausmeistern. Nicht im Bild ist Projektleiterin Daniela Tadesse. | Foto: Schilp
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  • Martin Hikel mit den fünf Kiezhausmeistern. Nicht im Bild ist Projektleiterin Daniela Tadesse.
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Zu erkennen sind sie an ihren blauen T-Shirts und den Lastenfahrrädern mit pinkfarbenem Aufdruck: Seit Februar sind fünf „Kiezhausmeister“ im Bezirk unterwegs. Kürzlich stellte Bürgermeister Martin Hikel (SPD) die Truppe öffentlich vor.

Immer gibt es in Neukölln die meisten Dreckecken in ganz Berlin. Im vergangenen Jahr entsorgte die Stadtreinigung (BSR) 9480 Kubikmeter Unrat. Martin Hikel macht es anschaulich: „Das entspricht etwa einem Würfel von 21 mal 21 mal 21 Metern. Oder einem stattlichen Berliner Gründerzeithaus, inklusive Hinterhof, bis zum Rand mit Müll gefüllt.“

Es sind nicht nur Privatleute, die Dinge am Straßenrand abladen. Etliche Funde weisen auch auf Gewerbetreibende hin. „Kürzlich haben wir Mitteilungen über Hunderte von Schuhen und eine so riesige Baumwurzel erhalten, dass die BSR Spezialgeräte zum Zerkleinern anfordern musste“, so Hikel.

Fotografieren und melden

Um die Situation zu verbessern, läuft seit einigen Jahren die Kampagne „Schön wie wir“, deren Teil die Kiezhausmeister sind. Das Quintett ist werktags im Bezirk unterwegs und berät zu Themen wie Mülltrennung, Sperrmüllentsorgung und vielem mehr – sowohl Privatleute wie auch Firmen. Da sind Mitarbeiter wie Mohamed Abdayem wichtig: Er spricht neben Arabisch, Französisch und Deutsch auch Englisch und Italienisch. Das verdankt er seinem früheren Beruf: In seiner Heimat Tunesien war er Segellehrer.

Entdecken die Kiezhausmeister Dreckecken, fotografieren sie sie und machen Meldung ans Ordnungsamt. Im Anita-Berber-Park und an anderen Stellen entsorgen sie Spritzen, Kanülen und Folien, die Drogenabhängige hinterlassen. „Vorrangig sind wir im Norden unterwegs, aber nicht nur“, sagt Projektleiterin Daniela Tadesse. Ein Einsatzort sei beispielsweise die Gerlinger Straße in Buckow.

Weitere Aufgabe der Saubermänner und –frauen ist es, die Neuköllner mit den Lastenfahrrädern vertraut zu machen, die jedermann kostenlos ausleihen kann, um beispielsweise Sperrmüll zum BSR-Hof zu bringen. Sieben Exemplare hat das Bezirksamt kürzlich angeschafft, mit den großen E-Bikes ist selbst der Transport einer Waschmaschine kein Problem. Wer sich dafür interessiert, sollte sich den kleinen Erklär-Film unter https://www.schoen-wie-wir.de/schoen anschauen.

Sperrmüllfest zum Tauschen

Eine Aktion, die Ende Mai auf dem Wartheplatz stattfand, wird nun an anderen Orten wiederholt: das Sperrmüll- und Tauschfest. Anwohner können alles vorbeibringen, was sie wegwerfen oder verschenken wollen – Kleidung, Möbel, Elektrogeräte und so weiter. Was keinen neuen Besitzer findet, wird abends kostenlos von der BSR entsorgt. Die nächsten Termine sind an den kommenden beiden Sonnabenden: am 24. August von 15 bis 18 Uhr auf dem Weichselplatz, am 31. August von 14 bis 18 Uhr an der Ecke Selke- und Schierker Straße.

Finanziert werden die Kiezhausmeister übrigens aus dem Senatstopf „Saubere Stadt“. Das Projekt ist bis Ende des Jahres befristet. Daniela Tadesse hofft jedoch nicht nur auf eine Verlängerung, sondern auch, dass das Neuköllner Projekt Schule machen und auf andere Bezirke ausgeweitet werden könnte.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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