Poller am Richardplatz bleiben
Christdemokraten scheitern beim Versuch die Kiezblöcke abzuschaffen

- Eine der Sperren an der Ecke Richardplatz und Richardstraße.
- Foto: Schilp
- hochgeladen von Susanne Schilp
Seit dem vergangenen Sommer verhindern Poller das unkomplizierte Durchfahren des Richardkiezes. Die CDU hatte Anfang des Jahres den Antrag gestellt, das Ganze rückgängig zu machen und die Sperren auf dem Richardplatz abzubauen. Die Mehrheit der Bezirksverordneten von SPD, Grünen und Linken hat bei ihrer jüngsten Sitzung das Ansinnen jedoch abgelehnt.
Antragsteller Ino Kringel (CDU) sagt, dass die Poller mehr Unsicherheiten verursachten, als dass sie die Anwohnerinnen und Anwohner schützten. Gewerbetreibende kritisierten die Poller als geschäftsschädigend und umliegende Kieze litten unter zusätzlicher Verkehrsbelastung. Wiederholt seien Einsätze von Polizei und Rettungskräften verzögert worden. Verschärfend komme hinzu, dass Autofahrer die Absperrungen dazu nutzten, direkt vor ihnen zu parken.
Der Verein Changing Cities, der sich für die sogenannte Kiezblöcke in der ganzen Stadt einsetzt, sieht das anders. Die Diskussion um die Poller werde „zu einem gesellschaftlichen Konfliktthema aufgebauscht“ und spiegle nicht die Stimmung in den Kiezen wider.
Zur Untermauerung zitiert der Verein eine Anwohnerin. „Es ist eine Ruhe wie früher nur sonntags. Meine Kinder können die Straßen zu Kita, Schule und Spielplätzen leichter und sicherer überqueren. Man bleibt öfter gerne stehen für einen Plausch, weil es so viel angenehmer geworden ist, unterwegs zu sein“, sagt sie. Sie hat mit anderen Eltern aus dem Kinderladen „Kleine Fische“ an der Schöneweider Straße einen offenen Brief ans Bezirksamt verfasst und sich ausdrücklich für die bestehende Verkehrsberuhigung ausgesprochen.
Ino Kringel dagegen sieht bessere Möglichkeiten, um die Sicherheit zu erhöhen und den Durchgangsverkehr zu mindern. „Hierzu zählen neben Tempolimits und Kontrollen über deren Einhaltung zum Beispiel auch Spiel- und Einbahnstraßen, Rixdorfer Kissen, Parkverbote an Straßenecken sowie ein fließender Verkehr auf den Hauptstraßen, damit weniger auf die Nebenstraßen ausgewichen wird“, sagt er.
Einiges davon ist in den vergangenen Jahren im Richardkiez ausprobiert worden. So wurde 2021 beispielsweise die „Rixdorfer Schnalle“ zwischen Richardplatz und Karl-Marx-Platz für die Kfz-Durchfahrt geschlossen. Auch Rixdorfer Kissen, also Aufpflasterungen, die Autofahrer zum langsameren Fahren zwingen, gab es schon zuvor. Ebenso galt Tempo 20 und „Anlieger frei“. Zu einem nennenswerten Rückgang des Durchgangsverkehrs führten diese Maßnahmen nicht. Weiterhin nutzten viele Autofahrer den Weg über den Richardplatz, um schnell von der Sonnenallee zur Karl-Marx-Straße zu kommen und umgekehrt.


Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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