Rote Karte für den Durchgangsverkehr
Eltern fordern mehr Schulwegsicherheit auf der Weserstraße
„Platz da für die nächste Generation“ ist das Motto des Aktionsbündnisses Kidical Mass. In etlichen Städten setzen sich die Aktivisten dafür ein, dass das Umfeld für Kinder verbessert wird und sie - unter anderem - sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein können. In Neukölln geht es Eltern zum Beispiel um die unbefriedigende Situation an der Rütli-Grundschule.
Eigentlich sollte hier alles in Butter sein: Die Schule liegt an der nördlichen Weserstraße, einer Fahrradstraße. Zwischen Kottbusser Damm und Pannierstraße gilt Tempo 30, die Radler genießen Vorfahrt und der Durchgangsverkehr hat hier nichts zu suchen. „Doch die Realität sieht ganz anders aus“, sagt Julius Richter. Er ist Vater von drei Kindern, zwei von ihnen besuchen die Rütli-Grundschule.
Der Autoverkehr habe wegen der seit 2017 asphaltierten Fahrbahn eher zugenommen, an die Höchstgeschwindigkeit hielte man sich nicht, parkende Fahrzeuge, auch direkt an den Kreuzungen, sorgten für Unübersichtlichkeit. Wenn dann noch ein Lieferwagen in zweiter Reihe stoppe, gehe gar nichts mehr.
Populäres Elterntaxi
Für die Schüler sei es gefährlich, die Straße zu überqueren. Weitere Folge: „Viele Eltern trauen sich nicht, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule zu bringen oder fahren auf dem Bürgersteig“, so Richter. Etliche kommen nach wie vor mit dem Auto und lassen ihre Söhne und Töchter direkt vor der Schule aus- und einsteigen, wo zwischen 7 und 17 Uhr ein eingeschränktes Halteverbot gilt. „Ich kann es ihnen nicht verdenken“, so Richter. Doch er möchte, dass sich möglichst schnell etwas verändert. Was ihn und seine Mitstreiter am meisten wurmt: „Warum lässt man Durchgangsverkehr zu, wenn er eigentlich nicht erlaubt ist?“
Sie haben nun Forderungen entwickelt. Ein Kernpunkt: Die Weserstraße wird an der Nansenstraße mit Pollern gesperrt, sodass die Zufahrt für Autos, die aus Richtung Kottbusser Damm kommen, nicht mehr möglich ist. Die Weserstraße würde also zur Sackgasse, die Schule wäre nur von der Pannierstraße aus zu erreichen. Vor der Schule solle dann ein absolutes Halteverbot angeordnet werden. So entstünde auch Raum für eine Gehwegvorstreckung und für die Fahrradbügel, die momentan direkt vor dem Eingang installiert sind und für Enge sorgen.
Verkehrskonzept in Arbeit
Eine neue und sichere „Kinder-Anlieferzone“ könnte auf dem kleinen, dreieckigen Parkplatz an der Ecke Reuter- und Weserstraße eingerichtet werden. Von dort aus sind es nur 40 Meter zur Schule. Die Kreuzung an der Pannierstraße sollte ebenfalls entschärft werden, meint Richter. Auch, weil der Weg für die Grundschüler zur großen Sporthalle und zur künftigen Mensa auf dem Campus Rütli über diese Straße führt. Tempo 30 und längere Ampelphasen seien wichtige Schritte. Dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, wissen auch die Zuständigen im Bezirksamt, ein Verkehrskonzept für den Reuterkiez ist in Arbeit.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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