Die Karstadt-Karten sind neu gemischt
Am Hermannplatz hat jetzt der Senat das Sagen / Die Filiale in der Gropiusstadt schließt
Drei Karstadt-Häuser sind gerettet, die Filiale in den Gropiuspassagen ist jedoch nicht dabei. Weitere Neuigkeit: Der Senat hat den Umbau von Karstadt Hermannplatz zum „Projekt gesamtstädtischer Bedeutung“ erklärt und hält jetzt die Fäden in der Hand.
Die Verhandlungen des Senats mit der Eigentümerin der Warenhäuser, der Signa-Gruppe, endeten mit folgender Vereinbarung: Die Filialen am Tempelhofer Damm, an der Wilmersdorfer Straße und an der Weddinger Müllerstraße bleiben offen – je nach Standort vorerst zwischen drei und zehn Jahren. Bereits zuvor wurde bekannt, dass auch die Niederlassung im Lichtenberger Ring-Center gerettet ist.
„Die Schließung in der Gropiusstadt ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, zumal das Haus erst vor zwei Jahren nach einer Komplettsanierung eröffnet wurde“, sagt Bürgermeister Martin Hikel (SPD). Er hoffe, dass die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Karstadt nun gute Lösungen für die rund 40 Angestellten fänden.
Die Ankündigung, dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die Planungshoheit für Karstadt Hermannplatz zu entziehen, löste unterschiedliche Reaktionen aus.
Geteilte Meinungen in der Bezirkspolitik
Wie berichtet, will Signa den Großteil des heutigen Gebäudes abreißen, es in den Ausmaßen von 1929 wiederaufbauen und beträchtliche Flächen als Büros vermieten. Der grüne Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt lehnt dieses Vorhaben jedoch ab.
„Es ist gut und überfällig, dass der Bebauungsplan für das Warenhaus nun angegangen wird. Denn der Platz ist ein Eingangstor zu unserem Bezirk. Durch den Stillstand der letzten zwei Jahre haben wir viel Zeit verloren“, sagt dagegen Bürgermeister Hikel. Jetzt müssten die Anwohner ernsthaft beteiligt werden.
Ganz ähnlich das Urteil des Kreuzberger SPD-Bezirksverordneten John Dahl. Der heutige Bau entspreche nicht mehr den Bedürfnissen eines modernen Kaufhauses, auch energetisch funktioniere er nicht mehr vernünftig. Es sei sinnvoll, dass das Projekt nun auf Senatsebene bearbeitet werde.
Das sehen seine grünen Bezirksverordneten-Kollegen anders. „Wir bleiben bei unserer ablehnenden Kritik. Wichtig ist, dass der Hermannplatz nicht einseitig im Sinne eines Investors umgestaltet wird, sondern die Auswirkungen auf den gesamten Kiez und das Kleingewerbe berücksichtigt werden“, teilen die Fraktionssprecher Annika Gerold und Julian Schwarze mit.
Vorwurf: Signa „gestaltet drei zentrale Orte“
Deutliche Worte findet auch Moritz Wittler, Sprecher der Neuköllner Linken. „Signa hat kein langfristiges Interesse an einem funktionierenden Warenhaus, sondern allein an der Verwertung der Immobilie“, sagt er. Er ist sicher, dass das Unternehmen die nächste Gelegenheit nutzt, um weiteres Personal zu entlassen.
Wittler spricht von einem „Deal“ zwischen Senat und Signa: Signa betreibe zunächst einige ohnehin profitable Filialen in guter Innenstadtlage weiter, im Gegenzug überlasse der Senat dem Unternehmen „praktisch die Gestaltung von drei zentralen Orten“ der Stadt. Denn nicht nur die Pläne für den Hermannplatz hat der Senat an sich gezogen, sondern auch die Signa-Vorhaben am Kurfürstendamm und am Alexanderplatz. Laut Wittler will Signa insgesamt vier Milliarden Euro in die Immobilienprojekte investieren, davon nur einen kleinen Teil in die Entwicklung der bisherigen Kaufhäuser.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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