Solides Handwerk trifft hippes Start-up
Am Neuköllner Schifffahrtskanal siedeln sich in den kommenden Jahren neue Nutzer an

Rechts eines der fast fertigen „Shed“-Gebäude. Gegenüber, links auf dem schmalen Grundstück mit den blauen Kränen entsteht das DOXs. Weiter hinten wächst der Estrel-Turm in die Höhe. | Foto:  Schilp
10Bilder
  • Rechts eines der fast fertigen „Shed“-Gebäude. Gegenüber, links auf dem schmalen Grundstück mit den blauen Kränen entsteht das DOXs. Weiter hinten wächst der Estrel-Turm in die Höhe.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Das Gewerbegebiet rund um das Estrel entwickelt sich rasant. In einigen Jahren werden dort bis zu 10.000 Menschen mehr als heute unterwegs sein. Deshalb hat die bezirkliche Wirtschaftsförderung ein Standortprofil bei der Planergemeinschaft für Stadt und Raum in Auftrag gegeben. Anfang Dezember tauschten sich ansässige und zukünftige Nutzer bei einer digitalen Veranstaltung aus.

Es gibt drei große Neubauprojekte: Das Estrel errichtet einen 175 Meter hohen Hotelturm, Berlins ersten Wolkenkratzer. Die vier Gebäude des „Shed“ auf der westlichen Kanalseite sind nächstes Jahr bezugsfertig. Und gegenüber auf dem ehemaligen Alba-Schrottplatz rücken demnächst die Bagger und Kräne an: Dort entsteht das DOXs-Ensemble. Das soll bis 2026 vom Unternehmen Trockland verwirklicht werden. Die Maße des Grundstücks sind ungewöhnlich. „Ein schmales Handtuch, 300 Meter lang und 24 Meter breit“ erklärte Projektleiterin Barbara Sellwig. Geplant sind drei sechsgeschossige Gebäude mit Flächen für Gewerbe, Büros, Gastronomie, Co-Working, Gewerbe und ein Hostel. Auch eine Kita ist vorgesehen. Die beiden historischen Kräne auf dem Gelände bleiben stehen, und es wird einen öffentlichen Platz geben. Gute Nachricht für Spaziergänger: Der Uferweg am Kanal, der an der Sonnenallee beginnt und heute noch vor dem DOXs-Gelände endet, wird weitergeführt.

Ein öffentlicher Uferweg soll sich am östlichen Ufer entlangziehen. | Foto: Trockland/DOXs
  • Ein öffentlicher Uferweg soll sich am östlichen Ufer entlangziehen.
  • Foto: Trockland/DOXs
  • hochgeladen von Susanne Schilp

In der Umgebung ist bereits seit vielen Jahren Gewerbe ansässig. „Direkt neben den neuen schicken Büros gibt es Betriebe mit Lkw-Verkehr, das ist eine Herausforderung“, sagte Dirk Spender von der Planergemeinschaft. Ein Beispiel ist die Wilhelm Reuss GmbH, die an das Estrel-Mutterhaus grenzt. Dort werden Nussnougatcremes und andere Schokoladenprodukte hergestellt. Im Norden am Kiehlufer hat unter anderem die Baufirma Dalhoff ihren Sitz, die dort 2022 auch ein Gebäude für die Dekra-Akademie errichtet hat. Und es gibt das 25.000 Quadratmeter große Gewerbedreieck auf der südlichen Seite der Sonnenallee, neben der Hotelturm-Baustelle.

Wenn die Studenten kommen, wird es zu bestimmten Zeiten garantiert eng unter der S-Bahn-Brücke. Direkt dahinter ist der Zugang zum Shed-Ensemble. | Foto: Schilp
  • Wenn die Studenten kommen, wird es zu bestimmten Zeiten garantiert eng unter der S-Bahn-Brücke. Direkt dahinter ist der Zugang zum Shed-Ensemble.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Alte und künftige Anrainer stellten sich bei der Veranstaltung vor, um sich kennenzulernen, darüber zu sprechen, wie die Zukunft des Gebiets aussehen sollte und ob eine künftige Zusammenarbeit möglich ist. „So sexy wie die Neuen sind wir nicht“, schränkte Arnold Buhr von der Wilhelm Reuss GmbH ein. Und Ullrich Zimmermann von der BrauCo GmbH auf dem Gewerbedreieck sagte, er freue sich sehr über die vielen Informationen, „aber ich bin Rohrreiniger, was hat die ganze Entwicklung mit mir zu tun?“

Zwischen Estrel-Hotel und Kanal gibt es seit einigen Jahren eine Uferpromenade.  | Foto: Schilp
  • Zwischen Estrel-Hotel und Kanal gibt es seit einigen Jahren eine Uferpromenade.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Carina Lorenz von der privaten SHR-Universität, die nächstes Jahr mit 3500 Studenten ins „Shed“ zieht, sieht das anders. Die Hochschule sei praxisorientiert und biete ein breites Spektrum an Fächern – von Informationstechnologie bis Fotografie. „Für uns ist es wichtig zu wissen, wer unsere Nachbarn sind. Wir erhoffen uns Kooperationen auf allen Ebenen“, sagte sie. So habe die Hochschule bereits technische Geräte bei einem der Betriebe bestellt. Außerdem könne sie sich vorstellen, Firmenvertreter zu Vorträgen einzuladen.

In dieses Gebäude des DOXs soll ein Hostel einziehen, ein Betreiber ist bereits gefunden. Davor, unter einem der Kräne, ist ein öffentlicher Platz geplant. | Foto: Trockland/DOXs
  • In dieses Gebäude des DOXs soll ein Hostel einziehen, ein Betreiber ist bereits gefunden. Davor, unter einem der Kräne, ist ein öffentlicher Platz geplant.
  • Foto: Trockland/DOXs
  • hochgeladen von Susanne Schilp

„Irgendwann wird die Entwicklung mit Ihnen allen zu tun haben, weil allein die künftige Anzahl der Menschen etwas machen wird“, wandte sich Christian Mehner von der bezirklichen Wirtschaftsförderung an die Alteingesessenen. Dazu fiel Ullrich Zimmermann als Erstes „die schlimme Situation am S-Bahnhof Sonnenallee“ ein: schmutzig und eng. Tatsächlich kaum vorstellbar, dass sich dort jeden Tag Hunderte von Studenten drängen. Außerdem wünschen sich einige Unternehmen eine nördliche Erschließung des „Shed“-Geländes, also eine Autobrücke am Kiehlufer. Carina Lorenz würde sich auch über eine Fußgängerbrücke zwischen Uni und DOXs freuen – oder eine kleine Fähre. Bedauerlich findet sie, dass in dem Gebiet kein Wohnraum für Studenten geschaffen werden darf, zulässig ist nur Gewerbe.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 677× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.344× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.005× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.442× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.345× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.