Für einen sauberen Kiez: Junge Unternehmer sammeln illegal abgelegte Matratzen
Neukölln. Sie haben 40 Matratzen in zwei Wochen von der Straße aufgesammelt – dabei waren sie nur in der Mittagspause unterwegs. Am 25. Oktober übergaben die Gründer von „Snooze Project“, zu deutsch: Schlummer-Projekt, ihre Ausbeute an Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).
Die vier jungen Männer haben ihre Firma vor rund anderthalb Jahren an der Pflügerstraße 18 eröffnet. Sie lassen Kaltschaummatratzen fertigen und vertreiben sie über das Internet. Weil sie in Neukölln arbeiten, wohnen und von der Vermüllung genervt sind, wollten sie etwas für die „Schön wir wir“-Initiative des Bezirksamtes tun.
Da lag das Thema Matratzen nah. Und weit bewegen mussten sie sich auch nicht. „Wir waren eigentlich nur in der Nachbarschaft, also im Reuterkiez, mit dem Auto unterwegs“, sagt Bijan Mashagh. Fast nie kehrten sie ohne Matratzen auf ihren Gewerbehof zurück.
Aber nicht nur das illegale Abladen von Müll ist ihnen ein Dorn im Auge. „Wir sind keine Freunde vom schnellen Konsum. Die Leute sollen sich lieber einmal eine ordentliche Matratze kaufen als ständig eine neue“, so Alexander Behr. Deshalb vertreiben er und seine Kollegen auch nur Produkte, auf die sie zehn Jahre Garantie geben. Bei Nichtgefallen können sie nach einer Probezeit von 100 Tagen zurückgegeben werden, ohne Angabe von Gründen.
Die Männer haben sich auch gut überlegt, wie sie verantwortungsvoll mit diesen „Rückläufern“ umgehen. „Die gut erhaltenen spenden wir an Flüchtlinge, die in ihre erste eigene Wohnung ziehen, die anderen werden zu Füllmaterial verarbeitet“, erklärt Mashagh.
Franziska Giffey ist voll des Lobes: „So eine Aktion hatten wir noch nicht. Ich finde es gut, wenn Unternehmer sich auf ihrem Feld engagieren und großartig, dass auch junge Leute etwas für den Kiez tun.“ Das Schwierigste am Müllproblem sei nach wie vor die „Sensibilisierung im Kopf“.
Dank gilt auch der Berliner Stadtreinigung (BSR). Sie entsorgt die gesammelten Matratzen kostenlos. „Ich bin seit dem Jahr 2000 für Neukölln zuständig, und es verändert sich“, sagt BSR-Regionalleiterin Gabriele Behrend. „Ich habe noch nie erlebt, dass so viel Engagement zusammenfindet wie derzeit.“ Das sei ein gutes Zeichen, auch wenn sie nicht sagen könne, dass die wilden Müllkippen bereits weniger geworden seien. Aber immerhin: Einen Zuwachs gebe es auch nicht.
Noch ist Neukölln Negativ-Spitzenreiter in Berlin. Jeden Monat gehen rund 2000 Meldungen über illegale Ablagerungen von Unrat beim bezirklichen Ordnungsamt ein. Franziska Giffey weist deshalb noch einmal darauf hin: Drei Kubikmeter Sperrmüll nimmt der BSR-Recyclinghof entgegen. Und jeder kann Sperrmüll direkt aus seiner Wohnung abholen lassen. Kostenpunkt: 50 Euro für fünf Kubikmeter. Das entspricht einem Doppelbett, einer Couch, vier Stühlen, einem Sessel, einer Bank und zwei Tischen. sus
[div class="docTextServiceText"][/div]Weitere Informationen und der Sperrmüll-Infoflyer sind zu finden auf www.schoen-wie-wir.de
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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