Anwohnerinteressen versus Gaststättenbetrieb
Grundlage für Verbote schaffen: Bestandsaufnahme von Kneipen und Cafés im Reuterkiez

International verständlich, doch oft klappt es mit der nächtlichen Ruhe im Reuterkiez nicht. | Foto: Schilp
  • International verständlich, doch oft klappt es mit der nächtlichen Ruhe im Reuterkiez nicht.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Im Reuterkiez sollen keine weiteren Kneipen und Cafés genehmigt werden – das wünschen sich nicht nur viele Anwohner, sondern auch die Bezirksverordneten. Ende 2017 haben sie das Bezirksamt gebeten, dafür die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Nun informierte Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) über den Stand der Dinge.

Erst einmal habe er Verantwortliche anderer Bezirke eingeladen, die über große Erfahrung mit Partymeilen verfügen, nämlich aus Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick. Es ging unter anderem um die Möglichkeit, neue Bebauungspläne für Kneipenzonen zu erarbeiten, die die Ansiedlung von Gastronomie untersagen. Das wurde jedoch einhellig verworfen. „Es wäre einerseits sehr langwierig und aufwändig und andererseits sind die Erfolgsaussichten auf eine rechtssichere Festsetzung sehr gering“, so Biedermann.

Also sei mit den vorhandenen Möglichkeiten zu arbeiten. Der Reuterkiez gilt als „Allgemeines Wohngebiet“. Hier dürfen bestimmte Gewerbe nur untersagt werden, wenn eine „unverträgliche Häufung“ oder eine „Störung der gesunden Wohn- und Arbeitsverhältnisse“ vorliegt.

„Beides haben wir doch längst“, sagt eine Frau, die an der Weserstraße wohnt. Nächtlicher Kneipenlärm ist hier nicht die Ausnahme, sondern belastende Normalität. Auf der anderen Seite steht jedoch die Gewerbefreiheit. Deshalb müsse das Bezirksamt jeden einzelnen Antrag, eine Bar zu eröffnen, prüfen. „Ein Pauschalausschluss ist wegen des grundsätzlich bestehenden Rechtsanspruchs auf Genehmigung nicht möglich“, so Biedermann. Um eine Grundlage zu haben, einen neuen Gastro-Betrieb abzulehnen, müsse erst einmal der Bestand aufgenommen und bewertet werden.

Wo häuft sich lärmende Gastronomie?

Damit ist begonnen worden, der Stadtrat rechnet mit rund drei Monaten, bis die Arbeiten abgeschlossen sind. Dokumentiert werden sämtliche Erdgeschossnutzungen im Reuterkiez, die Öffnungszeiten der Läden und Kneipen, die Art und Menge des Publikums. Liegen die Daten vor, könnte bei neu beantragten Vorhaben besser beurteilt werden, ob beispielsweise mit dem Argument „Häufung“ eine Genehmigung zu verwehren sei.

Und was ist mit dem Lärm, der von den bereits bestehenden Kneipen, Bars, Cafés und Restaurants ausgeht? Hier wollen Ordnungsamt und Straßen- und Grünflächenamt in Zukunft enger zusammenarbeiten, sagt Biedermann. Während ersteres das Einhalten von Regeln kontrolliert, erteilt das andere Erlaubnisse für die „Sondernutzung öffentlichen Straßenlandes“, sprich: für das Herausstellen von Tischen und Stühlen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 539× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 827× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 805× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.185× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.