Händler brauchen Käufer
Neukölln. Wie wir in der vorigen Woche berichteten, sind viele Gewerbetreibende an der Karl-Marx-Straße aufgrund der Baustelle von Umsatzeinbußen betroffen. In einer kleinen Reihe stellen wir einige der betroffenen Händler und ihre aktuelle Situation vor.
Im November ist es 20 Jahre her, dass Angelika Horn ihr Geschäft „Blumen Jette“ an der Karl-Marx-Straße 178 eröffnete. Von Verwandten übernahm die gelernte Floristin dieses Geschäft, das es an dieser Stelle schon seit 1936 gibt. Dennoch war es in den ersten zehn Jahren schwer, die Kundschaft an den Laden zu binden. „Erst ab 2005 hatten wir uns hier etabliert“, erzählt die 54-jährige Geschäftsinhaberin, die sich als Nahversorgerin betrachtet und gute Kontakte zu allen Nachbarn im Kiez pflegt. „Vor allem die jungen Neuköllner, die in den letzten Jahren verstärkt hierher ziehen, kaufen gern Blumen bei mir“, sagt Angelika Horn. Alles lief soweit gut, bis im letzten August die Bauarbeiten auf dem Teilstück in der Karl-Marx-Straße begannen, wo sie ihr Geschäft hat.
Die Baustelle mit der verengten Einbahnstraße brachte zahlreiche Beeinträchtigungen mit sich: Auf dem schmalen Gehweg konnte Angelika Horn keine Blumen mehr aufstellen und ab Frühjahr versperrte auch noch eine fast zwei Meter hohe Plane zur Straße hin die Sicht auf das Geschäft. „Man konnte uns kaum noch wahrnehmen.
Vom Kiez, für´n Kiez
Die meisten Leute mieden diese Straßenseite“, berichtet die Floristin. In der Folge musste sie Umsatzeinbußen von 40 Prozent hinnehmen, die ihre Existenz bedrohten. Nachdem die Baustelle inzwischen auf die andere Straßenseite verlegt wurde, hat sich die Situation für die Blumenhändlerin etwas entspannt, einige frühere Kunden bleiben aber nach wie vor weg.
Über die lokale Werbekampagne, die in diesen Tagen rund um die Karl-Marx-Straße beginnt, ist sie deshalb froh. Mit Slogans wie „Deine Läden brauchen dich!“ „Vom Kiez, für´n Kiez“ und Karl mag´s bunt“ wird auf den U-Bahnhöfen zwischen Hermannplatz und Neukölln geworben. Ab September wird die Blumenhändlerin dann an einer zweiten, personalisierten Plakataktion mit 20 Händlern der Karl-Marx-Straße teilnehmen. Mit dem Spruch „Die Blumen-Jette braucht dich!“ hofft die Floristin, potenzielle Käufer im Kiez wachzurütteln. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass wir noch da sind“, sagt Angelika Horn. „Wenn die Kundschaft sich von uns abwendet, wird das eine oder andere Geschäft nach der Baustelle nicht mehr hier sein.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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