Lebensmittel mit kleinen Mängeln kommen bei „Restlos glücklich“ auf den Tisch

Anette Keuchel und Leoni Beckmann wollen sich nicht damit abfinden, dass so viele Lebensmittel im Müll landen. | Foto: Andreas Chudowski
3Bilder
  • Anette Keuchel und Leoni Beckmann wollen sich nicht damit abfinden, dass so viele Lebensmittel im Müll landen.
  • Foto: Andreas Chudowski
  • hochgeladen von Stefanie Roloff

Neuköll. Deutschlandweit landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von rund 25 Milliarden Euro im Müll, so die Verbraucherzentrale Berlin. Das muss nicht sein, finden die Initiatoren des Lokals „Restlos glücklich“.

Krumme Gurken, falsch beschriftete Ware, ein schiefes Etikett – der Verein „Restlos glücklich“ rettet Lebensmittel, die nicht verdorben sind, die aber trotzdem keiner mehr kaufen will. Das Ziel: Mehr Wertschätzung von Nahrungsmitteln und ein bewussterer Konsum. „Die Idee kam mir, als ich einen Artikel über das Kopenhagener Restaurant ,Rub & Stub’ gelesen habe, was so viel wie ,Restlos alles’ heißt“, erzählt Anette Keuchel von den Anfängen.

Ein Stipendium des Social Impact Labs Berlin und eine Crowdfunding-Kampagne, bei der 600 Unterstützer 27.000 Euro spendeten, halfen ihr und Co-Gründerin Leoni Beckmann beim Start. Im Mai 2016 eröffneten sie das „Restlos glücklich“ in der Kienitzer Straße 22. Im kleinen Lokal in Neukölln werden die aussortierten Produkte frisch und kreativ auf den Teller gebracht.

Gekocht werden hauptsächlich saisonale, vegetarische Gerichte. Das reicht von „Tofu-Gemüsepfanne an knusprigem Bulgur mit Salat der Saison“ bis zu „Süßen Apfelklößen mit Heidelbeeren und Orangen-Sauce“. Geöffnet hat das Lokal, das 2016 mit dem Gastro-Gründerpreis ausgezeichnet wurde, von Mittwoch bis Sonnabend zwischen 18 und 22.30 Uhr.

Immer mittwochs geht das geschäftige Treiben los. Dann werden von einer denn's Biomarkt-Filiale in der Nähe die aussortierten Speisen abgeholt. „Was es stets massenweise gibt, sind Brot, Gemüse und Obst,“ sagt die 40-jährige Umweltwissenschaftlerin. „Alles wird von uns durchgeschaut und gewogen, weil wir wissen wollen, wie viele Lebensmittel wir verarbeiten können.“

Erst dann entscheidet Koch Daniel Roick, welche Mahlzeiten er daraus zaubert. „Rund 15 Prozent müssen dazugekauft werden, etwa Linsen oder Milchprodukte“, sagt Anette Keuchel. Am Mittwoch und Donnerstag gibt es unter dem Motto „Einfach glücklich“ einfache Tellergerichte, freitags und sonnabends ein Drei-Gänge-Menü. Das Lokal bietet 35 Plätze, die online oder telefonisch reserviert werden sollten.

Neben dem Restaurant und einem angeschlossenen Catering ist die Initiative auch in der Bildung aktiv. Der Verein initiiert nachhaltige Kochkurse und ein Bildungsprogramm mit Workshops für Kinder und Erwachsene. Die Projekte sollen für die Problematik der Lebensmittelverschwendung sensibilisieren und einen bewussten Umgang mit Nahrung fördern.

Ohne das zwölfköpfige Kernteam mit sechs Angestellten sowie die rund 70 ehrenamtlichen Helfer wäre die Arbeit des Vereins nicht möglich. „In der Küche und im Service können wir immer Unterstützung brauchen,“ fordert Anette Keuchel zum Mitmachen auf.

Wer aktiv werden möchte, kann sich über die Webseite der Non-Profit-Initiative melden. „Schön wäre, wenn wir zudem einen Partner finden würden, der uns Trockenware, wie Mehl, Nudeln oder Hülsenfrüchte zur Verfügung stellt,“ wünscht sich die Initiatorin. Auch über Spenden freut sich der Verein. Die Gewinne von „Restlos glücklich“ fließen in das Bildungsangebot. sr

Autor:

Stefanie Roloff aus Friedenau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 541× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 830× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.