Wettbewerb für junge Menschen
Marktmacher Rainer Perske sucht Marktheld
Seine Welt sind die Märkte: Rainer Perske steht für das allwöchentliche bunte Treiben auf dem Herrfurthplatz und für den Neuköllner Stoff am Maybachufer. Vor einigen Jahren hat er eine Stiftung gegründet. Die hat nun den Wettbewerb „Neuköllner Markthelden“ ausgeschrieben.
Die Idee: Junge Menschen bis 25 Jahre entwickeln eine Idee rund um den Wochenmarkt. Es winkt ein Preisgeld von 11 000 Euro, und ein Coach begleitet das Ganze bis zur Umsetzung. Der Wettbewerb ist offen für alle. „Mein Grundgedanke ist jedoch, besonders etwas für benachteiligte Jugendliche zu tun. Sie sollen ihre Fähigkeiten nutzen und sich ihr Leben selbst finanzieren können – auch ohne Schulabschluss oder Ausbildung“, sagt Perske. Eine Selbstständigkeit biete dafür gute Voraussetzungen.
Einzige Bedingung beim Wettbewerb: Die Konzepte müssen irgendetwas mit dem Markt zu tun haben. „Das kann zum Beispiel ein Lieferservice sein, ein eigener Stand, besondere Produkte oder auch der Bau von Tischen und Stühlen.“ Die Stiftung ist beim Jugendamt angesiedelt, umgesetzt wird das Projekt vom Verein Neuköllner Netzwerk Berufshilfe. Alles Weitere zum Wettbewerb, der bis Ende April läuft, ist unter www.marktstiftung.de zu finden.
Für Anwohner, Künstler, Engagierte
Für Rainer Perske bedeuten Wochenmärkte mehr als Verkauf unter freiem Himmel. „Hinter jedem Markt steht eine Idee“, sagt er. Den Anstoß zum Schillermarkt auf dem Herrfurthplatz gab beispielsweise Beate Haucke vom Verein pro Schillerkiez. Sie wollte hier einen Treffpunkt für die Anwohner schaffen, die aus den unterschiedlichsten Kulturen stammen, Künstlern einen Auftrittsort geben und Initiativen eine Möglichkeit, sich den Nachbarn vorzustellen.
Perske übernahm die Feinplanung. Inzwischen geht der Markt ins zehnte Jahr, er wächst langsam, aber stetig. Zwischen 25 und 30 Stände säumen derzeit jeden Sonnabend ab 10 Uhr die Hälfte des Herrfurthplatzes. „Mein Traum ist, dass wir einmal ganz rum kommen. Das sähe so aus wie ein Mittelaltermarkt“, sagt Perske. Der Schwerpunkt des Angebots liegt auf bio. „Aber nicht nur, das ist mir zu elitär“, betont er. „Ich schließe doch keine ganze Kundengruppe aus. Und eine reine Hipster-Community will ich auch nicht.“ Wichtig ist ihm, dass die Menschen gerne hierher kommen, miteinander reden. So gibt es kostenlose Stände für Ehrenamtliche und jeden letzten Sonnabend im Monat tritt eine Live-Band auf.
Hochwertig, aber sozialverträglich
Am Anfang gab es auch für Perske einige Überraschungen. Obwohl im Schillerkiez viele Menschen mit wenig Geld leben, hätten die Leute von Anfang auf Qualität geschaut, berichtet er. Andererseits sei ein Anbieter von hervorragenden Mittelmeer-Spezialitäten ebenso wenig angenommen worden wie Allerweltshändler. Sie hätten nicht den richtigen Draht zu den Kunden gefunden.
Fast genauso lange wie der Schillermarkt existiert der Neuköllner Stoff. Sonnabends ab 11 Uhr bieten rund 20 Händler am Maybachufer Stoffe, (Kunst-)Handwerk, Kleidung und andere schöne Dinge an. „Hier war die Idee, Neuköllner Kreative mit Touristen und anderen Besuchern zusammenzubringen“, berichtet Perske. Anfängliche Proteste von Anwohnern, die von den riesigen Dienstags- und Freitagsmärkten am Ufer genervt waren und eine Fortsetzung am Wochenende fürchteten, hätten sich über die Jahre gelegt. Langer Atem und Überzeugungsarbeit sei bei Märkten grundsätzlich gefragt: „Die schnelle Kohle gibt es da nicht.“
Job für Hand und Kopf
Rainer Perske ist übrigens relativ spät in sein heutiges Gewerbe eingestiegen, sein Studium der internationalen Agrarwissenschaften hat er erst mit 27 Jahren begonnen. Zuvor war er Bankkaufmann. „Das hat mich irgendwann total gelangweilt, jeden Tag das Gleiche.“ In seinem jetzigen Job sei Hand und Kopf gefordert, es sei genau dieses Spannungsfeld, das den Reiz ausmache.
Der gebürtige Reinickendorfer ist ständig in Bewegung, er organisiert nicht nur die beiden Neuköllner Märkte, sondern fünf weitere in Mitte, Pankow und Treptow-Köpenick. Der größte und bekannteste ist der sonntägliche Flohmarkt im Mauerpark.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.