Särge vor der Ladentür
Neuköllner Friseurinnen protestieren gegen die Testpflicht
Mit einer drastischen Aktion haben Friseurinnen gegen die Testpflicht demonstriert: Vier Särge standen am 20. April vor dem Salon in der Planetenstraße 55. Alle Mitarbeiter trugen Schwarz.
„Uns regieren Schlafmützen“, fasst Erika Deinhard ihren Frust auf die Corona-Politik zusammen. „Mehr als 100 Jahre hat unser Familienbetrieb gut überstanden. Wir können doch nicht zulassen, dass wir jetzt unsere Leute nicht mehr bezahlen können.“ Sie ist keine Gegnerin eines Lockdowns – im Gegenteil. Wenn der Salon geschlossen bleiben müsste, könnte wenigstens staatliche Hilfe beantragt werden, sagt sie. Aber die aktuelle Regelung sei nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Auflage, dass nur Menschen mit einer negativen Corona-Testbescheinigung frisiert werden dürfen, führe zu harten Umsatzeinbrüchen. „Gerade ältere Menschen gehen nicht gern zur Teststelle – womöglich mit Rollator, sondern verzichten dann eben auf den Friseur.“
Vor fünf Jahren hat sich Erika Deinhard aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen und die Regie für die insgesamt vier Neuköllner Friseurläden in die Hände ihrer Nachfolgerin Janine Becker gelegt. Sie hat nun dafür zu sorgen, dass acht Angestellte ihren Lohn bekommen. Wie, das weiß sie nicht. Von der Aktion verspricht sie sich vor allem Aufmerksamkeit. „Wir wollen endlich gehört werden“, sagt sie.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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