Fapack ist seit 150 Jahren fest in Familienhand
Selbst die Kanzlerin ist Kundin
Eines der ältesten Berliner Familienunternehmen hat seinen Sitz an der Ederstraße 18: Kürzlich wurde bei Fapack der 150. Geburtstag gefeiert. Die 35 Mitarbeiter fertigen hier Verpackungen jeder Art – von der Versandkiste aus stabiler Pappe über Archivkartons bis zur edlen Geschenkebox.
Karl-Heinz Behrens ist der Urenkel des Firmengründers Ernst Ließ. Er übernahm 1997 die Leitung, seine Tochter Marcia wird dafür sorgen, dass auch in fünfter Generation alles glatt läuft. Zu den mehr als 600 Kunden gehören Weltfirmen wie Siemens und Bosch, aber auch Privatleute. Sämtliche Verpackungen, ob groß oder klein, werden nach deren Wünschen maßgeschneidert.
Begonnen hat alles 1869 in Berlin-Mitte. Ernst Ließ eröffnete dort eine Buchbinderei und Hutschachtelmanufaktur. Schon bald fertigte er auch Kartonagen für Industrie und Handwerksbetriebe. Nach dem ersten Weltkrieg gelang ihm ein echter Coup: Er entwickelte eine neue Form der Innenverpackung. Gespannte Gummibänder sorgten dafür, dass Röhren bruchsicher im Karton „schwebten“. Ganz perfekt war diese Erfindung jedoch nicht. Bei einer Lieferung nach Japan wurden die Bänder porös, wahrscheinlich wegen der klimatischen Bedingungen. Ernst Ließ stieg auf Stahlfedern um. Das funktionierte perfekt.
Die BVG "transportiert" die Ware
„Damals wurden Röhren ja überall gebraucht, zum Beispiel für den Rundfunk oder fürs Röntgen“, sagt Karl-Heinz Behrens. Das Geschäft florierte. Auch im Zweiten Weltkrieg, denn die Firma stellte Verpackungen für empfindliche technische Geräte her, die unter anderem bei der Luftwaffe eingesetzt wurden. Zum Ende des Krieges gab es jedoch große Transportprobleme. Die Pferde wurden von der Armee benötigt, ein Lkw verbrannte, Treibstoff war knapp. Der Großvater von Karl-Heinz Behrens fand eine Lösung: Er hängte seinen Kartonwagen an eine Straßenbahn. „Ich habe noch eine Rechnung von der BVG aus dem Jahr 1944. Für eine Stunde Fahrt hat sie 1,26 Mark verlangt“, so Behrens.
Der Fertigungsbetrieb und auch die Wohnung seiner Familie in Mitte überstanden den Krieg nicht: Am 12. März 1945 wurden sie ausgebombt und total zerstört. Doch schon bald ging die Produktion weiter. Im Jahr 1950 gründete Karl Behrens, der Vater des heutigen Chefs, die Fapack GmbH im Westteil der Stadt. Der zweite Betriebsteil in Hohenschönhausen ging später in einem Volkseigenen Betrieb auf.
Immer weniger "echte" Verpackungen
Anfang der 1970er-Jahre schuf sich die Familie ein zweites Standbein, sie stellt seitdem auch Waren aus Styropor her: Verpackungen, Thermoboxen, Innenteile für Reit-, Motorrad- und Skihelme, Bauelemente für Lüftungen und anderes mehr. Nach und nach machte dieser Zweig fast 90 Prozent der Produktion aus. „Viele Firmen sind aus Berlin abgewandert, es gibt wenig produzierendes Gewerbe. Die ,echten’ Verpackungen werden immer weniger“, so Behrens.
So stand er irgendwann vor der Entscheidung, ob er ganz Schluss mit der Pappe machen sollte. Nein, entschied er und kehrte 2009 zu den Wurzeln zurück – zu den sogenannten Feinkartonagen, den exklusiven Boxen, die in Handarbeit gefertigt und nach Wunsch bedruckt, geprägt oder bezogen werden.
Angela Merkels Geschenk
für den Emir von Katar
Zu den Fapack-Kunden zählt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie ließ sich eine elegante Schachtel, ausgeschlagen mit feinstem blauem Seidentaft, fertigen. Platz darin fand ein Geschenk für den Emir von Katar: sieben Prunkfalkenhauben aus Schlangenleder. Diese Hauben werden den Vögeln, die zur Jagd eingesetzt werden, über den Kopf gezogen, um sie beispielsweise beim Transport vor Stress zu schützen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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