Beispiel für die Stadt von morgen
Schwammstadt-Pläne für das Schumacher-Quartier vorgestellt

Hinter den Zäunen des alten Flughafengeländes wird jetzt neues geplant. | Foto:  Thomas Frey
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Seit 5. August ist die Tegel Projekt GmbH, wie berichtet, auch offiziell für das ehemalige Flughafengelände verantwortlich. Die Entwicklung des Riesenareals wird Jahrzehnte dauern. Auch wenn die Planungen an einigen Stellen bereits sehr konkret sind.

Das gilt besonders für das neue Schumacher-Quartier, ein Wohnviertel an der nordwestlichen Seite des Tegel-Areals, in dem einmal rund 10.000 Menschen leben sollen. Und das, so zumindest die Vorgabe, unter ganz anderen Bedingungen als die meisten Menschen heute. Nämlich weitestgehend klimaneutral, mit anderen Mobilitätsangeboten und damit auch veränderter Aufteilung des öffentlichen Raums. Neben "weitgehend autofrei" lauten die Schlagworte hier vor allem Holzbauweise und Schwammstadt.

Die Gebäude im Schumacher-Quartier sollen zum allergrößten Teil aus Holz errichtet werden, weil dies ein nachwachsender Rohstoff und nicht nur in den Wäldern Brandenburgs ausreichend vorhanden ist. Schwammstadt meint einen nachhaltigen Wasserkreislauf, der Regen auffängt, speichert oder kontrolliert versickern lässt. Beide Vorhaben wären in dieser Größenordnung derzeit weltweit führend, umriss Tegel-Projekt-Geschäftsführer Philipp Bouteiller ihre Dimension.

Aber kann das auch funktionieren? Speziell bei der Schwammstadt? Darum ging es am 9. August bei einer Online-Veranstaltung. Sie machte zum einen deutlich, dass es bereits Vorreiter für solche Projekte gibt. Aber auch, dass im Detail noch manche Hürden warten.

Begrünte Oasen auf den Dächern

Technische Lösungen, um das Schwammstadt-Prinzip optimal einzusetzen, seien bereits vorhanden, erläuterten Gudrun Sack, seit Mai weitere Geschäftsführerin der Tegel Projekt GmbH, und Landschaftsarchitekt Jürgen Weidinger, dessen Büro für die Freiraumplanung verantwortlich ist. Neben Auffangbecken und oberirdischen Abflussrinnen ist das eine intelligente, sprich digital gesteuerte Kanalisation. Die ist auch wegen eines befürchteten weiteren Anstiegs von Starkregentagen notwendig. Dank eines Frühwarnsystems werde vorhandenes Wasser entsorgt, der Abfluss freigehalten, Überschwemmungen verhindert.

Bei den Häusern müssen ebenfalls bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, etwa begrünte Dächer, die gleichzeitig einen Beitrag zu weniger CO₂ leisten. Dazu zählt auch eine andere Anordnung der Gebäude und ihrer Nutzflächen. Praktische Beispiele dafür lieferte Cornelia Peters von der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie. In der Hansestadt wird der möglichst klimaneutrale Ressourcenkreislauf inzwischen unter anderem in der HafenCity praktiziert. Sie zeigte Fotos, wie das aussieht. Ein Schulhof oder der Pausenraum einer Firma als begrünte Oase auf dem Dach. Selbst entlang der Hochbahn finden sich solche Refugien. Und in einem Fall wurde sogar eine Laufbahn über der letzten Etage eines Hauses angelegt. Die Beispiele würden auch zeigen, dass mit dem immer knapper werdenden Raum anders umgegangen werden müsse, sagte Cornelia Peters. Vieles könne in entstehenden Neubauten integriert werden, statt dafür weitere Flächen zu bebauen. Gerade mit solchen Bildern erhoffe sie sich ein "Umdenken im Kopf", hin zu neuen, gleichzeitig praktikablen Ideen für die Stadt von morgen.

30.000 Normen und Vorschriften

Auch Berlin will in dieser Richtung Tempo zulegen, wie Darla Nickel von der Regenwasseragentur der Stadt betonte. Es gebe bereits mehrere "Leuchtturmvorhaben". Sie nannte dabei das Rudower Feld, Lichterfelde und das Schumacher-Quartier, respektive das gesamte Tegel-Projekt. Dafür sei "der politische Wille da", bestätigte Philipp Bouteiller. Allerdings scheinen, nach seiner Erfahrung noch nicht alle "unteren Ebenen" dabei mitgenommen worden zu sein. Aktenberge mit "circa 30.000 Normen und Vorschriften" müssten gewälzt werden. Und manche auch mit dem Ziel, sie anders oder neu zu justieren.

Nicht nur der geplante Prototyp eines ökologisch-korrekten Stadtviertels braucht zusätzliche Pflege. Darauf verwies vor allem Gudrun Sack. Berlin müsse dafür viel mehr Geld in die Hand nehmen als bisher, mahnte sie.

Die Teilnehmer der Veranstaltung schienen das ähnlich zu sehen. Es herrschte eher der Eindruck vor, als sei vielen der Weg in eine klimagerechte Stadt der Zukunft noch zu langsam. Ein Schumacher-Quartier und einige "Leuchttürme" wären zu wenig, so der Tenor in einigen Chats. An weiteren Informationen zeigten sich viele ebenfalls interessiert. Es soll deshalb weitere Treffen geben.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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