Ausgezeichnet für Berufsvorbereitung
111 Jahre Paul-Löbe-Schule
Mit einem besonderen Fest endete das abgelaufene Schuljahr in der Paul-Löbe-Schule an der Lindauer Allee 23-25: Die Integrierte Sekundarschule feierte ihr 111-jähriges Bestehen.
Wenn sich Schüler, Lehrer und Eltern in die Ferien verabschieden, reicht der gemeinsame Rückblick meistens nur ins vergangene Schuljahr. In der Paul-Löbe-Schule ging es diesmal 111 Jahre zurück. 1907 war das Gebäude als Schule eingeweiht worden.
Damals war auch schon Paul Löbe aktiv, der heutige Namensgeber der Schule. Allerdings nur im weitesten Sinne auf pädagogische Art. Der 1875 geborene schlesische Tischlersohn und gelernte Schriftsetzer hatte sich auf damals schon fast traditionelle sozialdemokratische Art weitergebildet und war zur Zeit der Reinickendorfer Schulbildung Chefredakteur der Breslauer SPD-Zeitung „Volkswacht“. Als Journalist, der auch unter dem Pseudonym „Alu Pöbel“ veröffentlichte, geriet Löbe ab und an mit dem Kaiserreich wegen Majestätsbeleidigung in Konflikt und landete zwischenzeitlich im Gefängnis. Später brachte er es bis zum Reichstagspräsidenten. Den Nationalsozialismus überstand er trotz mehrfacher Inhaftierung. 1967 starb er in Bonn.
Bildung für jeden und Alltagstauglichkeit
In ihrer Festansprache betonte Schulleiterin Ellen Rimpau, wie sich Löbe aus kleinen Verhältnissen emporgearbeitet hatte und trotz persönlicher Bedrohung an seinen Grundsätzen festhielt. All dies hat viel mit der heutigen Paul-Löbe-Schule zu tun: Hier werden junge Menschen auf Ausbildung und Beruf vorbereitet, denen nicht alles in die Wiege gelegt wurde. Sollte zu Schulbeginn jemand aus der sogenannten „bildungsfernen Schicht“ kommen, findet er sich jedenfalls schnell in einer Umgebung aus Bildung und Alltagstauglichkeit wieder.
Die Schule wurde mehrfach ausgezeichnet dafür, dass sie ihre Schüler exzellent auf die Berufsausbildung vorbereitet. Aber auch die Schüler, die später das Abitur absolvieren werden, bekommen dafür gute Voraussetzungen. In Projekten gibt es Shakespeare-Aufführungen oder auch Workshops mit Amnesty International. Regelmäßig führen Exkursionen nach Auschwitz, verbunden mit intensiver Vor- und Nachbereitung.
Stadtrat Dollase ist begeistert
Was die Schule anfängt, führt sie konsequent aus. Seit acht Jahren werden auch Schüler mit besonderem pädagogischen Förderbedarf in den Regelklassen unterrichtet, ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Autismus. Und bei alledem darf der Spaß nicht fehlen. Das zeigten zur Feierstunde in der Aula am 2. Juli viele Schüler mit Chor- und Soloauftritten und einer historischen Modenschau. Kino-Gutscheine gab es für fünf Schüler, die in einer Schulinternen Umfrage besonders originell erklärt hatten, warum sie gerne auf die Paul-Löbe-Schule gehen. Vom musikalischen Rahmenprogramm war auch Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) so begeistert, dass er „alles Gute für die nächsten 111 Jahre“ wünschte. Blick vom Sportplatz aus: 1907 wurde das Gebäude der heutigen Paul-Löbe-Schule seiner Bestimmung übergeben.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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