Die Berliner Woche sprach mit Betroffenen
Beim digitalen Unterricht ist noch Luft nach oben

Landesschülersprecher Richard Gamp hält das Agieren des Senats beim Thema Schulöffnungen für blamabel. | Foto: Julian Karimi
  • Landesschülersprecher Richard Gamp hält das Agieren des Senats beim Thema Schulöffnungen für blamabel.
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Digitaler Unterricht kann funktionieren. Diese Erfahrung teilen der Landesschülersprecher, der Vorsitzende des Bezirkselternausschusses und der Schulleiter des Thomas-Mann-Gymnasiums. Allerdings müssten dafür die Voraussetzungen stimmen.

Seine Schule, das Humboldt-Gymnasium, wäre deshalb interaktiv so gut aufgestellt, weil sie sich auch schon lange vor Corona um dieses Thema gekümmert habe, stellt Landesschülersprecher Richard Gamp klar. Die Regel sei das aber nicht. Harald Voß, Vorsitzender des Bezirkselternausschuss Schule Reinickendorf, bemängelt nicht nur Probleme bei der technischen Ausstattung, sondern auch den digitalen Lerninhalt. Hier gebe es viele Möglichkeiten, den Unterricht auch substantiell zu verbessern. Die sollten genutzt werden „und nicht nur pdf-Dateien zum Herunterladen und Ausdrucken anbieten“.

Pädagogen fremdeln mit Online-Unterricht

Das Verschicken von pdf-Dateien ist auch Alltagspraxis am Thomas-Mann-Gymnasium. „Sie sind aber lediglich ein Teil des Online-Programms“, erklärt der kommissarische Schulleiter Jan Liedtke. Generell gebe es regelmäßig Video-Unterricht, zu dem sich die Klassen vor dem Bildschirm versammeln. Entsprechende Endgeräte wären inzwischen verfügbar. Dass Unterricht auf diese Weise funktioniert, hänge vor allem von der Motivation der Lehrerinnen und Lehrer ab, sagt Harald Voß. Mit den Neuerungen würde so mancher Pädagoge noch fremdeln.

Richard Gamp kritisiert vor allem, dass in den vergangenen Monaten zu wenig in Richtung Digitalisierung passiert ist. Ein Versäumnis, für das er speziell die Senatsbildungsverwaltung verantwortlich macht. Auch den Zickzackkurs des Senats im Vorfeld der aktuellen Schulvorgaben fand er "blamabel". Zunächst werde von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten ein weiteres Aussetzen der Präsenzpflicht vor Ort beschlossen. Einen Tag später schere Berlin aus und will die Schulen wieder öffnen. Zwei Tage später und nach heftiger Kritik, vor allem durch eine Online-Petition, der sich in kurzer Zeit rund 50 000 Menschen angschlossen haben, wieder die Retourkutsche.

Eine richtige Entscheidung

Der Verzicht auf Präsenzunterricht sei richtig, stimmen alle drei überein. Wie es weitergeht, weiß niemand. Auf der Website des Thomas-Mann-Gymnasiums findet sich eine Übersicht, wann welche Klassen wieder in der Schule erscheinen sollen. Alles unter Vorbehalt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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