Mordanklage nach Explosion: Verzweiflung vor anstehender Zwangsräumung

Heiligensee. Die Explosion einer Gartenlaube am Elchdamm am 18. Juni 2015 wird jetzt juristisch aufgearbeitet. Der Lagerarbeiter Stefan S. ist vor dem Landgericht des versuchten Mordes angeklagt.

Zum Prozessauftakt am 18. April wurde klar, dass die Explosion im Sommer Höhepunkt einer langen tragischen Entwicklung war. Höhe- und nicht Endpunkt, da die Tragödie für die Beteiligten offenbar weitergeht.

Der heute 35-jährige Lagerarbeiter Stefan S. lebte zusammen mit seiner Mutter schon lange auf dem Grundstück in der Kolonie Waldessaum. Seine Mutter soll die Laube von ihren Eltern geerbt haben. Vor langer Zeit mussten der Mutter beide Beine amputiert werden. Sie wurde von ihrem Sohn auf dem nur einfach ausgestatteten Grundstück gepflegt. Zudem kümmerte sich der Sohn auch noch um seine heute 86-jährige Großmutter, die nicht in der Kolonie lebt.

Zugleich muss es um das verwahrloste Grundstück Auseinandersetzungen mit den Eigentümern gegeben haben. Fakt ist bisher nur, dass am 18. Juni vergangenen Jahres ein Gerichtsvollzieher auf dem Weg zur Laube war, um eine Zwangsräumung durchzusetzen.

Die wollten Stefan S. und seine Mutter unbedingt verhindern. Der Mann soll einen Tag zuvor eine Gasflasche und einen Brenner gekauft haben, die er dann drohend dem Gerichtsvollzieher zeigte. Der alarmierte die Polizei, es folgten Telefonate mit S. Gegen 11.30 Uhr erfolgte eine Detonation. Mutter und Sohn wurden schwer verletzt, dem Sohn gelang es aber noch, seine Mutter aus der zerstörten Laube zu bergen. Die Frau erlitt später einen Schlaganfall, und lebt heute in einem Heim. Ihr Sohn, der sich nicht in Haft befindet, besucht sie jeden Tag, und kümmert sich auch weiter um seine Großmutter. S. sagt, dass er auf keinen Fall seine Mutter töten oder andere Menschen gefährden wollte. In ihrer Verzweiflung hätten beide nur ein Zeichen setzen wollen. Die Staatsanwaltschaft geht dagegen von Heimtücke aus, weil die Mutter des Angeklagten zur Zeit der Detonation geschlafen habe. Dies soll sie noch im Krankenhaus geäußert haben. Weitere Prozesstermine sind bis in den Mai angesetzt. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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