„Schlag ins Gesicht aller Polizisten“
Polizeibeamter wurde bei Verkehrskontrolle von Pedelec-Fahrer angefahren
Nach den Ereignissen in der Silvesternacht wird in Berlin über Gewalttaten gegenüber Einsatzkräften diskutiert. Und immer wieder wird geklagt, dass solche Angriffe viel zu geringe Konsequenzen haben.
Die Gewerkschaft der Polizei hat auf diesen Umstand nach dem Angriff auf einen Beamten am Abend des 18. Januar in der Roedernallee hingewiesen. Besonders befremdlich ist für den Landesvorsitzenden Stefan Weh, wie danach mit dem mutmaßlichen Täter umgegangen wurde.
Der Polizist war mit anderen Kollegen bei einer Geschwindigkeitskontrolle im Einsatz. Erlaubt sind an dieser Stelle der Roedernallee in Richtung Nordgraben 50 Stundenkilometer. Über diesem Limit lag laut Messgerät der Fahrer eines Pedelecs, also eines Elektrofahrrades, für das eine Geschwindigkeit von 70 Kilometern angezeigt wurde. Der Beamte signalisierte dem Pedelec-Lenker, dass er anhalten soll. Nach Polizeiangaben missachtete der Mann die Aufforderung und fuhr stattdessen vom rechten Teil der Fahrbahn in die Mitte. Der Richtungsänderung wäre der Kollege gefolgt und hätte erneut mehrfach das Anhalten angezeigt. Daraufhin sei der Pedelec-Fahrer direkt auf den Polizisten zugesteuert und habe ihn angefahren. Der Beamte stürzte zu Boden, erlitt Verletzungen an Bein, Hüfte und Schulter und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Seine Kolleginnen und Kollegen nahmen den Tatverdächtigen danach vorläufig fest und stellten das Fahrzeug sicher. Weitere Ermittlungen ergaben, dass der Mann mit einem Haftbefehl zur Strafvollstreckung gesucht wurde. Er wurde einer Polizeidienststelle übergeben, die er, nach Begleichen einer noch ausstehenden Geldsumme wieder verlassen konnte.
Das milde Vorgehen ist für die Gewerkschaft der Polizei nicht nachvollziehbar. „Wenn man im Rechtsstaat mit voller Absicht einen Polizisten über den Haufen fährt und kurz danach gemütlich wieder zuhause sitzen kann, braucht sich niemand wundern, dass es in Berlin tagtäglich Angriffe gibt“, erklärte Stefan Weh. Dass die Verfahren in vielen Fällen auch noch eingestellt werden, sei ein zusätzlicher „Schlag ins Gesicht aller Polizisten.“
Der Mann muss sich nun laut Polizeibericht wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung, des Fahrens ohne Führerschein, Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz sowie mehrerer Übertretungen der Straßenverkehrsordnung verantworten. Seinen weiteren Weg konnte er zu Fuß fortsetzen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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