Förderung des musikalischen Nachwuchses
Freies Orchester probt locker, aber mit Anspruch
Seit zwei Jahren gibt es das Freie Orchester Berlin. Die Amateurmusiker proben regelmäßig mit dem renommierten Dirigenten Symeon Ioannidis.
„Hallo, ich bin Alan, Fagott. Hallo, Johannes, auch Fagott.“ So oder ähnlich beginnen mittwochs abends viele Gespräche im Speiseaal der Vivantes Hauptstadtpflege an der Teichstraße 44. Ab 19.15 Uhr probt hier das Freie Orchester Berlin. Die Amateurmusiker bereiten ihre beiden großen Jahreskonzerte im Januar vor.
Dabei führt der Begriff "Amateurmusiker" ein wenig in die Irre. Es dauert nur wenige Minuten, bis die Notenständer aufgebaut und die Stühle in Richtung des Dirigenten ausgerichtet sind. Die Noten sind bekannt, Symeon Ioannidis muss nicht viel erklären. Wer hier mitspielt, bringt Leidenschaft für die Musik und Können mit. Man kennt sein Instrument, und man weiß auch einiges über die Komponisten, zumeist aus Klassik und Romantik, deren Werke man spielt.
Dabei ist die Atmosphäre locker und freundschaftlich. „Hier muss niemand vorspielen“, sagt Rentner Andreas Wagner. Der Geiger und Bratschist hat schon in anderen Orchestern mitgespielt. „Man kommt her und schaut, ob es passt“, beschreibt er die „Aufnahmekriterien“ des Freien Orchesters Berlin. Das wiederum überzeugt auch Profis. Die Musiklehrerin Albina Loge kommt jede Woche zu den Proben aus Neuruppin und ist zugleich die Konzertmeisterin des Dirigenten.
Die Lockerheit entspricht einem erklärten Ziel von Ionnidis: „Ich möchte den Nachwuchs fördern und auch junge Leute als Solisten einsetzen.“ Der aus Thessoliniki stammende Dirigent, der gerade auch ein Projekt an der Staatsoper Berlin betreut, weiß, wovon er spricht. Für junge Musiktalente fehle es oft an der Möglichkeit, kontinuierlich in einem Orchester zu musizieren: „Man gewinnt Preise bei Jugend musiziert, und dann bricht es oft ab.“
Vielleicht liegt es daran, dass Ionnidis neben Geige und Klavier auch Mathematik studiert hat, wenn er ein Ziel für das Freie Orchester in Zahlen ausdrückt. Die bisher rund 20 Musiker will er in Zukunft möglichst verdoppeln. Für die geplanten Konzerte im Januar werden aktuell Schuberts Sinfonie Nr. 3 D-Dur und Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 geprobt.
Wer sich für das Orchester interessiert, kann mittwochs zu den Proben ab 19.15 Uhr in die Teichstraße 44 kommen oder sich unter www.freiesorchesterberlin.de informieren.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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