Sikh-Tempel ist Treffpunkt der indischen Gemeinde
Immobiliensuche zum 550. Geburtstag

Sitzend verfolgen die Gläubigen den Gottesdienst. | Foto: Christian Schindler
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Die Sikh-Gemeinde in Berlin feiert im November den 550. Geburtstag ihres Religionsgründers Guru Nanak. Dafür, aber auch für sich selbst, sucht sie eine größere Immobilie.

Amarjeet Singh war schon vor 50 Jahren dabei, als der 500. Geburtstag von Guru Nanak in Berlin gefeiert wurde. Die indische Botschaft in Bonn hatte ein kleines Fest im damaligen West-Berlin organisiert, zu dem etwas mehr als 20 Menschen kamen. „Darunter waren vier Sikhs“, erinnert sich der Ingenieur lächelnd. Seitdem hat er das Wachstum der Gemeinde begleitet.

Es waren kleine Räume, aber auch mal ein ehemaliger Kohlenkeller, in dem sich die Sikhs trafen. Und immer waren die Immobilien bald zu klein. 2002 kaufte die Gemeinde eine ehemalige Malerwerkstatt an der Kögelstraße 6, und auch deren Räumlichkeiten reichen schon nicht mehr aus. „Es kommen viele Studenten und junge Leute, die oft in der IT-Branche arbeiten“, sagt Ranjit Kaur, die mit ihrem Ehemann Harbhajan Singh ehrenamtlich für die Gemeinde arbeitet. Deutlich mehr als 100 Menschen kommen zu den Gottesdiensten, die auch ein wichtiger Treffpunkt der indischen Gemeinde in Berlin sind.

Feiern, aber wo?

Der Geburtstag des Religionsgründers Guru Nanak soll am 17. November groß gefeiert werden. Dazu wird ein großer Raum benötigt, in dem Platz ist für den Altar, in dessen Zentrum das heilige Buch Guru Granth Sahib steht. Davor muss Platz sein für viele Gläubige, die sitzend den liturgischen Gesängen, die im Buch niedergeschrieben sind, folgen.

Zudem sucht die Gemeinde auch dauerhaft eine größere Immobilie. „Sie sollte nicht direkt in einem Wohngebiet liegen, und sie sollte gut mit S- oder U-Bahn zu erreichen sein“, nennt Amarjeet Singh die Vorstellungen der Gemeinde. Weitere Voraussetzungen für die Errichtung eines Sikh-Tempels gibt es nicht.

Eine tolerante Religion

Bis eine passende Immobilie gefunden ist, bleibt die Kögelstraße ihr Zentrum. Dass die großen Gottesdienste hier sonntags ab 10 Uhr stattfinden, ist Zufall. Die Sikhs kennen keine besonders heiligen Tage. Hier versammeln sie sich sonntags, weil dann eben die meisten Gläubigen arbeitsfrei haben. Ohnehin sehen sich die Sikhs als tolerante Religion. Für Guru Nanak waren alle Menschen gleich viel wert, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder auch anderer Religion. Bei den Gottesdiensten ist jeder willkommen, der die äußeren Regeln unbekleideter Füße und einer Kopfbedeckung akzeptiert.

Seinen Anhängern gab Guru Nanak drei Grundsätze mit für den Alltag: Gottes Namen beten, ehrliche Arbeit leisten und Verdienste mit anderen teilen. Deshalb folgt auf den Gottesdienst auch das gemeinsame vegetarische Essen.

Letzter lebendiger Guru verstarb 1708

Seit dem 18. Jahrhundert ist die Sikh-Religion eine Buchreligion. Der zehnte Guru Gobind Singh, der 1708 starb, erklärte das heilige Buch Guru Granth Sahib zu seinem Nachfolger. Das Buch gilt seitdem als der 11. und letzte Guru der Sikhs. Für die evangelische Pfarrerin Gerdi Nützel haben damit gerade die protestantischen Kirchen viel gemeinsam mit der Sikh-Religion, wie sie in der Festschrift zum 550. Geburtstag Guru Nanaks schreibt. Die Kirchen beziehen sich auf die Bibel, und sie sind eine Reformbewegung. Die Sikhs überwanden das Kastenwesen, wandten sich strikt gegen die Witwenverbrennungen und demonstrieren auch religiös die Gleichberechtigung der Frau. Eine Frau kann ebenso gut einen Gottesdienst leiten wie ein Mann.

Die äußere Erscheinung vieler männlicher Sikhs mit Vollbart und Turban auf langem Haar wurzelt ebenso in einer humanen Weltsicht: Der von Gott geschaffene Mensch wird als vollkommen und schön gesehen, an dem es nichts zu verändern gibt.

Wer der Sikh-Gemeinde bei der Immobiliensuche helfen möchte, kann sich an Amarjeet Singh per E-Mail unter singh.amarjeet@t-online.de oder unter 404 52 52 wenden.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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