Die Geschichte der Straßennamen in Reinickendorf
Museum sucht Fotos und weitere Objekte für eine Ausstellung

Aus der Rosenthaler Straße wurde ein Teil der Holzhauser Straße. Ein Foto von 1938.   | Foto:  Museum Reinickendorf
  • Aus der Rosenthaler Straße wurde ein Teil der Holzhauser Straße. Ein Foto von 1938.
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  • hochgeladen von Thomas Frey

Unter dem Titel „Umbenennen?!“ bereitet das Museum Reinickendorf in Alt-Hermsdorf 35 eine Ausstellung über Straßen- und Platznamen im Bezirk und ihre „wegweisenden Geschichten“ vor. Sie soll im Dezember dieses Jahres eröffnet werden.

Um die Geschichte möglichst nachvollziehbar darzustellen, bittet das Museum um Mithilfe der Reinickendorferinnen und Reinickendorfer. Gesucht werden zum Beispiel Fotografien, Postkarten, alte Straßenschilder oder weitere Objekte, bei denen es um Straßenbezeichnungen und ihre Namensgebung geht. Dabei soll der Zeitraum vom Entstehen des Bezirks Reinickendorf im Jahr 1920 bis heute im Blickpunkt stehen. Die Namen im öffentlichen Raum würden nicht nur Orientierung geben, sondern auch etwas über den Charakter und die Persönlichkeiten unseres Bezirks erzählen, erklärt das Museum. „Mit ihrer Hilfe möchten wir mehr über die Benennung der Straßen und Plätze in Reinickendorf erfahren“.

Straßennamen spiegeln unterschiedliche Epochen. Sie sind, speziell was Personen betrifft, häufig Hinterlassenschaften eines schwierigen Erbes. Deshalb gibt es auch immer wieder Umbennenungsdiskussionen, wie aktuell erneut um die Walderseestraße. Sie ist nach dem deutschen Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee (1832-1904) benannt, der sich im Kaiserreich nicht nur als Antisemit hervortat, sondern als Kommandeur in China während des sogenannten Boxeraufstandes auch für blutige „Strafexpeditionen“ und den Tod zahlreicher Zivilisten verantwortlich war. „Graf Waldersee vermag es nicht, künftigen Generationen als Vorbild zu dienen“, erklärte die Fraktion Die Linke, die den Umbenennungsantrag eingebracht hatte. Nach ihrem Vorschlag soll die Straße künftig nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Arthur Stadthagen (1857-1917) heißen. Zu seinem 1890 gewonnen Wahlkreis hätten damals auch Gebiete des heutigen Bezirks Reinickendorf gehört.

Auch die Nazizeit hat bis heute Spuren im öffentlichen Straßenraum hinterlassen. 1937 entstand die Holzhauser Straße zum Beispiel durch die Umbenennung gleich mehrerer Straßenzüge, der Spandauer-, Charlottenburger- und Rosenthaler Straße.

Eindeutig zuzuordnen ist dagegen der Nachlass der französischen Schutzmacht. Er zeigt sich in Namen wie Avenue Charles de Gaulle, Rue Montesquieu oder Rue Racine. Es gibt Straßen, die auf lokale Besonderheiten verweisen, manchmal auch in etwas irreführendem Zusammenhang. Der 1932 benannte Eisbärenweg hat nichts mit den gleichnamigen Tieren, sondern mit dem ersten Natureiswerk in Deutschland zu tun, das sich in der Nähe befand, erinnert das Museum. Solche Episoden gibt es viele. Auch die der Gollanczstraße und ihrer drei Vorgängernamen.

Erzählt werden sollen sie auch durch Exponate aus der Bevölkerung. Wer einen Beitrag leisten kann, wird gebeten, sich mit dem Archiv des Museums Reinickendorf, Dr. Dirk Wissen, in Verbindung zu setzen. Er ist per E-Mail an archiv@reinickendorf.berlin.de oder unter Telefon 902 94 64 60 zu erreichen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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