Der Fuchs im Spiegel der Wissenschaft
Zwei Bücher über das Wappentier des Bezirks erschienen

Der Fuchs ist Reinickendorfs Wappentier – hier auf einer Fahne an der Greenwichpromenade. | Foto: Christian Schindler
  • Der Fuchs ist Reinickendorfs Wappentier – hier auf einer Fahne an der Greenwichpromenade.
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Seit 1955 läuft der Fuchs durch das Wappen des Bezirks Reinickendorf. Jetzt bringen gleich zwei Bücher mit dem Titel „Füchse“ die schlauen Tiere den Menschen nahe.

Reinickendorf gilt nicht umsonst als Fuchsbezirk. 1955 entwickelte Rudolf Pfefferkorn das „sprechende Wappen“, das mit „Reineke Fuchs“ auf den Bezirksnamen verweisen sollte. Damit wurde zugleich ein Irrtum symbolisch festgelegt. Der Name des Ortsteils Reinickendorf, der schon lange einen sitzenden Fuchs im Wappen führte, geht zurück auf einen niedersächsischen Bauern namens Reinhardt, der 1230 das Dorf gründete. Auf plattdeutsch hieß es bald Renekendorp (Reinhardts Dorf).

Der Fuchs ist aber nicht nur Symbol, sondern ein quicklebendiger Begleiter nicht nur der Reinickendorfer. Die englische Ökologin Adele Brand hat auf vier Kontinenten Füchse studiert, und sich ganz praktisch um verwaiste Fuchswelpen und verletzte Tiere gekümmert. Ist sie mal in London, trifft sie ihre vierbeinigen Forschungsgegenstände mitten in der City oder auch nahe eines Baumarkts am Stadtrand.

Und damit ist auch schon die Erfolgsgeschichte der Füchse benannt. Sie passen sich an, an jedes Klima und an jedes Nahrungsangebot. In der Großstadt kann das der weggeworfene Pizzarest sein, im Urwald von Bialowiza zwischen Polen und Weißrussland ist es das Aas. Dort soll im Winter 30 Prozent der Fuchsnahrung aus dem bestehen, was Wölfe von Rothirschen und Wildschweinen übrig lassen. Der städtische Fuchs nimmt lieber, was der Mensch übrig lässt.

Die Literaturwissenschaftlerin Katrin Schumacher hat den Fuchs als Kind in einem ostwestfälischen Dorf als Teil des Systems wahrgenommen, in dem es Ritual war, jeden Abend die Tür zum Hühnerstall zu verriegeln. Da lauerte der Fuchs wahrscheinlich im Gebüsch und sah interessiert dem Mädchen beim Schließen zu.

Später erfuhr sie, dass umgekehrt auch der menschliche Blick auf den Fuchs uralt war. Als er begann, sich selbst zu malen, vor 15 000 Jahren in den Höhlen von Lascaux und Altamira, zeichnete er sich einen Fuchs zur Seite. Der ist seitdem aus der menschlichen Kultur nicht wegzudenken. Als Reineke schnürt er durch deutsche Märchen, als Kitsune kitzelte er die Fantasie japanischer Zeichner, als Bausparfuchs lockt er Häuslebauer ins Geldinstitut.

Durch die Professionen ihrer Autorinnen unterscheiden sich die Füchse-Bücher von Adele Brand und Katrin Schumacher. Erstere kommt von der Naturwissenschaft und unternimmt Ausflüge in die Kultur, letztere verbindet in der Naturkunden-Reihe Biologie und Geisteswissenschaft. Beide zu lesen ist ein doppeltes Vergnügen.

Adele Brands „Füchse“ haben den Untertitel „Unsere wilden Nachbarn“. Das Buch ist erschienen im Verlag C.H. Beck, München, hat 208 Seiten mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen und kostet 22 Euro (ISBN 978-3-406-75113-4).

Katrin Schumachers „Füchse“ ist erschienen in der Reihe Naturkunden des Verlages Matthes & Seitz, Berlin, hat 160 Seiten mit oft farbigen Abbildungen und kostet 20 Euro (ISBN 978-3-95757-855-6).

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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