Bezirk Reinickendorf: Was die Berliner Woche 2017 für Sie im Kiez entdeckte

Beim Abriss des Parkhauses des alten Tegel-Centers ging es sehr robust zu. | Foto: Christian Schindler
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  • Beim Abriss des Parkhauses des alten Tegel-Centers ging es sehr robust zu.
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Das Jahr 2017 hielt für die Reinickendorfer eine Vielzahl interessanter Ereignisse bereit. Manche waren für die Betroffenen ärgerlich, andere sorgten für Freude, und auch Kurioses war dabei.

Januar

Gleich in der Januar-Sitzung der Bezirksverordneten bringt die SPD einen Antrag ein, das traditionelle Turmblasen zu Silvester vor dem Rathaus wieder aufzunehmen. Das war 2016 ausgefallen. Bürgermeister Frank Balzer (CDU) verwies auf nicht vorhandene Personalkapazitäten der Verwaltung und zu hohe Kosten bei der Beauftragung externer Dienstleister. Auch wenn der Antrag im April eine Mehrheit fand – auch dieses Jahr gibt es keine Bläsermusik vor dem Rathaus, sondern vor der Dorfkirche auf der Dorfaue Alt-Wittenau (Beginn 19 Uhr).

In der Nacht zum 23. Januar betätigen sich drei Männer im Alter von 25 bis 35 Jahren auf fragwürdige künstlerische Art. Auf einem Abstellgleis am U-Bahnhof Paracelsus-Bad besprühten sie auf 100 Quadratmetern U-Bahn-Waggons. Ihr künstlerisches Honorar: Festnahme durch die Polizei.

Februar

Baustadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) stellt die Pläne für die Sanierung der Oranienburger Straße vor, die im April beginnt und den Bezirk bis 2020 auf Trab halten wird. 2,4 Kilometer Straße werden dabei saniert. Für Anwohner bedeutet dies Sperrungen und Parkplatzwegfall, für Autofahrer Umleitungen.

Ein Antrag der SPD zur Einrichtung von Trinkwasserbrunnen in öffentlichen Parks führt dazu, dass Bezirksamt und Berliner Wasserbetriebe zwei Standorte erst einmal prüfen: Den Freizeitpark Lübars und den Freizeitpark an der Malche.

März

Der Ort für die lange geforderte und 2016 vom Senat bestätigte zusätzliche Grundschule für Reinickendorf-Ost wird bekannt: Für sie muss der Karl-May-Spielplatz weichen, für den es jedoch Ersatz geben soll.

In der Nacht zum 23. März beschmieren Unbekannte das Ordnungsamt am Lübener Weg großflächig mit Farbe. Nach einem Bekennerschreiben im Internet soll die Beschädigung im Zusammenhang mit der Räumung von Obdachlosenbehausungen im Tiergarten stehen, mit denen wiederum das Reinickendorfer Ordnungsamt gar nichts zu tun hat.

April

In der Bezirksverordnetenversammlung beginnt die Auseinandersetzung um das Tegeler Hafenfest im Juli, das in diesem Jahr erstmals zwei Wochen dauern soll. Während Veranstalter und Bürgermeister Balzer auf eine gefährliche Überfüllung im Jahr 2016 verweisen und sich von der Verlängerung Entspannung erhoffen, fürchten Anwohner noch länger Lärm und Abfall. Ebenfalls festlich, aber weniger umstritten ist der Frohnauer Beitrag zur Internationalen Gartenausstellung 2017. Das Programm wird am 22. April eröffnet.

Mai

Zwei Kapitalverbrechen erschüttern den Bezirk. Am 18. Mai wird eine 35-jährige tot in ihrer Wohnung an der Straße An der Wildbahn aufgefunden. Zwei Tage später nimmt die Polizei ihren durch Gewalttaten bekannten Lebensgefährten fest. Ebenfalls am 18. Mai wird eine 18-jährige am Höllentalweg tot aufgefunden. Die Polizei ermittelt einen 26-jährigen Bekannten der Frau als Tatverdächtigen, der sie nach einer Vergewaltigung erstochen haben soll.

Brigitte Kowas, Frauenbeauftragte des Bezirks, wird erneut zur Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten gewählt.

Juni

Verendende Hunde am Tegeler See verunsichern Tierhalter und den Rest der Bevölkerung. Es werden Untaten eines hinterhältigen Hundehassers befürchtet. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales sieht Blaualgen als Gefahr für Mensch und Tier.

Tegel-City bleibt dauerhaft Kurzeitparkzone, was sie seit 2016 provisorisch war. Pendler nehmen jetzt Anwohnern und Kunden weniger Parkplätze weg, sie können dafür etwa das Parkhaus der Hallen am Borsigturm nutzen.

Am 29. Juni wird der Starkregen zu Berlins Trauma. In Reinickendorf sind die Mäckeritzwiesen extrem betroffen. Inzwischen hat der Senat zugesagt, eine bessere Entwässerung des ehemaligen Kleingartengebietes zu planen.

Juli

Nicht ganz reibungslos verläuft ein Besuch der neuen Medina-Moschee an der Finsterwalder Straße 4 am 7. Juli seitens einer Gruppe der Evangelischen Apostel-Johannes-Gemeinde. Die Frauen dürften nicht am Freitagsgebet teilnehmen, dann wird ihnen das Zuhören in einem Nebenraum gestattet. Der konservative Islam, der ein Kopftuchgebot für Frauen einschließt, stößt nicht nur auf Verständnis.

Gemeinsam mit seinen Kollegen vom Bezirksamt Mitte versucht der fürs Ordnungsamt zuständige Stadtrat Sebastian Maack (AfD) ein wenig Ordnung in die Trödelmärkte an der Markstraße zu bringen. Vor allem rücksichtslos geparkte Autos werden abgeschleppt.

August

Eine bekannte Sehenswürdigkeit Reinickendorfs wird nun offiziell gewürdigt. Das Buddhistische Haus am Edelhofdamm 54 gilt als „National wertvolles Kulturgut“.

Der Umbau des Tegel-Centers ist jetzt genehmigt. Der Investor verspricht nach der Fertigstellung eine moderne Fußgängerzone, um die sich 32 000 Quadratmeter Verkaufsfläche gruppieren werden.

September

Die positive Aussicht auf ein modernes Tegel-Center erhält einen starken Dämpfer. Am 18. September beschädigt ein Bagger beim Abriss des Parkhauses das direkt angrenzende Wohnhaus Bernstorffstraße 18. Eine Wohnung muss für kurze Zeit gesperrt werden. Zuvor schon hatten Anwohner über Erschütterungen und Staub geklagt.

Eine Institution blickt auf 30 Jahre zurück: Die Jugendkunstschule Atrium am Senftenberger Ring 97 hat Generationen von Reinickendorfer Schülern in ihrer Kreativität gefördert und gefordert, Theaterstücke auf die Bühne gebracht, Ausstellungen organisiert und Literatur angeregt.

Oktober

Im Herbst kommt ein sommerliches Thema zurück auf die Bühne. Die Bezirksverordneten fordern, dass eine Wiedereröffnung des Strandbades Tegel nicht erschwert werden soll. Und das wird nicht einfach: Eine Ausnahmegenehmigung für die maroden Wasserleitungen gibt es nicht mehr, die Bäderbetriebe werden sie verfüllen lassen. Und das dürfte den geschätzten Investitionsbedarf von 1,7 Millionen Euro noch erhöhen – eine weitere Hürde, die private Investoren für den Strand am Tegeler See abschrecken dürfte.

Schon zuvor gab es keine guten Nachrichten aus Tegel: Beim Orkantief Xavier wird am 5. Oktober die Journalistin Sylke Tempel am Schwarzen Weg von einem Baum erschlagen.

November

Stärker als in früheren Jahren sind im Straßenbild obdachlose Menschen zu sehen. Das liegt an unbezahlbar werdenden Mieten, aber auch an Zuwanderung aus Osteuropa. In Reinickendorf ist das Problem nicht so gravierend wie im Innenstadtbereich. Allerdings stockt die Berliner Stadtmission ihre Notunterkunft in der Kopenhagener Straße um vier Plätze auf 52 Schlafmöglichkeiten auf.

Beunruhigende Nachrichten gibt es für das Jahr 2021: Dann könnten parallel die Autobahn 111 und die U-Bahn-Linie 6 saniert werden. Im schlimmsten Fall gibt es dann Dauerstau in Tegel und Reinickendorf.

Dezember

Erstmals schafft es Reinickendorf nicht, alle vom Senat bewilligten Gelder für die Schulsanierung auszugeben. Rund 900 000 werden auf diese Weise für den Bezirk verfallen. Grund sind zum Teil juristische Auseinandersetzungen um schlechte Leistungen, aber auch der Bauboom in der Stadt: Viele Firmen sind über einen langen Zeitraum ausgebucht.

Positives tut sich in einem anderen Bereich: Der Investor Kintyre kündigt bis 2022 eine umfassende Sanierung des Märkischen Zentrums an. Dabei wird nicht nur das Einkaufzentrum aufgehübscht. Das seit langem leer stehende Wohngebäude soll durch zwei Neubauten ersetzt werden, die dann 200 neue Wohnungen bieten.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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