"Die Zeit für gute Dinge nutzen"
Brian Sandowski dokumentiert seine Krebserkrankung in Youtube-Videos
Brian Sandowski ist ein starker Mensch. Mit 28 Jahren kämpft er bereits zum zweiten Mal darum, dass ein bösartiger Tumor in seinem Körper sich auflöst. Was ihn stützt, sind Familie, Freunde und die Community um seinen Youtube-Kanal, die den Krankheitsverlauf online bebildert.
„Bei der ersten Krebstherapie wurde mir gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit zu sterben 90 Prozent beträgt. Auch hätte ich danach behindert sein können“, sagt Sandowski. Mehr als vier Jahre gaben ihm die Ärzte damals nicht. Seitdem sind fünf Jahre vergangen, in denen der Reinickendorfer das Leben zu schätzen gelernt hat. Machen, was ihm wichtig ist, Chancen nutzen und Leidenschaften nachgehen – das hat sich Sandowski vorgenommen, als er zum ersten Mal wider die Prognosen mit dem Leben davonkam.
Schon früher drehte er kleine Filme über Themen, die ihn interessierten. So kam ihm während der ersten Chemotherapie die Idee, ein Videotagebuch bei Youtube anzulegen, in dem er seinen Alltag und seine Gedanken festhält. Zunächst war das Vlog „Brian Sando“ (vloggen heißt das bloggen in Form von Videos) nur für Familie und Freunde gedacht. Sandowski drehte teilweise vor und veröffentlichte die Filme nach und nach über die Timer-Funktion, „damit meine Familie noch etwas von mir gehabt hätte, falls ich abgetreten wäre“.
Kanal ein großer Erfolg
Die Anteilnahme ging schon damals weit über den engen Kreis hinaus. Mit 900 Abonnenten startete Sandowski. Heute sind es über 1600 Menschen, die verfolgen, was der heutige Filmstudent über die Erfahrung einer Krebstherapie, gute Ernährung und eine positive Lebenseinstellung zu sagen hat. Für den großen Zuwachs an Abonnenten ist auch Sandowskis ältester Freund Felix Schönebeck verantwortlich. Dieser hatte am 19. September in einem Facebook-Post wieder für den Kanal geworben. Aus aktuellem Anlass.
Im Juni 2018 erfuhr Sandowski, dass das schon besiegt geglaubte Medulloblastom, eine aggressive und bösartige Tumorsorte, eine Metastase in seinem Rücken gebildet hat. Die Aussichten dieses Mal: drei Jahre Überlebenschance. Das ist viel zu ertragen für einen jungen Menschen. Ins Bockshorn jagen lassen will sich Sandowski aber nicht. „Ich möchte nicht in Depressionen verfallen, sondern meine Zeit für gute Dinge nutzen“, sagt er.
Krebs interessiert viele
Fast täglich erscheint ein Video. So will der 28-Jährige auch andere zu einer lebensbejahenden und mutigen Haltung gegenüber Schicksalsschlägen motivieren. Die vielen Kommentare und Nachrichten, die er bekommt, halten Sandowski neben der Chemo- und Strahlentherapie mittlerweile ganz schön auf Trab. Er beantwortet sie in seinen Wartezeiten oder in den Stunden, die er still liegen muss, während das heilende Gift in seinen Körper fließt. Der Austausch tue ihm gut, erzählt er, es bestehe ein großes Informationsbedürfnis über Krebs, auch schon bei jungen Menschen. „Man glaubt gar nicht, wie vielen das Thema am Herzen liegt“, sagt Sandowski.
Wenn seine Therapie in einigen Tagen vorbei ist, wird sich zeigen, ob er es wieder geschafft hat, den Krebs zu besiegen oder weiterbehandelt werden muss. Er selbst glaubt fest an die gute Wende, ebenso wie seine Lieben. Sandowskis Stimme hat einen warmen und herzlichen Unterton, Selbstbewusstsein, Optimismus und Lebensfreude schwingen darin mit. Wie, wenn nicht so, sollte man das Leben meistern?
Auf http://asurl.de/142g führt Brian Sandowski sein Tagebuch fort.
Autor:Josephine Macfoy aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.