Kultur-Manager hört auf
Detlev Nagi brachte Kunst in die Kirche
Mehr als 150 Veranstaltungen in 15 Jahren – das ist die Bilanz von „Kultur, Gespräch und Kerzenschein“, kurz KuGuK genannt, die Detlev Nagi ins Leben gerufen hat. Jetzt zieht sich der 69-Jährige von dem Ehrenamt zurück.
Die Grundidee war, dass die Baptistenkirche mit dem großen Saal der ehemaligen Reinickendorfer Festsäle einen schönen Raum und dahinter auch einen schönen Garten hat. Beide sollten nicht nur zu den Gottesdiensten und für ein bis zwei Veranstaltungen der Gemeinde genutzt werden. Nagi, der bis 2014 kaufmännischer Leiter des Berliner Kita-Eigenbetriebs Nordwest war, beschloss, bezahlbare Kultur in die Keimzelle des Bezirks zu holen. Wobei er schnell die Erfahrung machte: „Bezahlbar muss es sein, aber es darf auch etwas kosten.“
Coco Schumann und Klaus Hoffmann waren auch schon dabei
So kam es nach Filmabenden, beim Stasi-Drama „Das Leben der anderen“ ergänzt mit Zeitzeugengesprächen, auch bald zu Konzerten von Musikern, die viel größere und prominentere Auftrittsorte gewohnt sind. Der „Ghetto-Swinger“ Coco Schumann trat ebenso auf wie Klaus Hoffmann. Der blieb auch nach seinem Auftritt noch zu Gesprächen. Schließlich ist das Gespräch nicht umsonst Bestandteil von KuGuk – in Alt-Reinickendorf 32 gibt es vor und nach den Veranstaltungen dazu reichlich Gelegenheit, am Ende eben bei Kerzenschein im Raum hinter dem Gottesdienstraum.
Ein Gespräch mit Samuel Koch, der Schauspieler, der bei einer "Wetten, dass...?-Show verunglückte und seitdem querschnittsgelähmt ist, hatte konkrete Folgen für die Gemeinde: Gerade wurden zwei Treppenlifte installiert, die die beiden Treppen in den Veranstaltungssaal für Rollstuhlfahrer leicht erreichbar machen. Die komplett aus Spenden finanzierte Freikirchliche Gemeinde brachte dafür 22 000 Euro auf.
Auch andere profitierten von der Kultur in Alt-Reinickendorf. Die "Polizeiruf 110"-Schauspielerin Anneke-Kim Sarnau kam mit einem Musiker zu einem Benefizkonzert für den Verein Kinderhilfe, der schwerkranke Kinder in Krankenhäusern betreut.
Mentor und Manager
Nagi hatte in den 15 Jahren die Funktion des Mentors wie des Managers. Selbst immer im Kulturleben Berlins unterwegs und aufmerksamer Hörer von Kultursendungen im Radio, suchte er die Künstler aus und telefonierte sich anschließend durch die betreuenden Agenturen. Danach ging es dann um die Organisation vor Ort: Es musste geschaut werden, was technisch möglich ist, und wie maximal 350 Stühle zu platzieren sind. Dann ging es auch noch um Anreise und Unterkunft. Mit jeder Veranstaltung sind einschließlich des Caterings bis zu 15 Ehrenamtliche beschäftigt.
Wenn sich Nagi jetzt von der Kulturorganisation ein wenig zurückzieht, bedeutet das noch nicht das Ende von KuGuk. In der Gemeinde wird die Reihe von Andreas Schlüter fortgeführt. Für Nagi ist das ehrenamtliche Engagement allerdings noch längst nicht beendet. Er sieht neue Herausforderungen in der Arbeit mit Flüchtlingen, in der sich die Gemeinde engagiert, aber auch in der Seniorenarbeit.
Die letzte Veranstaltung, die Nagi organisiert, ist am Sonnabend, 10. November, um 19.30 Uhr das Musik-Kabarett „Die Mütter on Tour“, eine dreiköpfige Frauengruppe aus dem Ruhrgebiet, begleitet von einem Pianisten. Karten kosten im Vorverkauf unter ¿49 87 33 89 oder per E-Mail unter kuguk@efg-reinickendorf.de 15, ermäßigt 13 Euro. An der Abendkasse kosten die Karten 18, ermäßigt 16 Euro.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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