Begleiter auf dem letzten Weg
Einblicke in die Arbeit eines Bestattungsunternehmers
Seit 2015 betreibt Udo Besser sein Bestattungsinstitut an der Herbststraße, wobei ihn seine Frau Birgit tatkräftig unterstützt.
Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen?
Udo Besser: Meine Tätigkeit im Bestattungswesen begann vor knapp 30 Jahren als Sargträger und Kraftfahrer bei einem bekannten Bestattungsfuhrunternehmen in Berlin. Viele Jahre später wechselte ich zu einem renommierten Bestattungsinstitut, in dem ich den Beruf als Bestatter ausübte. Nach einem Firmenwechsel kam irgendwann der Wunsch zur Selbstständigkeit, den ich 2015 in die Tat umsetzte.
Was ist bei Ihrer Arbeit besonders wichtig?
Udo Besser: Empathie, Individualität. Die Angehörigen sind bei einem Trauerfall in einer Ausnahmesituation. Vielen ist nicht klar, womit sie alles konfrontiert werden. Hier bieten wir Hilfe an, erledigen die Formalitäten, weisen darauf hin, was zu erledigen ist, und beraten die Hinterbliebenen beziehungsweise Angehörigen.
Spielen wir die Situation einmal durch. Sie werden über ein Todesfall informiert. Was passiert dann?
Udo Besser: Zuerst spreche ich mein aufrichtiges Beileid aus und erfrage die Umstände. Wer ist verstorben? Wo ist der Tod eingetreten? Der Sterbeort ist wichtig für uns, damit wir wissen, ob der Tod schon durch einen Arzt festgestellt wurde. Danach geht es um die Überführung des Verstorbenen und das bevorstehende Bestattungsgespräch. Das Gespräch mache ich gerne am nächsten Tag, damit die Hinterbliebenen zunächst ein wenig zur Ruhe kommen und sich klarwerden, was Ihre Wünsche sind.
Wie zeigt sich das?
Udo Besser: Oft sind die Betroffenen in diesem Moment überfordert, wenn keine Bestattungsvorsorge getroffen wurde. Sie sind sich noch nicht sicher, welche Bestattungsart durchgeführt werden soll oder unsicher beim Bestattungsort. Deshalb ist es ratsam, dass Menschen sich zu Lebzeiten mit diesem Thema beschäftigen.
Es gibt heute die verschiedensten Möglichkeiten einer Bestattung…
Udo Besser: ...die sich immer noch in Erd,- oder Feuerbestattung unterteilen. Bei der Feuerbestattung gibt es heute die Möglichkeiten zur Urnenbestattung, Seebestattung, Naturbestattung, Baumbestattung – um nur ein paar zu benennen. Der Anteil der Erdbestattung beträgt in Berlin nur noch 30 Prozent im Gegensatz zur Feuerbestattung. Vor vielen Jahren war das noch ausgeglichen. Die Kosten für eine Bestattung variieren je nach Bestattungsart und Bestattungsort. Die konfessionellen und städtischen Friedhöfe haben verschiedene Gebühren, die sich teilweise sogar nach der Lage des Bestattungsplatzes unterscheiden.
Es gehört zu Ihren Aufgaben, auch darauf hinzuweisen?
Udo Besser: Ja, gut beraten und Alternativen aufzuzeigen, gehören genauso zu unseren Aufgaben wie unter anderen der Ablauf der Bestattung oder die Gestaltung der Trauerfeier.
Was hat sich bei der Beerdigungszeremonie inzwischen geändert?
Udo Besser: Auffallend ist, dass mittlerweile die persönliche Trauerrede für die jüngeren Angehörigen an zweiter Stelle steht. Wichtiger ist die Musik und individuelle Gestaltung einer Bestattung. Angehörige möchten persönliche Dinge mitgeben, von Teddybären bis hin zum Motorradsound am Grab.
Ein Einschnitt auch für Ihr Gewerbe ist die noch immer anhaltende Coronazeit. Wie wirkt sich das aus?
Udo Besser: Der Kontakt zu Coronaerkrankten ist ja nicht möglich. Sie müssen oft alleine sterben, ohne dass sich die Angehörigen persönlich verabschieden können. Das Abschiednehmen am offenen Sarg ist nicht mehr gestattet – weder auf dem Friedhof, im Krematorium oder in der Aufbewahrung beziehungsweise Kühlung.
Auch bei der Trauerfeier ist die Anzahl der Trauergäste in der Kapelle begrenzt. Es gibt kleine Kapellen, dort dürfen nur fünf Trauergäste rein. Manche Friedhofsmitarbeiter zeigen Kulanz oder Entgegenkommen aus Rücksicht auf die Trauernden, andere halten es sehr genau mit der Begrenzung. Der Abschied von einem lieben Menschen ist zurzeit durch Vorgaben beschränkt: Abstände einhalten, Masken tragen, desinfizieren. Dabei wollen gerade Trauernde in so einer Situation jemanden neben sich haben.
Menschen werden inzwischen in ganz unterschiedlicher Form verabschiedet. Wie wird das in Zukunft weiter gehen?
Udo Besser: Manches ist in Deutschland noch nicht erlaubt, was in Nachbarländern schon gestattet ist, wie das Aufbewahren eines Teils der Asche zu Hause. Nicht nur hier wird es wahrscheinlich irgendwann zu Veränderungen kommen. Vor allem jüngeren Menschen ist die Grabstelle nicht mehr wichtig, sondern ein Stück Erinnerung. Ein weiterer, schon jetzt vorherrschender Trend geht in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit.
Gibt es Beisetzungen die Ihnen besonders nahe gehen?
Udo Besser: Natürlich. Bei Kindern. Auch beim Tod eines Elternteils mit kleinen Kindern. Und immer dann, wenn Eltern ihre Kinder begraben müssen, denn die Natur hat etwas anderes bestimmt.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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