Von den Füchsen zum Fußball-Bundesligisten?
Frank Steffel will Präsident von Hertha BSC werden
Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Juni wählt Hertha BSC einen neuen Präsidenten. Einer der Kandidaten für den Spitzenposten ist der Reinickendorfer Unternehmer, Ex-CDU-Bundestagsabgeordneter und noch immer Sportfunktionär Frank Steffel (56).
Hertha BSC befindet sich in einer schwierigen, fast katastrophalen Situation. Der Verbleib in der Bundesliga wurde erst in der Relegation gesichert. Der bisherige Vereinsvorsitzende Werner Gegenbauer trat am 24. Mai zurück. Und da gibt es auch noch Großinvestor Lars Windhorst, der bisher 375 Millionen Euro in den Verein gesteckt hat, die aber bisher zumindest sportlich völlig verpufft sind.
Steffel wurde vom ebenfalls neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann zur Kandidatur aufgerufen. Von der Papierform her müsste Steffel Favorit bei der Wahl im City Cube auf dem Messegelände in Charlottenburg sein. Dessen langjährige Erfahrung als Kopf eines der bekanntesten Vereine in der Stadt war laut Aufsichtsratschef Brüggemann der entscheidende Grund, ihn für den Präsidenten-Posten bei Hertha zu bewegen.
Seit 17 Jahren ist Steffel Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin. Die Handballer beendeten die Saison auf Platz drei und stellen Nationalspieler. Zudem wird der Verein seit Jahren mit ruhiger Hand geführt. Von "außergewöhnlich erfolgreichen Jahren" sprach auch Frank Steffel in einem seiner Tweets, mit denen er seine Hertha-Bewerbung bekannt gab. Das Resümee war schon fast in die Vergangenheit gesetzt, denn klappt es mit der Wahl, wird er die Führung der Füchse abgeben.
Bei Hertha müsse das gemeinsame Ziel sein, Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf eine gemeinsame Strategie festzulegen, Streit zu beenden und die großartige Jugendarbeit stärker zur Identifikation in der Region Berlin-Brandenburg zu nutzen, erklärte er ebenfalls via Twitter. Nur in einem ruhigen Umfeld könne die sportliche Führung die Mannschaft kontinuierlich weiter entwickeln.
Frank Steffel hatte neben seinem sportlichen auch bis vor kurzem ein politisches Leben. Und gerade in diesem Bereich mit Höhen und Tiefen. Berlinweit bekannt wurde er 2001 als CDU-Kandidat um den Posten des Regierenden Bürgermeisters gegen den erst wenige Monate zuvor ins Amt gekommenen Klaus Wowereit (SPD). Steffel verlor die Wahl klar, was auch mit den Verstrickungen der Union im damaligen Bankenskandal zu tun haben dürfte.
Bereits zuvor war der gebürtige Hermsdorfer eine dominierende Figur in der Reinickendorfer Union. Den Kreisverband führte er von 2001 bis 2019, ehe er, auch nach Diskussionen um seine Doktorarbeit, das Amt an den damaligen Bürgermeister Frank Balzer abgab. Auch auf eine erneute Kandidatur bei der Bundestagswahl 2021 verzichtete Frank Steffel. Nachdem sein erster Versuch 2005 noch gescheitert war, hat er zwischen 2009 und 2017 den Wahlkreis Reinickendorf jeweils direkt gewonnen.
Nach seiner Ablösung hat es im Reinickendorfer Kreisverband einige Turbulenzen gegeben, die teilweise bis heute nachwirken. Anhänger Steffels waren auf den Listenplätzen für die Wahlen im vergangenen Jahr kaum noch vertreten. Die spektakulärste Konsequenz daraus zog sein Bruder Dirk Steffel, der aus der CDU austrat und für die Freien Wähler kandidierte, dabei aber ein Mandat verfehlte.
So gesehen ist auch Frank Steffel nicht fremd, wofür Hertha zuletzt in den Schlagzeilen war: Querelen, Intrigen, unterschiedliche Frontstellungen.
Genau das müsse aber überwunden werden, machte er in Bezug auf sein angestrebtes Amt beim Bundesligisten deutlich. "Die Mitglieder müssen nun entscheiden, ob sie ein "Weiter so!" oder einen Neuanfang möchten."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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