Zum 100. Geburtstag des Kinderbuchautors
Humboldt-Bibliothek feiert Otfried Preußler mit Ausstellung und Veranstaltungen

Otfried-Preußler-Bücher in der Humboldt-Bibliothek. | Foto:  Thomas Frey
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Die Werke dieses Schriftstellers werden noch immer gerne gelesen. Ein 100. Geburtstag lädt häufig zum Erinnern ein. Aber warum passiert das im Fall von Otfried Preußler (1923-2013) im Bezirk Reinickendorf?

Dem Schriftsteller ist bis Mitte November nicht nur eine große Ausstellung in der Humboldt-Bibliothek, Karolinenstraße 19 in Tegel gewidmet. Darüber hinaus finden zahlreiche weitere Veranstaltungen außer im Haupthaus in Tegel auch in den Stadtteilbüchereien in Reinickendorf-West und im Märkischen Viertel statt. Zum Beispiel gibt es speziell für Schulen Aufführungen der Klassiker „Die kleine Hexe“ oder „Der Räuber Hotzenplotz“ oder eine Erzählreise nach Otfried Preußler. Auch eine aktuelle Biografie wird vorgestellt.

Ein großes Programm für einen Bestsellerautor, nachdem in Heiligensee zwar eine Schule heißt, der aber ansonsten keinen biografischen Bezug zum Bezirk hat.

Der Bibliothek, insbesondere Petra Lölsberg, der Verantwortlichen für die Öffentlichkeitsarbeit, ist die imposante Preußler-Hommage zu verdanken. Ihr Antrieb seien erst einmal ihre eigenen Kindheitserinnerungen gewesen, erzählt Petra Lölsberg. Otfried Preußlers Bücher hätten sie als junge Leserin begeistert. Und speziell wer in den 1960er- und 70er-Jahren in der Bundesrepublik aufgewachsen ist, kam an Hotzenplotz, Hexe oder dem kleinen Wassermann kaum vorbei, was auch Bildungsstadtrat Harald Muschner (CDU) bestätigt. Preußlers Bücher kamen auch als Theaterstück auf die Bühne, wurden verfilmt oder waren als Serie im Fernsehen zu sehen.

Petra Lösberg hat sich an den Thienemann Verlag gewandt, der bis heute die meisten Preußler-Werke herausgibt und umfangreiches Material zur Verfügung stellte. In der Ausstellung sind Buchausgaben in den unterschiedlichsten Sprachen, Illustrationen verschiedener Auflagen und Epochen, Spiele, CDs und Tonieboxen zu sehen. Auch eine interaktive Teilnahme ist möglich. An vielen Tafeln befindet sich ein QR-Code, beim Anklicken gibt es Fragen, die die Besucherinnen und Besucher beantworten sollen. Ebenfalls ein interessanter Teil der Schau sind Beispiele aus der Briefkorrespondenz zwischen Otfried Preußler und seinen Leserinnen und Leser. Dabei fällt vor allem auf, wie ernst er jedes Schreiben nahm und teilweise sehr ausführlich beantwortete. Der Stil ist formvollendet und oft witzig, wie in einem Dankschreiben an die englische Übersetzerin aus der Feder von „Räuber Hotzenplotz“.

Otfried Preußler stammte aus Reichenberg, heute Liberec in Tschechien. Nach Krieg und fünfjähriger Gefangenschaft landet er als Heimatvertriebener in Bayern. Während seines Lehramtsstudiums verdient er sich sein Geld als Lokalreporter und mit Beiträgen für den Kinderfunk. Es folgen Erzählungen und „nebenbei“ die ersten Kinderbücher. Bereits vor 1945 war Otfried Preußler als Lyriker und Schriftsteller in Erscheinung getreten. Sein Verhältnis zum NS-Staat war zunächst gelinde gesagt nicht ablehnend, verändert wurde das durch die eigenen Kriegserfahrungen.

Schon seine Kindergeschichten können sich als Konsequenz solcher Erfahrungen deuten lassen. Denn häufig geht es Außenseiter, Figuren, die anders leben möchten oder wie die kleine Hexe nicht ihrem verpassten Stigma entsprechen. Am deutlichsten wird das aber bei seinem 1971 erschienen Roman „Krabat“. Das auf eine sorbische Sage basierende Werk erzählt die Geschichte eines Müllerlehrlings, der, ebenso wie die anderen Lehrlinge und Gesellen, von ihrem Meister in die schwarze Kunst eingeweiht werden, dadurch Magie erhalten, aber die eigene Freiheit und Selbstbestimmung einbüßen. Otfried Preußler hat das Buch als „meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation bezeichnet.“ Es sei die Geschichte „aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“

Krabat ist im Rahmen der Veranstaltungsreihe am Freitag, 3. November, ein eigener Abend gewidmet. Um 19.30 Uhr präsentiert die Schauspielerin Franziska Bauer das Werk in einer „Erzählreise nach Otfried Preußler“ in der Humboldt-Bibliothek. Und bereits am Mittwoch, 25. Oktober wird am gleichen Ort die aktuell erschienene Otfried Preußler-Biografie „Ein Leben in Geschichten“ des Journalisten Tilmann Spreckeisen vorgestellt. Der Autor spricht dazu ab 19.30 Uhr mit Wolfgang Hörner vom Galiani Verlag.

Die Ausstellung in der Humboldt-Bibliothek ist bis 18. November von Montag bis Freitag von 11 bis 19, Sonnabend 11 bis 16 Uhr zu sehen. Mehr Informationen gibt es auf https://bwurl.de/19m5

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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