„Ein Erlebnis, das man nicht braucht“
Interview mit der SPD-Abgeordneten Bettina König über ihre Corona-Erkrankung
Im Abgeordnetenhaus hat die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Bettina König am 13. Januar von ihrer überstandenen Corona-Krankheit berichtet. Knapp einen Monat zuvor war die Reinickendorfer Abgeordnete positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Sie hatte sich mit der Omikron-Variante infiziert. Über ihre Erfahrungen sprach sie mit Berliner Woche-Reporter Thomas Frey
Frau König, die wichtigste Frage zuerst. Wie geht es Ihnen?
Bettina König: Wieder ganz gut. Außer, dass ich noch etwas heiser bin.
Wissen Sie, wo Sie sich angesteckt haben?
Bettina König: Ja, es muss bei einem privaten Abendessen in der eigenen Wohnung mit meinem Mann und drei Freunden passiert sein. Dabei waren wir alle mindestens zwei Mal geimpft, eine Person sogar schon drei Mal. Außerdem haben wir uns vor dem Treffen getestet.
Wann haben Sie erfahren, dass Sie infiziert sind?
Bettina König: Am darauf folgenden Mittwoch, dem 15. Dezember. Es ging mir nicht gut, Heiserkeit und Husten, deshalb habe ich einen Test gemacht. Auch weil am nächsten Tag eigentlich meine Booster-Impfung anstand. Da tauchten dann diese zwei Balken auf dem Röhrchen auf. Ein folgender PCR-Test ergab das gleiche Ergebnis.
Wie verlief die Krankheit danach?
Bettina König: Ich zeigte viele Corona typische Symptome. Neben der Erkältung auch Müdigkeit. Zwei Wochen ging das so, also auch über Weihnachten. Mein Mann und meine Tochter wurden ebenfalls angesteckt, wenn auch nur leicht. Ich habe versucht, mich in der Wohnung zu separieren, was aber nicht ganz einfach, teilweise unmöglich war.
Sie sind, zum damaligen Zeitpunkt, eine der frühen Infizierten mit der Omikron-Variante des Coronavirus gewesen …
Bettina König: Das bekam ich erst durch das Labor mitgeteilt. Durch den Omikron-Befund wurde einiges in der Vorgeschichte zumindest nachvollziehbarer. Diese Mutante lässt sich anscheinend erst nach einigen Tagen nachweisen, in denen aber von einer infizierten Person bereits eine Ansteckung ausgeht. Die Gäste bei meinem Abendessen hatten auch nach meinem Befund noch keine Symptome. Nachdem sie sich getestet hatten, waren zwei aber ebenfalls positiv.
Wie schauen Sie auf die vergangenen Wochen zurück?
Bettina König: Auf ein Erlebnis, das es nicht braucht. Und natürlich war es ärgerlich, dass ich mich wenige Tage vor der dritten Impfung angesteckt habe. Als ich dafür den Termin machte, galt noch die Vorgabe, frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung könnte jemand geboostert werden. Kurz darauf wurde diese Frist auf fünf Monate verkürzt. Ich habe überlegt, ob ich die Auffrischung vorziehen soll, es dann aber gelassen. Im Nachhinein betrachtet wäre der Krankheitsverlauf wahrscheinlich weniger schwer ausgefallen. Andererseits denke ich, weil ich schon zwei Mal geimpft war, ist mir noch Schlimmeres erspart geblieben.
Nach dieser persönlichen Erfahrung mit der Corona-Erkrankung, was ist im Umgang mit dem Virus verbesserungswürdig?
Bettina König: Verbesserungswürdig ist, wie das bei den PCR-Tests läuft. Ich bin nach meinem positiven Schnelltest ins landeseigene Testzentrum für Reinickendorf am Senftenberger Ring gefahren, um das Ergebnis per PCR nachprüfen zu lassen. Nach meinem Eindruck wurde ich dort, wie auch andere Menschen, nicht wirklich ernst genommen. Etwa nach dem Motto: Nur wegen etwas Erkältung müsse jemand nicht gleich hier erscheinen.
Auch der Ton war nicht gerade freundlich. Manche sind nach der eher rüden Ansprache wieder gegangen. Inzwischen gibt es außerdem das Problem, dass die kostenlosen PCR-Testzentren überlaufen sind. Bei privaten Anbietern kostet der Test eine Menge Geld. Naheliegend wäre eigentlich, dass das Land Berlin auch dort die Testkosten übernimmt und mit Arztpraxen kooperieren sollte, die dieses Angebot machen. Zu diesem Thema werde ich auch Anfragen im Abgeordnetenhaus stellen.
Nach dem, was Sie erlebt haben, gibt es überhaupt eine Sicherheit vor Corona?
Bettina König: Durchgehend sicher nicht. Aber je mehr Impfschutz jemand hat, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs. Deshalb appelliere ich auch, die Impfangebote anzunehmen. Meine Beobachtung ist, dass sich noch immer viele Menschen sehr leichtsinnig in der aktuellen Situation bewegen. In Sachen Homeoffice könnte noch mehr passieren. Dass bei Veranstaltungen jetzt eine Maskenpflicht vorgeschrieben ist, finde ich gut. Ebenso wie die Vorgabe eines FFP2-Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Nahverkehr. Daran werden sich nicht alle halten, aber es erhöht den Druck, dem Folge zu leisten.
Eigentlich sollte eine Maske auch bei privaten Zusammenkünften in Innenräumen getragen werden. Aber zugegeben, das ist nicht besonders kommunikativ. Meine Treffen sind inzwischen nach draußen verlagert. Zum Beispiel bei Spaziergängen am Tegeler Fließ. Und ja, wir haben die Einschränkungen inzwischen alle satt. Aber wir müssen noch einmal durchhalten und auf Besserung im Frühjahr hoffen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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