Vom Kastanienwäldchen zum Vereinslokal
Kult-Wirt Norbert Raeder hat Füchse-Gaststätte an der Kopenhagener Straße übernommen

Daumen nach oben. Norbert Raeder auf der Terrasse seines neuen Lokals. | Foto:  Thomas Frey
4Bilder
  • Daumen nach oben. Norbert Raeder auf der Terrasse seines neuen Lokals.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Eigentlich wollte sich Norbert Raeder nach dem erzwungenen Aus für seine bisherige Kneipe „Kastanienwäldchen“ eine längere Auszeit gönnen. Daraus wurde nichts. Der 55-Jährige ist inzwischen wieder im Tresenbetrieb.

Der Wirt und Bezirksverordnete (parteilos, für CDU) bewirtschaftet jetzt die Vereinsgaststätte der Füchse Berlin an der Kopenhagener Straße. Nach nur kurzer Vorbereitung wurde vom 7. bis 9. März die Eröffnung mit drei Tanzabenden gefeiert. Das Lokal an der Kopenhagener Straße 33 heißt jetzt „Füchse-Wäldchen Club Lounge“. Der Name steht für die Vergangenheit, ebenso für die Zukunft. Klassiker aus dem Kastanienwäldchen sollen hier unter dem besonderen Label einer Vereinsgaststätte weitergeführt werden.

So schwer sei das nicht, sondern biete vor allem neue Möglichkeiten, sagt Norbert Raeder. Schon das Publikum sei teilweise das gleiche. Viele seiner bisherigen Gäste seien Mitglieder der Füchse. Seine Veranstaltungen ließen sich auch gut in das Vereinsleben integrieren. Für die kommenden Wochen kündigt er zum Beispiel einen Karaoke-Abend oder ein Quiz an. Da könnten dann auch verschiedene Abteilungen des Sportvereins gegeneinander antreten. Und die Tanzgruppe habe es ebenfalls nicht weit vom Übungsraum bis zum Auftritt. Auch besondere Veranstaltungen an Feiertagne und Festen wie Ostern oder Halloween seien hier machbar. „Inzwischen ärgere ich mich fast, dass ich nicht schon zur Faschingszeit hier eingestiegen bin.“

Das Fuchslokal zu übernehmen, entschied sich allerdings kurzfristig. An Angeboten habe es nicht gefehlt. Ungelogen etwa 40 Offerten seien bei ihm eingegangen, erzählt Norbert Raeder. Gaststätten „bis nach Köpenick“, hätte er übernehmen sollen. Der Pfarrer der Kirchengemeinde Reinickendorf-Ost habe angeboten, Räumlichkeiten für Raeders Tanzabende bereitzustellen. Und viele Vereine seien an ihn herangetreten, ihre Gasstätte zu übernehmen. Sie hätten es besonders schwer, einen Betreiber zu finden.

Auch das Lokal der Füchse hatte seit zwei Jahren keinen Pächter. Der Verein habe schon überlegt, auf Automatenbetrieb umzustellen. Raeder sei vor einigen Wochen zufällig auf dem Gelände gewesen und dort wie ein alter Bekannter begrüßt worden. Viele Menschen kannten ihn aus dem Kastanienwäldchen. Mit Füchse-Vorstand Cederic Haß und Katrin Schultze-Berndt, ehemalige Reinickendorfer Bezirksstadträtin und im Verein zuständig für Infrastruktur und Projektentwicklung, sei er sich danach sehr schnell einig geworden. Ein letzter Grund für Norbert Raeder, hier neu anzufangen, war die Nähe zu seinem bisherigen Kiez. Das Fuchsterrain liegt nur eine U-Bahnstation vom Franz-Neumann-Platz entfernt, wo sich das Kastanienwäldchen befindet, das er zum Jahresende aufgeben musste, weil der Eigentümer eine deutlich höhere Miete verlangte. Diese Steigerung habe er schon wegen seiner Kundschaft nicht akzeptieren können, erklärt Raeder. Das Kastanienwäldchen ist unter Norbert Raeders Ägide immer mehr als nur eine Kneipe gewesen: Es war ein Treffpunkt, Anlaufstelle, sozialer Ort – eine Institution.

Was aus der Immobilie wird, ist unbekannt. Derzeit tut sich nichts. „Wenn ich daran vorbeigehe, könnte ich heulen“, sagt Norbert Raeder. Er wünsche sich, dass sich ein Betreiber findet, der die bisherige Tradition wieder aufnimmt.

Dann richtet er den Blick aber schnell zurück auf seine neue Aufgabe. Er wünsche sich, dass die „Füchse-Wäldchen Club Lounge“ zum wichtigen Bestandteil des Vereinslebens werde und die Gäste sich dort wohlfühlen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 275× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 910× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 256× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.