Reinickendorf weist Vorwürfe zurück
Bezirksamt lehnt Wahlwiederholung ab

Der Weg ins Wahllokal war auch in Reinickendorf teilweise beschwerlich. Die Bundestagswahl habe aber nach den rechtlichen Vorgaben stattgefunden, sagt das Bezirksamt. | Foto:  Christian Hahn
  • Der Weg ins Wahllokal war auch in Reinickendorf teilweise beschwerlich. Die Bundestagswahl habe aber nach den rechtlichen Vorgaben stattgefunden, sagt das Bezirksamt.
  • Foto: Christian Hahn
  • hochgeladen von Thomas Frey

Bundeswahlleiter Georg Thiel hat eine Wahlwiederholung in sechs von zwölf Berliner Bundestagswahlkreisen gefordert, darunter Reinickendorf. Das Bezirksamt sieht dafür indes keinen Anlass.

Auf Anfrage der Berliner Woche stellte das Bezirksamt in einer Stellungnahme heraus, dass Georg Thiel seine Forderung unter anderem damit begründet habe, dass es in einigen Wahlbezirken wegen fehlender Stimmzettel zu einer Unterbrechung der Wahl gekommen sei. Für Reinickendorf gelte das nicht. Berichte, die sich in diesem Zusammenhang auf den Bezirk bezogen hätten, seien falsch. Im Reinickendorfer Bundestagswahlkreis 77 habe die Wahl zu keinem Zeitpunkt ausgesetzt werden müssen. Vielmehr sei es nur in einigen Wahllokalen zu Wartezeiten und einer "Wahlhandlung nach 18 Uhr" gekommen.

Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten zwischen dem Bundeswahlleiter und dem Bezirksamt. Georg Thiel habe behauptet, dass Wartezeiten von mehr als 15 oder 30 Minuten unzumutbar wären. Das Bezirksamt erklärte dagegen, dass es keine "rechtliche Normierung", also eine festgelegte Höchstgrenze, für die Dauer von Wartezeiten gebe. Deshalb sei es nach seiner Meinung nicht nachvollziehbar, wie der Bundeswahlleiter auf einen Zeitrahmen von 30 Minuten komme.

Auch in Reinickendorf gab es zum Ende des Wahltags um 18 Uhr noch Schlangen vor mehreren Wahllokalen. Wo dies der Fall gewesen sei, hätten die Wahlvorstände zu diesem Zeitpunkt eine Wahlhelferin oder Wahlhelfer an das Ende der Schlange geschickt. Dadurch wurde gewährleistet, dass alle Menschen, die vor 18 Uhr erschienen waren, ihre Stimme abgeben konnten. Wer danach kam, sei dagegen abgewiesen worden. Bei diesem Vorgehen habe das Bezirkswahlamt nach den Vorgaben der Bundeswahlordnung gehandelt und damit der rechtlichen Grundlage "voll entsprochen".

Alle Wahlvorstände der betroffenen Wahllokale hätten außerdem berichtet, dass trotz der Schlangen nicht wahrgenommen wurde, dass Wählerinnen und Wähler ihre Stimmabgabe aufgegeben hätten, also ohne Wahlvorgang wieder nach Hause gegangen seien. Vielmehr könne davon ausgegangen werden, dass ihnen die Wahl so wichtig gewesen sei, "dass sie auch Wartezeiten in Kauf genommen haben".

Während diese Angaben auf Wahrnehmungen beruhen, ist ein Fakt, dass die ersten Wahlprognosen zum Ausgang der Wahl um 18 Uhr bekannt gegeben wurden als aber noch viele Menschen nicht gewählt hatten. Das ist zumindest kein optimales Timing.

Der Bundeswahlleiter hält auch deshalb eine Wahlwiederholung im Wahlkreis Reinickendorf für notwendig, weil das Bundestagswahlergebnis relativ knapp ausgefallen ist. Dies stelle "per se" aber keine ausreichende Begründung für eine Nachzählung dar, findet das Bezirksamt. Monika Grütters (CDU) habe 1788 Stimmen oder 1,4 Prozentpunkte mehr erhalten als SPD-Direktkandidat Torsten Einstmann.

Trotz dieser Argumente weiß natürlich auch das Bezirksamt, dass eine Wahlwiederholung nicht ausgeschlossen ist. Im letzten Satz der Stellungnahme heißt es daher: "Die mit der Wahlprüfung beauftragten Organe werden nach der abgeschlossenen Prüfung zu der Entscheidung kommen, ob Nachwahlen durchgeführt werden oder nicht."

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 537× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 825× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 802× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.183× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.