„Niemand soll länger als 14 Tage warten“
Bürgermeister Uwe Brockhausen über Anforderungen an die Verwaltung, Wohnungsbau und Klimaschutz
Uwe Brockhausen (SPD) ist seit 24. November neuer Bürgermeister von Reinickendorf. Zuvor amtierte er zehn Jahre als Stadtrat, fünf davon als stellvertretender Bezirksbürgermeister. Über seine Rolle als Rathauschef und die „Reinickendorfer Ampel" sprach mit ihm Berliner Woche-Reporter Thomas Frey.
Wo steht Reinickendorf zum Jahreswechsel 2021/22?
Uwe Brockhausen: Reinickendorf ist ein schöner und vielfältiger Bezirk. Das kann aber noch besser vermittelt werden. Der Bezirk steht vor vielen Herausforderungen, gleichzeitig bieten sich eine Menge Chancen. Ich bin überzeugt: Reinickendorf kann Berlins Zukunftswerkstatt für urbanes Leben werden.
Was sind die wichtigsten Aufgaben, die Sie angehen wollen?
Uwe Brockhausen: Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt muss es um bezahlbaren Wohnraum gehen. Das bezieht sich nicht nur auf Großprojekte wie das Schumacher-Quartier. Es geht auch um weitere Neubauprojekte und behutsame Nachverdichtung. Ich denke da an die Neuen Holländerhöfe mit rund 250 neuen Wohnungen sowie die Neubauten und Nachverdichtung der Vonovia im Ziekowkiez für 560 Wohnungen.
Klimaschutz ist natürlich ein Schwerpunkt. Damit Reinickendorf seinen Beitrag leistet, wird bei der bezirklichen Klimaschutzbeauftragten eine Klimaleitstelle etabliert. Sie soll Entscheidungen begleiten, Auswirkungen auf das Klima prüfen, Empfehlungen geben und bei Bedarf klimafreundlichere Alternativen vorschlagen.
Ganz wichtig ist mir eine leistungsstarke, bürgernahe Verwaltung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamtes leisten hervorragende Arbeit. Mein Ziel ist es, das Versprechen des Senats einzulösen, dass niemand länger als 14 Tage auf seinen Termin im Amt warten muss. Doch dazu bedarf es einer entsprechenden personellen, finanziellen und auch technischen Ausstattung der Bezirke.
Wenn von Reinickendorf die Rede ist, dann vor allem im Zusammenhang mit der Zukunft des Tegeler Flughafengeländes. Etwa zuletzt im Koalitionsvertrag der rot-grün-roten Landesregierung...
Uwe Brockhausen: ...Dort steht aber zum Beispiel auch, dass die Verlängerung der U-Bahnlinie 8 ins Märkische Viertel auf Machbarkeit geprüft wird. Das bestärkt uns in unserer Haltung: Wer den ÖPNV attraktiver machen will, muss entsprechende Angebote machen.
Aber es ist richtig, Tegel bedeutet ein Milliarden-Projekt, von dem die umliegenden Quartiere profitieren und an dem wir insgesamt durch Förderprogramme, aber auch davon, was dort entstehen soll, partizipieren können: ein Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort, ein neues Wohnviertel, Natur- und Freizeitflächen. Tegel ist das wichtigste Infrastrukturvorhaben in Berlin und eine große Chance für Reinickendorf.
Die Ampel-Fraktionen in der BVV haben bisher die Wahl der CDU-Stadtratskandidatin Emine Demirbüken-Wegner verhindert. Die Union wiederum hat ihre beiden weiteren Bewerber noch nicht zur Abstimmung gestellt. Wie stehen Sie zu diesen Auseinandersetzungen?
Uwe Brockhausen: Die Wahl der Stadträte liegt bei der BVV. Vorgeschlagene Kandidaten brauchen dort das Vertrauen und müssen eine Mehrheit finden. Ich möchte betonen, dass ich mir als Bürgermeister natürlich so schnell wie möglich ein vollständiges Bezirksamtsteam wünsche. Es wartet viel Arbeit. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Fraktionen seriös über alle Möglichkeiten diskutieren, damit es bei der nächsten BVV-Sitzung am 12. Januar eine Lösung gibt.
Was sind Ihre Wünsche und Hoffnungen für das neue Jahr?
Uwe Brockhausen: Natürlich wünsche ich uns allen ein glückliches und vor allem gesundes neues Jahr. Ich sehe Reinickendorf gut vorbereitet, um erfolgreich zu sein. Auch 2022 wird im Zeichen der Pandemie stehen. Ich wünsche mir, dass die Krankenhäuser und Pflegekräfte nicht überlastet werden. Ich denke an unsere Beschäftigten im Gesundheitsamt, die inzwischen wieder von weiteren Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung sowie der Bundeswehr unterstützt werden. Ich möchte aber allen Reinickendorferinnen und Reinickendorfern hohen Respekt zollen, die Tag für Tag, sei es im Supermarkt, in den Schulen und Kitas oder anderswo dafür sorgen, dass unser Gemeinwesen funktioniert. Dafür meinen herzlichen Dank.
Um Corona endlich zu besiegen, ist das Impfen für mich der entscheidende Hebel. Wie schon im vergangenen Jahr ist der Bezirk bereit, dem Senat auch 2022 niedrigschwellige Impfangebote in Einkaufszentren, -straßen oder Kiezen vorzuschlagen. Denn Impfen ist nicht nur Selbstschutz, sondern auch ein Beitrag zur Solidarität gegenüber seinen Mitmenschen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.