Erste Bilanz und Ausblick: Stadtrat Tobias Dollase ist seit 100 Tagen im Amt
Reinickendorf. 100 Tage Amtszeit markieren oft den Zeitpunkt für eine erste Bilanz. Auch der neue Reinickendorfer Stadtrat für Jugend, Familie, Schule und Sport Tobias Dollase (parteilos für CDU) kann inzwischen auf drei arbeitsintensive Monate zurückblicken.
Vielleicht hat er noch nicht jedem seiner insgesamt 419 Mitarbeiter im Jugend-, Schul- und Sportamt schon einmal die Hand geschüttelt – wohl aber den meisten. Denn Tobias Dollase ist viel unterwegs. Nicht nur in „seinen“ Abteilungen des Reinickendorfer Bezirksamtes – auch etliche Schulen, Sportvereine, Familientreffs, kommunale und freie Jugendfreizeitstätten hat er in den vergangenen Wochen besucht. „Der Amtszuschnitt funktioniert gut“, sagte Dollase jetzt bei einem Pressegespräch anlässlich der ersten 100 Tage als Reinickendorfer Stadtrat. „Wir haben die Ressorts ja neu so zusammengestellt, und ich finde, es passt.“ Als ehemaliger Spitzenleichtathlet und aktueller Vorsitzender der Sportjugend Berlin – in der 250.000 Kinder und Jugendliche organisiert sind – bringt Dollase in den Bereichen Sport und Jugend einiges an Erfahrung mit. In andere Aufgabenfelder hat er sich erst einarbeiten müssen, zeigt sich mit seinem Fortschritt aber zufrieden. Und optimistisch, was die Zukunft seiner Verwaltung betrifft. „Mit einem Etat von 181 Millionen Euro können wir arbeiten.“
Weniger positiv fällt sein Urteil aus, wenn es um den Zustand der 54 Reinickendorfer Schulen geht: „Wir legen großen Wert auf die Funktionstüchtigkeit unserer Bildungseinrichtungen, und ich kann sagen, dass wir keinen einzigen Totalschaden haben. Allerdings hat der Gebäudescan insgesamt einen Sanierungsbedarf in Höhe von 409 Millionen Euro ergeben.“ Was den Stadtrat wurmt, ist ein bislang ausstehendes Signal seitens der Senatsverwaltung, mit wie viel Geld Reinickendorf rechnen kann. „Wir wissen immer noch nicht, welche Summe wir für die Sanierungen bekommen“, so Dollase. „Dabei sitzen wir wie auf Kohlen, denn wir können ja erst Aufträge für Baumaßnahmen erteilen, wenn klar ist, welche Mittel uns zur Verfügung stehen.“ Sanierungsbedarf gebe es an sämtlichen Reinickendorfer Schulen, sagte der Stadtrat. Oberste Priorität hätten aber das Romain-Rolland-Gymnasium, die Thomas-Mann- und die Bettina-von-Arnim-Schule.
Auf der persönlichen Prioritätenliste von Tobias Dollase findet sich ein Thema, das erst auf den zweiten Blick mit seinen Ressorts zu tun hat: das Schumacher Quartier, das nach der Tegel-Schließung auf Teilen des Flughafengeländes entstehen soll. „Ich würde gern ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Schulplanung fürs neue Wohngebiet geht. Außerdem muss es in einem Quartier für bis zu 10.000 Menschen unbedingt genügend Kinder- und Jugendeinrichtungen geben.“
Dollase: Für die Jugendverkehrsschulen wird Personal benötigt
Ebenfalls auf der Agenda hat der Stadtrat die Zukunft der Jugendverkehrsschulen – abermals sieht er den Senat in der Pflicht. „Der Verkehrsunterricht ist im neuen Koalitionsvertrag festgeschrieben. Also muss die Regierung auch für dessen Finanzierung sorgen.“ Der Knackpunkt liegt beim Personal, das der Bezirk im Augenblick über ABM-Projekte, Honorarkräfte oder andere, zeitlich befristete und versicherungstechnisch bisweilen bedenkliche Verhältnisse finanziert. „Wir brauchen in den Jugendverkehrsschulen verlässliche, fest angestellte Kräfte. Mit zwei Stellenzusagen wären wir schon deutlich weiter.“
Nicht zuletzt hat Tobias Dollase einige Ideen für den Sportbereich, der ihm naturgemäß besonders am Herzen liegt. So plant er einen „Reinickendorfer Sportkalender“, in dem Vereine sich und ihre Angebote bekannter machen können. Turniere, Laufveranstaltungen, Feste – das alles soll der Online-Kalender übersichtlich auflisten. Außerdem will der Stadtrat künftig einmal im Jahr ein Reinickendorfer Sportgespräch anberaumen und dazu Abgesandte aller rund 200 Vereine, aber auch Vertreter aus Politik und Wirtschaft einladen. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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