Streit um Anti-Gewalt-Bank in Reinickendorf
Opposition wirft CDU geführtem Bezirksamt Opportunismus vor
Seit 11. Dezember steht vis a vis des Rathauses eine „Orange Bank“. Sie ist laut Bezirksamt an die Kampagne „Orange the World“ angelehnt und soll auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam machen.
Das Symbol und seine Intention sind weitgehend unbestritten. Trotzdem gibt es Ärger um die Bank. Dabei geht es um die Geschichte ihrer Entstehung, den aktuellen Umgang mit ihr und auch um die Farbe. Warum jetzt Orange, anstatt wie früher gefordert in Rot?
Vor gut einem Jahr habe es bereits einen Antrag der Fraktionen von SPD und Grünen sowie den beiden FDP- und dem Linke-Bezirksverordneten Felix Lederle in der BVV gegeben, der das Aufstellen einer damals roten Bank gefordert habe, erinnerten die Sozialdemokraten anlässlich der aktuellen Bank-Installation. Der Antrag sei am 8. November 2023 abgelehnt worden. Die CDU habe unter anderem deshalb dagegen gestimmt, weil nach ihrer Ansicht keine einzige Gewalttat durch dieses Sitzmöbel verhindert werde. Inzwischen halte aber zumindest das CDU geführte Bezirksamt die Idee anscheinend für doch nicht so schlecht, wenn auch jetzt in Orange.
Für die Farbe Rot hätten sich die Antragsteller deshalb ausgesprochen, weil sie an das 2016 in Italien entstandene Projekt „La Panchina Rossa“ erinnert. Ausgehend von dieser Kampagne gebe es mittlerweile in Tempelhof-Schöneberg, Treptow-Köpenick, Spandau oder Charlottenburg-Wilmersdorf auf diese Weise kolorierte Bänke.
Die Entscheidung des Bezirksamtes für Orange, so suggeriert der Text, sollte wohl dazu diesen, dass sich Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner und Stadträtin Julia Schrod-Thiel (beide CDU) „zu Symbolfiguren im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen machen wollen“. Dazu passe auch, dass die Bezirksverordneten zur symbolischen Einweihung der Bank nicht eingeladen wurden. Außerdem wurde daran erinnert, dass die Antragsteller für das Aufstellen „ihrer“ Bank Geld eingeworben hätten. Die CDU habe ihr Nein zum damaligen Antrag auch mit Finanzierungsproblemen begründet. David Jahn (FDP) hatte deshalb angeregt, aus den Reihen der Bezirksverordneten Spenden zu sammeln, wofür der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Valentin einen erfolgreichen Aufruf gestartet habe.
„Wir sind von der Vorgehensweise des Bezirksamtes sehr enttäuscht“, erklärte Valentins Fraktionskollegin Angela Budweg. Zum einen wegen der Ablehnung des ursprünglichen Antrags und der daraus entstehenden „symbolisch-opportunistischen Politik“ seiner CDU-Mehrheit und wegen der fehlenden Kommunikation mit Mitgliedern der Bezirksverordnetenversammlung.
Immerhin in einem scheinen sich beide Seiten einig zu sein. Es braucht einen noch stärkeren Einsatz gegen Gewalt an Frauen und Mädchen und seiner Ursachen. Und dabei ist es am Ende auch egal, ob der unter orangen oder roten Vorzeichen stattfindet.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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