Der Senat war zu Gast in Reinickendorf
Tour durch die Lebenswirklichkeit von Menschen im Norden Berlins
Der Reisebus, der am 26. November ab der Mittagszeit durch den Bezirk fuhr, hatte hochkarätige Fahrgäste. An Bord befanden sich nahezu alle Mitglieder des Berliner Senats, angeführt vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Außerdem das vollständige Reinickendorfer Bezirksamt.
Die Landesregierung war auf Besuch im Berliner Norden. Solche Bezirksvisiten gab es bereits in der Vergangenheit, meistens einmal in einer Legislaturperiode. Sie sollen dem direkten Austausch dienen, auch den speziellen Fragen und Problemen vor Ort. Deshalb gehört zum Programm auch in der Regel der Besuch verschiedener Einrichtungen. Auf ihrer Tour besuchten die Senatsmitglieder ein Familiengrundschulzentrum, ein Unternehmen sowie ein Schul-Sportprojekt. Sie alle boten Einblicke in Lebenswirklichkeiten im Berliner Norden. Davor gab es eine gemeinsame Sitzung mit dem Bezirksamt.
Der wegen der Haushaltseinsparungen von der Landesregierung angekündigte Stopp des Schulneubaus in der Cité Foch und der Widerstand des Bezirks gegen diese Entscheidung war ein Thema bei der Sitzung. Auch die schon lange gewünschte und immer wieder ausgesetzte weitere Schule für Reinickendorf-Ost wurde vom Bezirksamt nach eigenen Angaben zur Sprache gebracht. Des Weiteren ging es um die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemalige Flughafen Tegel, um die Situation im Krankenhaus des Maßregelvollzugs oder um den Flughafensee des Bundes, den der Bezirk nicht übernehmen möchte. „Wir wollen ihn nicht“, stellte Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) fest.
Die erste Station der Bustour führte zum Familiengrundschulzentrum der Lauterbach-Grundschulen am Senftenberger Ring im Märkischen Viertel. In der Mehrzahl deshalb, weil außer der Grundschule, die rund 500 Kinder besuchen, auch das Sonderpädagogische Förderzentrum mit weiteren 100 Schülerinnen und Schülern dazugehört. Das Märkische Viertel sei „kinderreich und arm“, erklärte Schulleiterin Petra Alex den Senatsmitgliedern. 50 Prozent der Familien seien auf staatliche Transferleistungen angewiesen. Umso wichtiger sei deshalb die Arbeit im Familiengrundschulzentrum, weil hier auch die Eltern angesprochen und beteiligt werden können. Die Kinder werden dort unter anderem durch das Projekt „Mitlernen. Mitkommen“ unterstützt. Es bietet beispielsweise Hausaufgabenhilfe und Unterstützung beim Lernen, ebenso wie Fördern der Sprachkompetenz.
Ein Vorzeigebeispiel für die Reinickendorfer Wirtschaft ist die Berliner Seilfabrik in der Lengeder Straße. Das 1865 gegründete Familienunternehmen stellt nicht nur Seile her, sondern ist mittlerweile einer der größten Spielgerätehersteller weltweit. Seine Seilspielzeuge finden sich in mehr als 50 Ländern in Freizeitparks, Shoppingcentern, Hotels, natürlich auch an öffentlichen Orten, ganz konkret auf vielen Berliner Spielplätzen. Beim Senatsbesuch gab es einen Einblick in die nachhaltige Produktion, etwa aus Bambus, Aluminium oder recyceltem Stahl. 150 Menschen arbeiten im Reinickendorfer Stammwerk, weitere 15 in einer Dependance in den USA, sagte Marketingchefin Julia Köhler. Sie ist die Frau von David Köhler, der zusammen mit seinem Vater Karl-Heinz Köhler die Firma führt. Gibt es bestimmte Themen, die das Unternehmen an die Mitglieder der Landesregierung adressieren möchte? Julia Köhler nannte neben den bekannten Problemen, etwa die überbordende Bürokratie ein besonderes Anliegen. Berlin sollte nicht am Ausbau und der Sanierung von Spielplätzen sparen.
Die Tour endete in der Sporthalle der Mark-Twain-Grundschule an der Auguste-Viktoria-Allee. Seit Sommer befindet sich dort der erste Standort im Bezirk für das Projekt „Sport vernetzt“. Die Initiative wurde 2021 vom Verein ALBA Berlin gestartet. Ihr Ziel ist Kinder und Jugendlichen niederschwellig Sport und Bewegung nahezubringen und das besonders in Gebieten mit besonderen sozialen Herausforderungen. „Sport vernetzt“ wird von gleich drei Senatsverwaltungen gefördert, der für Inneres und Sport von Iris Spranger (SPD), Bildung von Katharina Günther-Wünsch (CDU) und Stadtentwicklung unter Christian Gaebler (SPD). Schon deshalb war diese Visite eher ein Wohlfühltermin und Werbung in eigener Sache. Einschließlich aktiver Beteiligung bei einigen Wettspielen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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