Unangemeldete Kontrollen: Politiker streiten über Umgang mit Tagesmüttern

Reinickendorf. Nach dem Willen der CDU-Fraktion und des Einzelverordneten Michael Schulz soll das Jugendamt die Möglichkeit bekommen, unangemeldet bei Tagesmüttern Kontrollen vorzunehmen.

Der Antrag wurde von dieser Mehrheit der Bezirksverordneten am 10. Juni verabschiedet. Tagesmütter sind Privatpersonen, die gegen Entgelt in ihren Wohnungen Kinder betreuen. Für viele Eltern ist das eine preisgünstige und praktische Alternative zur Kita. Allerdings muss das Jugendamt, will es die Wohnung einer Tagesmutter in Augenschein nehmen, dies zwei Wochen zuvor ankündigen. Das geschieht einmal im Jahr. Das Amt erteilt auch die Pflegeerlaubnis.

Laut Kerstin Köppen, jugendpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung, sei das mit diesem Verfahren einhergehende Vertrauen in die Betreuungsperson auch in den meisten Fällen gerechtfertigt. Allerdings reiche es nicht, um eventuell doch in diesem Bereich tätige schwarze Schafe herauszufiltern. „Das Kindeswohl muss an erster Stelle stehen“, so Köppen. So sehen es auch der Bezirkselternausschuss für die Kitas und der Einzelverordnete Michael Schulz. „Eine Kontrolle, die 14 Tage zuvor angekündigt wird, ist keine Kontrolle“, sagt Schulz.

Vor der Entscheidung am 10. Juni hat sich auch der Jugendhilfeausschuss mit dem Thema befasst. Und dort verwiesen die Experten insbesondere auch der freien Träger, die Kinder- und Jugendarbeit leisten, darauf, dass unangemeldete Kontrollen schon am Grundgesetz scheitern würden, nämlich am Grundsatz der Unverletzlichkeit der Wohnung. Die kann nur ihre Wirkung verlieren, wenn es einen konkreten Verdacht auf Verletzung des Kindeswohls gibt.

An dieser grundsätzlichen rechtlichen Frage richteten SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihr Stimmverhalten aus, die beide gegen den CDU-Antrag stimmten. „Die Mehrheit macht es nicht besser“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Gilbert Collé. Sein Grünen-Kollege Torsten Hauschild sieht es genauso: „Mal sehen, was das Rechtsamt damit macht.“

CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 139× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 805× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 131× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.