Wichtiger denn je: Gedenkveranstaltung für die Mauertoten an der Klemkestraße
Reinickendorf. Am Donnerstag, 13. August veranstalten die CDU-Kreisverbände Reinickendorf und Pankow anlässlich des 54. Jahrestages des Mauerbaus an der Klemkestraße bereits zum 17. Mal eine Gedenkveranstaltung für die Mauertoten.
Genau an diesem Ort war am 29. April 1962 Horst Frank bei einem Fluchtversuch angeschossen worden und später im Krankenhaus verstorben. Ihm zu Ehren hatten im Jahr 1976 Horst Faber, Uwe Grosse und der bereits verstorbene Christoph Höhnig an dieser Stelle ein Gedenkkreuz aufgestellt, bevor im Jahr 2013 auch die S-Bahnbrücke in der Klemkestraße, ehemals als Sieben Brücken bekannt, den Namen Horst-Frank-Brücke bekam.
„Für meine Freunde und mich war es ein Bedürfnis, dieses Kreuz hier aufzustellen, weil Horst Frank in unserem Alter war und er genau an dem Tag erschossen wurde, an dem ich meinen 21. Geburtstag gefeiert habe“, erklärt Horst Faber eindringlich seine damaligen Beweggründe. „Auch deshalb dürfen wir, dürfen die jungen Leute heutzutage, niemals vergessen: Es gab Menschen, die sterben mussten, nur weil sie in Freiheit leben wollten.“
Auch Uwe Grosse plagen viele, bedrückende Erinnerungen, die sein Bedürfnis, das Gedenkkreuz zu errichten, sehr nachvollziehbar machen: So stand an einem Tag, an dem er mal wieder Menschen bei der Flucht geholfen, in dem er für sie den Stacheldraht hochgehoben hatte, damit „die armen Seelen darunter hindurch kriechen konnten“, plötzlich ein Volkspolizist vor ihm, der Grosse einen Gewehrlauf in den Bauch drückte und drohte: „Wenn Du das noch mal machst, leg’ ich Dich um“.
Im Jahr 2011 sind wenige Meter vom Gedenkkreuz entfernt Stelen errichtet worden, die in Wort und Bild an die Getöteten erinnern. Leider wurden diese Gedenktafeln unlängst erneut durch Vandalismus stark beschädigt. „Ich hoffe sehr, dass das zuständige Bezirksamt Pankow den Schaden bis zum Gedenktag beheben wird“, sagt die Initiatorin der Gedenkfeier und Vorsitzende der CDU Am Schäfersee, Claudia Skrobek.
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr mit einer Kranzniederlegung und endet gegen 19 Uhr. Als Ehrengast wird Rainer Eppelmann, Bürgerrechtler und Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, zu den Gästen sprechen. Darüber hinaus freut sich Claudia Skrobek sehr darüber, dass mit Pfarrer Christian W.G. Schultze von der Evangelischen Luther-Kirchengemeinde Alt-Reinickendorf und Kaplan Krystian Gwizdala von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Marien auch zwei Kirchenvertreter Worte des Gedenkens finden werden. „In der heutigen Zeit ist so ein Gedenktag wichtiger denn je, weil viele Menschen vergessen und insbesondere viele junge Leute gar nichts über diesen furchtbaren Teil unserer Geschichte wissen“, mahnt Uwe Grosse abschließend.
Für alle Besucher, die aus gesundheitlichen Gründen nicht für längere Zeit stehen können, bieten die Organisatoren entsprechende Sitzmöglichkeiten. Diese können telefonisch unter 496 12 46 reserviert werden. min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.